buechernachlese.de
|
Wiewohl ihr Debüt "Unten steht der Semmelbeiß" bereits 1978 mit der Aufnahme in die Auswahlliste des Deutschen Jugendbuchpreises geehrt wurde, begann Christa Zeuch erst sechs Jahre später als "Freie Schriftstellerin" weitere gut 60 Kinder- und Jugendbücher in Verlagen wie Arena, Carlsen, Oetinger und Ravensburger zu veröffentlichen. Bis 1984 aber war sie u.a. als Augenarztassistentin und die letzten Jahre im Anschluss einer privaten Gesangsausbildung als Musikpädagogin für Kinder tätig. Und das kam dann auch wiederum ihren Lesereisen zugute, bei denen sie neben ihren Büchern eben auch ihre Gitarre "Franziska" hervorzaubern und damit nicht zuletzt ihre selbst geschriebenen Kinderlieder begleiten konnte.
Lyrik und Geschichten für Kinder und Jugendliche standen stets im Zentrum ihres Schaffens, doch seit einigen Jahren adressiert die Autorin auch Bücher an eine erwachsene Leserschaft. So sind von ihr seit 2016 drei Bände mit Gedichten und Aphorismen erschienen, die sie zudem auch noch sehr gekonnt u.a. mit eigenen Zeichnungen illustrierte.
Und seit Ende 2023 liegt von ihr nun das Buch "Menschen wie ich du er sie es" vor, in dem sie sich erstmals auch als virtuose Verfasserin von insgesamt 28 Kurzprosa-Stücken beweist. Diese sind in fünf Kapitel aufgeteilt, die jeweils fünf oder sechs Geschichten mal aus der Ich-Perspektive mal aus der Sicht einer dritten Person bündeln.
Zuerst das titelgebende Kapitel "Menschen wie ich du er sie es", in dem z.B. eine neue Mieterin Kontakt zur Nachbarschaft herzustellen sucht oder eine demente Frau trotz aller Gedächtnislücken Erstaunliches beim Klavierspiel zu entdecken vermag oder eine Irma einen wunderbaren Dreiklang aus Gesang, Stoff und Nähmaschine erklingen lässt.
Die anderen Kapitel sind selbsterklärend überschrieben mit "Heiter bis wolkig", worunter buchstäblich oder auch nur indirekt von Stimmungen und Stimmungsschwankungen und ihren Auslösern erzählt wird, oder "Liebesperlen", die u.a. von einer Liebe erzählen, die selbst Schaufensterpuppen nicht kalt lässt. Die beiden letzten Kapitel sind dann eindeutig autofiktional gehalten: "Autorin on tour", in dem so witzige wie berührende Anekdoten von den Lesereisen der Autorin zum Besten gegeben werden und, last, but not least, "Schauplatz Berlin", der als Geburtsort der Autorin den Hintergrund für ihr künstlerisches Temperament bildete und hierunter auch nicht ein während der letzten Kriegsjahre erlittenes Trauma in ihrer Kindheit ausspart.
All diese Geschichten sind in sich schlüssig und finden ohne ein Wort zu viel zu ihrer Pointe oder münden auch in ein offenes Ende.
Ein echtes Lesevergnügen, das mit jedem Kurzprosa-Stück neu zu überraschen und in jedem Fall zu unterhalten vermag.