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IMMANUEL KANT - WERDEGANG EINES PHILOSOPHEN
Wer ist Immanuel Kant? Ein Philosoph aus Königsberg und - ach ja:
Der kategorische Imperativ, wonach du so handeln sollst, "daß
die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen
Gesetzgebung gelten könne". Und sonst? Vielleicht noch, daß
er nicht gerade als reiselustig galt. Aber wußten Sie, daß
Kant als Emanuel in einem pietistischen Haushalt getauft wurde, um sich
dann nach seinem Auszug von daheim und mit seiner ersten Schrift in Immanuel
umzubenennen? Oder daß er ein höchst geselliger Mensch war,
seiner Familie aber fürderhin stets aus dem Wege ging?
Wie sehr diese und andere Anekdoten sich wiederum in seinem umfangreichen
Werk spiegeln, stellt nun Arnulf Zitelmann in der Lebensgeschichte des
Immanuel Kant vor. Zitelmann vollbringt dabei das Kunststück, in die
spannungsgeladenen biograpischen Details und Ungereimtheiten die Quintessenzen
Kant'scher Philosophie derart anschaulich zu verweben, daß auch dem
philosophischen Laien ein durchaus befriedigender (erster!) Einblick in
das Denken dieses Mannes der Aufklärung ermöglicht wird. Obwohl
Kant so gut wie nie aus Königsberg herauskam, pflegte er die Bekanntschaft
mit vielen Geistesgrößen, u.a. mit Moses Mendelssohn. Kants
Reiseunlust schlug sich dabei in einer ausgedehnten brieflichen Korrespondenz
nieder. Aber Zitelmann zitiert auch das Echo auf die an die Öffentlichkeit
gelangten Bücher Kants, z.B. die Einschätzungen solcher Zeitgenossen
wie G.C. Lichtenberg und J.W. Goethe. En passent entfaltet der Autor so
ein kleines Panorama des 18. Jahrhunderts, angefangen vom friderizianischen
Schulwesen bishin zur Unabhängigkeit der USA, den Menschenrechtserklärungen
und der Französischen Revolution.
Zitelmann hat es sich wahrhaft nicht leicht gemacht und nicht nur den
biographischen Betrachtungen, sondern auch den komplexesten Gedankengängen
Kants eine klare, ungekünstelte Sprachregelung abgerungen. Ausgestattet
mit zahlreichen Portraits und anderen zeitgenössischen Zeichnungen
sowie einer Zeittafel und den obligatorischen Quellenangaben dürfte
dieses Buch auch in der Oberstufe eines Gymnasiums sinnvolle Anregung stiften.
Weitere Besprechungen zu Werken von Arnulf Zitelmann siehe:
Büchernachlese-Extra: Arnulf Zitelmann