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Eigentlich hat Real-Satire ja immer etwas von einem makaberen (oder
schlechten) Witz an sich, bei dem einem das Lachen im Halse stecken bleibt.
Zu den Ingredienzien der Real-Satire gehören zumeist Politiker/innen,
die offen von sich geben, was sie denken, ohne vorher deren Ghostwriter
oder andere graue Eminenzen konsultiert zu haben.
Theodor Weißenborn gelang es, die Real-Satire zu einer Kunstform
zu erheben, indem er unter dem Pseudonym Thomas Klausen im Auftrag der
"Initiative für Bürgernahe Politik" u.a. Abgeordneten
des Bundestages Anlaß gab zu zeigen, wes (Un-)Geistes Kind Sie sind.
Das 'Patriotische' Anliegen dieser 'Initiative' sei es "der Entfremdung
des einzelnen Bürgers vom politischen Geschehen entgegenzuwirken"
und überlegt daher ständig "wie sich vor allem im Bereich
der Sicherheitspolitik größere Bürgernähe erzielen
und wie die Bereitschaft aller Bürger, auch unbequeme Mehrheitsbeschlüße
mitzutragen, sich fördern oder allererst wecken läßt".
Angeregt von der Taufe eines Transportflugzeuges der US-Luftwaffe auf
den Namen 'BITBURG' wird den Abgeordneten nun vorgeschlagen, ihrerseits
die Patenschaft für jeweils eine der in der BRD stationierten Pershings
zu übernehmen, für deren Stationierung sie am 22.11.83 mit 'JA'
gestimmt haben und diese mit ihrem Namen zu 'taufen'. "Die gewünschte
psychologische Wirkung wäre die, daß jenen Bürgern, die
der Stationierung zur Zeit noch ablehnend (..) gegenüberstehen, durch
eine solche anschauliche Geste das Gefühl vermittelt würde, daß
sie es nicht mit einer anonymen (..) Apparatur zu tun haben, sondern daß
hinter jeder einzelnen Waffe ein lebendiger Mensch steht, (··),
der begründetes Vertrauen verdient, indem er mit seinem Namen (..)
für die von ihm getroffene Entscheidung einsteht."
Die Antworten unserer
Volks(ver)treter können mehr als nur das Zwerchfell erschüttern.
Manche muß mensch zweimal lesen, um schließlich zu begreifen,
daß sie tatsächlich ernst gemeint sind. Ebenso Gruseln macht
auch die Korrespondenz mit anderen Vertretern Gesellschaftsrelevanter Gruppen
in den nachfolgenden Kapiteln. Krönender Abschluß ist die Antwort
des Chefredakteurs vom ZDF-Magazin auf den Vorschlag eines generellen Satireverbotes
im TV, da die Satire "dem Kritisierten Schuldgefühle macht." -
Am besten schnell nachlesen, bevor es zu spät ist. Mensch weiß
ja, wohin einen solche führen können.