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Die Zwillingsbrüder Roland und Oswald haben es nicht leicht. Früher war ihr Vater Leibarzt des Burgherrn, doch seit er an sich Selbstversuche mit verschiedenen Kräutern unternimmt, um deren Heilkräften nachzuspüren, wurde er zum Gespött der Leute und darf mit den Seinen nicht mehr in der Burg leben. Zuweilen ist der Vater derart berauscht, dass er wegen der durch ihn verursachten Schäden sogar schon ausgepeitscht wurde. Und als er schließlich vor Gericht aussagt, dass der vermisste Burgvogt Opfer eines riesigen drachenähnlichen Wesens wurde und von dem Vogt wenig später nur noch der Kopf gefunden wird, droht ihm als angeblich lügenhaftem Mörder für den nächsten Tag die Todesstrafe - außer Roland und Oswald gelingt es, die Burgherren zuvor noch von der tatsächlichen Existenz des Drachens zu überzeugen ...
Michael Gerard Bauer legt mit "Der Kampf der Dino-Ritter" seinen ersten SF-Roman für Kinder vor. Wiewohl im Gegensatz zu den Welterfolgen "Running Man" und den Ismael-Geschichten nicht in der Gegenwart angesiedelt, gelingt es dem australischen Autor (und auch seiner Übersetzerin Ute Mihr) erneut, ein überzeugendes Plädoyer gegen engstirniges Denken und Vorurteile in Szene zu setzen. Zwar kann eine solche Geschichte mit ihrer wahrhaft abenteuerlichen Dramaturgie nicht wie bei Ismael in jedem Absatz für Situationskomik sorgen, doch kommt auch hier der Mutterwitz in den Dialogen keineswegs zu kurz.
Die größte Herausforderung ergibt sich jedoch aus den drei Erzählsträngen, die insbesondere anfangs zeitlich äußerst weit voneinander entfernt parallel laufen: Ein Theropode, seines Zeichens sogar noch größer als der gemeinhin bekannte Tyrannosaurus rex, ist gerade dabei einen kleineren Saurier zu jagen. Im Jahr 2023 versucht ein Wissenschaftler auf der Grundlage gefundener Fossilien eben jenen Saurierriesen für Sekunden in seine Gegenwart zu transportieren - was aber "knapp" misslingt, so dass der Theropode ausgehungert im Mittelalter bei Roland und Oswald landet. Deren Geschichte steht ab dann im Mittelpunkt und wird nur noch hin und wieder unterbrochen von den verzweifelten Bemühungen des Wissenschaftlers, sein Experiment erfolgreich abzuschließen.
Doch scheinbar so mühelos wie plausibel miteinander in Verbindung gesetzt, entwickelt das Buch die Sogkraft eines Thrillers, der einen erst nach der letzten Seite aus seinem Bann entlässt.
Michael Gerard Bauer, ein Autor mit Können und Fortune, der Volltreffer abonniert zu haben scheint.
Weitere Besprechungen zu Werken von Michael Gerard Bauer siehe:
Michael Gerard Bauer: Nennt mich nicht Ismael! (2008)
Michael Gerard Bauer: Ismael und der Auftritt der Seekühe (2009)
Michael Gerard Bauer: Der Kampf der Dino-Ritter (2010)
Michael Gerard Bauer: Die Nervensäge, meine Mutter, Sir Tiffy, der Nerd & ich (2018)
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