Maud Woolf

Die 13 Tode der Lulabelle Rock

Die berühmte Filmschauspielerin Lulabelle Rock lässt sich in Bubble City, wie viele andere Prominente, bei unbequemen Terminen von ihren Klonen vertreten. Denn sie allein "kann der Welt nicht so viel Lulabelle geben, wie sie haben will."
Doch kaum aus dem Tank im Keller herausgefischt, bekommt ihr dreizehnter Klon eine Pistole in die Hand gedrückt und den Auftrag, alle früheren Versionen ihrer selbst umzubringen. Für das Original offenbar nur ein Marketing-Coup, wird das Killer-Klon bei jedem Mord ihrer höchst unterschiedlichen Vorgängerinnen immer nachdenklicher …
Mit "Die 13 Tode der Lulabelle Rock" legt die schottische Autorin Maud Woolf nach mehreren erfolgreichen Veröffentlichungen von Horror- und Science-Fiction-Kurzgeschichten ihren ersten SF-Roman vor.
Dieses Debüt zeichnet zuallererst vor allem die originelle Idee aus, einen Klon von sich selbst zur Beseitigung anderer Klone von sich selbst zu beseitigen. Dieser Klon teilt zwar Erinnerungen des Originals, aber nicht komplett. Insbesondere die Motivation für manche Entscheidungen des Originals sind ihm nur schemenhaft oder gar nicht bewusst.
Und nun trifft Nummer 13 auf andere Klone, die vom Original als "Portraits" umschrieben werden und ihm alle nur äußerlich gleichen, aber ganz unterschiedlichen Tätigkeiten nachgehen, wie z.B. Stunts bei Filmaufnahmen zu übernehmen, oder als ihre Sekretärin tätig zu sein oder sich als Künstlerin auf allen möglichen Gebieten zu versuchen.
Lulabelle Nr. 13 mordet nun durchaus effizient, aber gerät auch ins Stocken, weil sich all dieses schemenhafte Unbewusste bei jedem Mord auch in Fragen aufdrängt, auf die sie nur schwerlich Antworten finden kann. Soweit so logisch und in sich plausibel bis zum Finale, das hier natürlich nicht "gespoilert" werden soll.
Neben dem konsequenten Durchdeklinieren der einen Idee, gelingen der Autorin auch nette satirische Zuspitzungen wie die, dass der für Lulabelle sich als Künstlerin versuchende Klon absolut untalentiert ist - aber sich immer weiter versuchen muss.
Und so liest man das, nicht zuletzt auch dank der eingängigen Übersetzung von Ruggero Leo, durchaus flott weg - ohne am Ende aber wirklich zufriedengestellt zu sein.
Dass Klappentexte nie wirklich ernst genommen werden sollten, ist eine Binse - aber für diesen Titel ein "Blade Runner meets Killing Eve" zu behaupten, wird weder dem Buch noch der der talentierten Autorin gerecht.
Denn eigentlich ist dieser Roman eine auf über 300 Seiten gestreckte und mit netten Details aufgefüllte Kurzgeschichte, die am Ende in einer netten Pointe mündet. Aber im Unterschied zu den Romanvorlagen von Blade Runner und Killing Eve fehlt hier noch ein Unter- und Überbau, der die eine Geschichte von Lulabelle als Teil einer entfalteten Welt mit weiteren handelnden Personen vor Augen führt - und damit auch um einiges mehr berührt. Denn eine Lulabelle in 13 Versionen ist halt trotzdem eigentlich immer nur eine Lulabelle …
Somit ein noch nicht überzeugendes, aber durchaus beachtliches Debüt, dass Neugier auf nachfolgende Arbeiten dieser Autorin zu wecken vermag.