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Was haben Friedrich von Schiller, Franz Kafka und Stephen King gemeinsam?
Alle drei sind mit sehr instruktiven Artikeln im "LEXIKON DER PHANTASTISCHEN
LITERATUR" vertreten. Rein A. Zondergeld hat mit tatkräftiger Unterstützung
von Holger E. Wiedenstried sein einst bei Suhrkamp erschienenes und längst
vergriffenes Werk überarbeitet und stark erweitert. Nach wie vor gilt
für ihn die in Abwandlung von Roger Caillois gefundene Definition:
"Das Phantastische läßt sich nicht allein als Riss in der
Wirklichkeit beschreiben, sondern vielmehr ist der Riss das eine, äußerste
Ende auf einer Skala von Wirklichkeitsirritationen, deren Extrem eher einer
Verfärbung der Wirklichkeit gleicht." Deshalb entfallen auch Erörterungen
zu Autoren von Science Fiction und Fantasy, die keine magisch aufgeladene
Alltagswelt, sondern gänzlich neue Welten mit eigenen Gesetzen beschreiben.
Wenn hier Kafka neben King nachzuschlagen ist, dann nur weil die Werke
beider Autoren zumindest auf der Handlungsebene den gleichen, siehe oben
definierten Strukturen unterworfen sind. Zondergeld gibt damit zugleich
den Nachweis, daß die Phantastik weder ein Vorrecht der "dem Trivialen
zuneigenden Horror-Autoren noch der Größen der Weltliteratur"
ist. Das hindert ihn und seinen Mitautor allerdings nicht an klaren, einschränkenden
Stellungnahmen zum Beispiel gegen das "Phänomen" Stephen King.
Schillers unvollendeter Roman "Der Geisterseher" wird hierin übrigens
als einflußreiches Hauptwerk des deutschen "Schauerromans"
gefeiert.
Der Personenteil ist dank seines zweispaltigen Satzspiegels und
den eingestreuten Schwarzweiß-Photos sehr lesefreundlich gelungen
und wird von einem Sachteil mit allgemeinen Stichworten, einer umfangreichen
Bibliographie, einer Filmographie (!) sowie von einem Register ergänzt.
Derzeit einzigartig im deutschen Sprachraum hätte dieses solide Werk
auch keine Konkurrenz zu fürchten.