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Frei nach Hape Kerkelings einstigem Hit "Das Leben ist ein Quiz - wir
sind nur die Kandidaten" entwickelte Percy Warberger DAS GROSSE SPIEL mit
dem Untertitel IM DICKICHT DER BEGEHRLICHKEITEN. Es beginnt ganz harmlos
mit einem Wasserrohrbruch, der zur Entdeckung eines riesigen Waffenlagers
führt. Der Eigner dieser Wohnung, Jonas Markstein, ist aber gar kein
"böser" Kriegsgewinnler sondern hat sich ganz im Gegenteil
dem Weltfrieden verschrieben. Für den Weltfrieden muß man jedoch
zuweilen ungewöhnliche Wege gehen. Es beginnt eine temporeiche Geschichte
voller Doppel-und Trippelexistenzen, die sich ihren Weg durch die krisengeschüttelten
Metropolen Europas in dem letzten Halbjahr 1994 und dem ersten des Jahres
1995 bahnen. Über den "wirklichen" Überblick verfügen
am Ende vielleicht nur der Superhacker "Calvin" - oder doch eher
Martha Weiland, Jahrgang 1899? Beide sterben noch vor Ende des Romanes,
allerdings nur, um von anderen beerbt zu werden. Es gilt das Paradoxon:
Alle sind austauschbar, alle sind einzigartig. Was unterscheidet Percy
Warberger nun aber von einem Mario Simmel?
In seinem Spiel hat nicht einmal
ein Hauch an Moralinsäuernis Platz. Abgesehen vom halbwegs plausiblen
Fortlauf seiner Kolportage nimmt er nicht einmal sich selber ernst, verbirgt
sich hinter ihm doch ein illustres Autorentrio:
Harald Eggebrecht, Michael
Winter und kein geringerer als Sten Nadolny. Parallel zu den tatsächlichen
Weltereignissen der Jahre 94/95 lieferten sie im Wochenrhythmus ihre Fortsetzungsgeschichten
an das Feuilleton der Süddeutschen ab. Jeder von ihnen mußte
die Vorgaben der anderen berücksichtigen, konnte sie dann aber unvermutete
Haken schlagen lassen. Erstaunlich, daß die Summe dennoch einen in
sich stimmigen Roman ergab, der vielleicht gerade wegen seiner Verrückungen
den Wahrheiten dieser Welt sehr nahe gekommen ist. Diese Form des Schreibens
erlaubte so manch ironischen Seitenhieb. Einige Lacher bleiben allerdings
angesichts der bedrückenden Interpretationen aktueller Nachrichten
auch im Halse stecken. Einzige Mäkelei: Die nicht beseitigten Tippfehler
in den offenbar unredigiert an den Satz weitergeleiteten Manuskriptdisketten.