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Im sozial-medizinischen Bereich dürfte der psychiatrische derjenige
sein, der von den meisten Nicht-Betroffenen tabuisiert wird. Der Psychiatrie
Verlag geht deshalb programmatisch in die Offensive und bietet neben kompetenten
Fachbüchern und Erfahrungsberichten auch Gedrucktes, das bei dem "Normalo"
Hemmschwellen abbauen helfen soll.Ein Standbein dieser "Offensive" ist
die dieses Jahr begründete Edition Balance, in der nun der zweite
Roman vorgelegt wurde.
NULLZEIT von Matthias Zerler ist ein erstaunlich geglücktes Romandebut,
das vor allem durch seinen fesselnden Spannungsbogen und seine nahezu durchgängig
eingehaltene Sprachdichte überzeugt. Seine jahrelange Arbeit auf einer
geriatrischen Station gaben dem Berliner Autor den nötigen Erfahrungshintergrund,
um schonungslos die Mißstände dieser "Endstationen" bloßstellen
und zugleich eine differenzierte Anteilnahme für Patienten und Personal
erwecken zu können.
Drei Patienten, ein Alkoholiker, ein Geistig und- Mehrfachkörperbehinderter,
ein Entmündigter sowie ein Pfleger sind die Hauptpersonen. Zweien
von ihnen gelingt es, die NULLZEIT zu überwinden. Zwei, stellvertretend
für die Mehrheit, geben sich auf. Der Pfleger gehört dazu.
NULLZEIT ist ein seltenes Stück Literatur: Selbst nach dem Lesen
der letzten Seite kann man es nicht einfach beiseite legen und dann so
tun, als sei man nur sehr gut unterhalten worden.