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Eva Zeller hat in "DIE LUTHERIN" eine Spurensuche nach Katharina von
Bora unternommen. Der Titel zeigt es bereits an: Selbstzeugnisse von der
ehemaligen Nonne und späteren Ehefrau Martin Luthers gibt es tatsächlich
nur wenige, und trotz des in Briefen überlieferten Kosenamens "Herr
Käthe" war sie nach heutigen Maßstäben keine sich selbst
bestimmende, emanzipierte Frau. Aber welche Frau hierzulande war das ungeachtet
aller reformatorischen Umwälzungen damals schon. Immerhin vermochte
Luther ihre Leistungen nicht einfach zu ignorieren. Er setzte ihr wie kaum
ein anderer in Briefen voller Liebesbeteuerungen ein Denkmal, das sie als
selbstsichere Stütze seines Lebens ausweist. So führte K.v.B.
einen Haushalt, der neben den zahlreichen eigenen und adoptierten Kindern
auch noch die vielen (Dauer-)Gäste ihres Mannes zu versorgen hatte
und wurde nicht zuletzt als ernstzunehmende Zuhörerin und Gesprächspartnerin
geachtet. Und wäre Martin Luther nicht durch seine um die Heilkräuter
wissende Frau betreut worden, wer weiß, ob er nicht weit früher
gestorben wäre.
Eva Zeller hat letztlich beide dank ihrer zwischentonreichen Sprachmächtigkeit
in ein neues Licht gerückt, ohne sich dabei in sinnlosen Vermutungen
zu verlieren. Das wenige, was über K.v.B. zu erfahren war, stellte
sie ihren eigenen Reflexionen aus der Jugend, als sie in einem Laienspiel
als Gemahlin Luthers mitwirkte, und jenen anläßlich ihrer lokalkoloritreich
geschilderten Besuche u.a. im Wittenberg vor und nach der "Wendezeit" gegenüber.
Mit ihrer Sicht schlägt sie, sozusagen von Frau zu Frau, eine plausible
Brücke über die Jahrhunderte hinweg und macht mögliche Antriebe
und Hemmnisse nicht nur von K.v.B., sondern gerade auch von Martin Luther
kenntlicher.