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Catherine Clément

Theos zweite Reise

Roman über die Rettung der Erde. Aus dem Französischen von Tobias Scheffel und Maja Uebele-Pfaff. Hanser Verlag, München 2006. 365 Seiten. Ab 16 Jahren. ISBN: 3-446-20701-5, >>> Amazon
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Als 14-jähriger schien Theo unheilbar krank zu sein. Nachdem die Schulmedizin nicht mehr weiterkam, setzte seine resolute Tante Marthe alles auf eine Karte und reiste mit Theo durch die Welt zu den Kultstätten der verschiedenen Religionen. Diese Radikalkur einer Sicht- und Ortsveränderung zeigte durchschlagenden Erfolg.
Neun Jahre später ist nun Theo am Zug, seiner Tante Marthe in einer Lebenskrise beizustehen. Ein Anruf aus Indien lässt ihn sofort einen Flug zu ihr buchen, obwohl das all seine Pläne null und nicht zu machen droht. Als angehender Arzt hatte er sich bereits für "Ärzte ohne Grenzen" an gefährlichen Einsatzorten engagiert und bereitete sich gerade auf einen internationalen Wettbewerb vor, der ihm zu einem zweijährigen Stipendium für Umweltstudien verhelfen sollte. Es gilt verschiedene Regionen der Welt aufsuchen, um sich in Sachen Umweltschutz von den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort ein eigenes Bild zu machen.
Prem, der indische Psychologe bringt es schließlich auf den Punkt: Was Theo damals half, ist auch ein gutes Mittel gegen die Depressionen Marthes. Theo soll Tante Marthe doch einfach mitnehmen und ihn als Betreuer gleich dazu.
Widerstrebend sagt Theo zu, denn eins ist klar: Er muss nun heftig darum kämpfen, dass die alles und jeden kennende Tante Marthe sein Projekt nicht zu ihrem macht ...
Nach Theos Reise nun "Theos zweite Reise", erst geht es um die Religionen und jetzt um den Erhalt der Erde - nach dem Welterfolg des ersten Romans nun ein marketing-gerechter Zweitaufguss?
Die ersten Seiten lassen einen aufstöhnen: Was ist nur aus Theo geworden? Ein jugendlich selbstgerechter Heiliger, der genau weiß, woran die Erde krankt und wie sie zu verbessern wäre. Einer, der zwar sofort nach dem Anruf Marthes den Flug nach Indien bucht, dies aber inwendig sehr kleinkariert und undankbar kommentiert.
Ein Bravo an die Autorin Catherine Clément, denn sie hat damit eine Fallhöhe aufgebaut, die erwachsene Leser genauso wie die vor allem anvisierten Jugendlichen provoziert und neugierig auf das Folgende macht. Sie lässt ihre Protagonisten schonungslos ehrlich sein und gibt somit den Blick frei auf private wie planetare Problemlagen, die eben nicht in schwarz und weiß zu sortieren sind. Die Sicht der Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist anders als die der erfahrenen "Alten", und das Verunreinigen eines Flusses wie des Ganges in Delhi kann nicht einfach mit europäischer Besserwisserei angegangen werden. So lernen die Leser zusammen mit Theo und seinen Begleitern in Asien Lucknow, Varanasi, Taschkent und Nukus am schwindenden Aralsee kennen, in Afrika Yaoundé, Lolodorf, Kribi, Dakar und Saint-Louis, in Europa La Hague und Flamanville und am Ende noch Iqaluit, die Hauptstadt des autonomen Staates Nunavut der Inuit in Kanada. Diese Reise verändert nicht nur Tante Marthes Gesundheitszustand, sondern auch Theo, der zwischendurch eine Beziehung löst und sich alsbald aufs Neue verliebt - leider mit tragischem Ausgang. Und daneben und dazwischen immer wieder Auseinandersetzungen über die richtigen Entscheidungen, den Menschen einer Region und den Interessen der Welt als Ganzes Rechnung zu tragen. Am Ende kann selbst die Gegnerschaft zur Atomenergie nicht mehr als kleinster gemeinsamer Nenner umweltschützerischer Gewissheit herhalten.
"Theos zweite Reise" leistet somit dreierlei: Eine mitreißend im Wechsel von Theo und Tante Marthe erzählte Geschichte mit äußerst lebhaften wie eindrucksvollen Handlungsträgern, gut recherchierte Fakten über sehr unterschiedliche Umweltprobleme (u.a. Müll, fossile Brennstoffe, Wasser, Jagd auf Wale) und nicht zuletzt das Aushalten(-müssen) diverser Ansichten und Diskussionsstränge, die darin gipfeln, eine "bessere" Welt mit oder ohne Menschen zu erörtern.
Dieser Roman fängt Jugendliche genauso wie Erwachsene ein, sehen sich hier doch alle gefordert, ihre eigenen Ansichten und Erfahrungen noch einmal zu überprüfen. Mehr kann ein Buch kaum leisten!

Weitere Besprechungen zu Werken von Catherine Clément siehe:
Catherine Clément: Theos Reise (1998)
Catherine Clément: Theos zweite Reise (2006)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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