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Bobby Nusku sehnt sich nach seiner Mutter und sammelt Alles, was selbst in kleinsten Spuren auf sie hinweist. Sein Vater schlägt ihn aus nichtigem Anlass, ansonsten wird Bobby von seinem Vater und dessen wasserstoffblonder Freundin gleichermaßen ignoriert. Als auch noch Bobbys einziger Freund Sunny eines Tages wegzieht, scheint die Lage völlig hoffnungslos - bis er eines Tages das behinderte Nachbarsmädchen Rosa, ihre Mutter Val und wenig später auch noch den Landstreicher Joe kennenlernt. Gemeinsam haben sie zum ersten Mal seit Langem wieder Spaß am Leben. Und als Val ihre Stelle als Putzfrau eines Bücherbusses verliert und sie Bobby von seinem Vater allzu sehr bedroht sieht, kapert das Quartett den Bücherbus und beginnt kreuz und quer durch England zu reisen - auch wenn das Ende ihrer Flucht von vorneherein festzustehen scheint …
"Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek" von David Whitehouse lebt von treffend gut übersetzten Sprachbildern, die einen Mix aus Motiven von "All Age"-Weltbestsellern zusammenhalten, was wiederum auf jugendliche und erwachsene Leser gleichermaßen zielt.
So gemahnen die britisch-scharzhumorigen Situationsbeschreibungen u.a. an Roald Dahls "Mathilda" und die in diesem Ton gefundenen emotionalen Zuspitzungen - wenn auch ohne die Einbettung einer tödlichen Erkrankung - an "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" von John Green. Und all das wird natürlich auch immer wieder mit Zitaten aus den zahlreichen Büchern im Bücherbus kommentiert.
Schrecklich realitätsnahe Hintergründe treffen so auf eine märchenhaft gelungene Verbindung von vier Menschen, die wie die vier Bremer Stadtmusikanten deren Motto "etwas Besseres als den Tod findest du überall" aufgreifen und ihr gemeinsames Glück genießen - egal wie kurz oder lang es dauert.
Der Kniff, mit dem (natürlich!) unvollständigen letzten Kapitel das Buch auch einzuleiten, und damit den Lesern zumindest schon mal zwei Überlebende dieses Abenteuers zu garantieren, ist geschickt gesetzt. Bobby ist lebensnah gezeichnet und somit eine gelungene Identifikationsfigur, was durch die skizzierten anderen Handlungsträger noch unterstützt wird. Das lässt einen dann auch einige mehr behauptete als schlüssige Aktionen des Quartetts überlesen und dem Happy End entgegenfiebern.
Also nicht wie die eingangs angesprochenen Vorbilder wirklich runde Weltliteratur, aber insgesamt ein netter Ferien- und Urlaubsschmöker, dem neben der Unterhaltung auch einige fundamentale Wahrheiten abzugewinnen sind.
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