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Lisa Williamson

Zusammen werden wir leuchten

Roman. Aus dem Englischen von Angelika Eisold Viebig. Fischer Kinder- und Jugedtaschenbuch Verlag, Frankfurt a.M. 2016. 383 Seiten. 12,99 EUR. Ab 14 Jahren. ISBN: 978-3-7335-0076-4, >>> Amazon
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Als David acht Jahre alt war, sollte er in der Schule aufschreiben, was er später mal werden will. Während die anderen aus der Klasse Wünsche wie Schauspielerin, Profi-Fußballer oder Harry Potter nannten, lautete sein Wunsch: Ich möchte ein Mädchen sein …
Die englische Autorin Lisa Williamson hat mit "Zusammen werden wir leuchten" ein mitreißendes Jugendroman-Debüt zum Thema "Transgender" vorgelegt.
Erzählt wird in sehr flüssiger Übersetzung aus den Perspektiven des 14-jährigen David und aus der von Leo, der erst kürzlich in eine Klasse über David aufgenommen wurde und dem große Gewaltbereitschaft nachgesagt wird. Auf den ersten Blick scheinen die Unterschiede zwischen den beiden unüberbrückbar zu sein, doch der Autorin gelingt eine glaubhafte Annäherung, indem sie nicht David, sondern Leo als Einzelgänger herausstellt. So ist David zwar immer wieder Mobbing-Opfer solcher Trendsetter in seiner Klasse wie Harry, der ihn stets nur als "Freakshow" bezeichnet, aber er hat in Essie und Felix zwei Freunde, die ihn und seinen vor den anderen in der Highschool geheim gehaltenen Wunsch akzeptieren. Auch von seinen Eltern wüsste er sich behütet und geliebt, selbst wenn er sich als homosexuell outen würde - aber ob sie auch seinen ernsthaften Wunsch nach einer Geschlechtsumwandlung verstehen würden, weiß er noch nicht. Die Zeit drängt, und David hat sich fest vorgenommen, es ihnen bald zu sagen.
Leo hingegen zieht sich sogar zu Hause stets zurück, um nicht auf seine beiden Geschwister und die sie alle allein erziehende Mutter samt ihren wechselnden Freunden zu treffen. Wegen seiner Aggressionen ist Leo in Therapie und fühlt sich immerhin in Teilen von der Therapeutin verstanden. Und Leo weiß, dass der Wechsel auf Davids Schule seine letzte Chance ist, um dem in seinen Augen verwahrlosten Elternhaus zu entkommen - und seinem eigenen Geheimnis Rechnung zu tragen.
Trotz aller Fallhöhen verzichtet Williamson auf jedes Pathos und entfaltet eine eigentlich ganz "normale" Geschichte von Jugendlichen, die sich selbst auf die Spur und in der Gesellschaft einen Platz finden wollen. Für Sexualität und sexuelle Orientierungen findet sie einen unprätentiösen Ton, der nicht nur in Davids Familie und bei seinen Freunden selbstverständlich werden sollte. Und sie gibt dem Wunsch Davids und den daraus resultierenden Nöten auch in kleinen Details sehr anschaulich "Fleisch", z.B. wenn er seine morgendliche "Inspektion" durchführt.
Das erlaubt neben aller Tragik auch nicht wenig Komik, was in der Summe dann insbesondere am Ende auch sehr zu Herzen gehen kann. Das Happy End ist dennoch nicht allzu realitätsfern und lädt alle ein, ein wenig mehr über den Tellerrand zu schauen.
Ein in jeder Hinsicht spannungsreiches Buch, das auch noch nach der letzten Seite nachwirkt.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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