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Den Formen entwöhnt, fällt es immer schwerer Lyrik nach 'objektiven' Gesichtspunkten zu bewerten. Augenfällige Qualität der Gedichte von Waltraud Zehner sind deren eingängige Wortfügungen. Spannungsgeladene Empfindungen genau zu beobachten, sie klar beschrieben auf einen poetischen Punkt zu bringen, hat eben nichts mit banaler Eindeutigkeit zu schaffen, sondern gibt den Leser/innen Raum, die Aussagen im eigenen Widerhall nachzuschmecken, ohne zuvor kryptisch-eitle Worthülsen entlarven zu müssen.
WUNSCH UNERFÜLLT
Blumen
drunter und drüber
einmal in allen Farben Verschwendung
wünschte sie sich
ihr Leben lang
'Statt Blumen bitte Geldspende ...'
steht auf der Todesanzeige
Gegensätze stehen nicht nebeneinander, sind vielmehr lust- wie
leidvolle Erfahrungen ein und derselben Frau. Das hinderte sie aber nicht,
diese Erfahrungen auch durch die Augen anderer betrachtet, neu zu formulieren.
In der Lyrik oft (auf-)geschlagene Oberbegriffe wie Liebe, Krankheit,
Alter, Tod gewinnen so wieder das Interesse, bestätigen und erweitern
zugleich den eigenen Horizont.
Neugierige Leute sollten sich also diese Texte nicht schenken, sondern
ruhig die 12.80 DM für sich und andere auf die Theke legen. Nach Inhalt
und Aufmachung des Buches sowieso ein knapp bemessener Preis.