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Krimis sind oft Durchzugsliteratur - kaum gelesen, schon vergessen.
Das Etikette "Kriminalroman" verdienen nur wenige. Einen "Glücksfall"
gleich am Anfang eines Jahres vorstellen zu können, ist dann schon
bemerkenswert.
IN EISHAUS des Landsitzes Streech Grange wurde eine kaum noch identifizierbare
Leiche gefunden. Bereits zehn Jahre vorher, war die Hausherrin Phoebe Maybury
verdächtigt worden, ihren Mann umgebracht zu haben, der seinerzeit
spurlos verschwunden war. Alle Indizien sprechen gegen sie, vor allem auch
die Meinung der "Leute", wonach Phoebe mit ihren Freundinnen homosexuelle
Neigungen auslebt und eine Hexe sei. Inspector Walsh glaubt, Phoebe nun
endlich überführen zu können, aber dann kommt alles ganz
anders ...
Auf den ersten Seiten scheint Minette Walters ihre Protagonisten
und den Ort der Handlung von Agatha Christie "ausgeborgt" zu haben. Aber
schon bald setzt die Autorin an, mit viel Sinn für Ironie und schwarzem
Humor aufkeimende Erwartungshaltungen quer gegen den Strich zu bürsten.
Immer deutlicher entlarven und enttarnen sich die verschiedenen Verhaltensmuster
als vordergründig, und in die Schubladen "Täter" und "Opfer"
paßt am Ende keine/r mehr so richtig hinein. Verurteilt wird dennoch
jemand, und zwar völlig zurecht - wer? Das werden Sie schneller erfahren,
als Ihnen lieb ist, denn bevor Sie das nicht wissen, können sie mit
dem Lesen der in längen- und einwandfreier Sprache verfaßten
Dialoge gar nicht aufhören.
Weitere Besprechungen zu Werken von Minette Walters siehe:
Büchernachlese-Extra: Minette Walters