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Büchernachlese-Bestenliste 2010

Rana Dasgupta

Solo

Roman. Aus dem Englischen von Barbara Heller. Blessing Verlag, München 2010. 464 Seiten. 21,95 Euro. ISBN: 978-3-89667-243-8, >>> Amazon
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Ulrich lebt mit seinen annähernd hundert Jahren immer noch in Sofia - erblindet und in ärmlichen Verhältnissen, lediglich dann und wann unterstützt von einer gehbehinderten Nachbarin. Dem Tode nah lässt Ulrich sein Leben noch einmal Revue passieren. Da waren doch anfangs so viele Chancen und interessante Begegnungen - unter anderem sogar eine kurze mit Albert Einstein. Unbestechlich wirft ihn das innere Auge auf sich selbst zurück, nur um mit ihm anschließend eine Traumreise ins 21. Jahrhundert zu unternehmen, an deren Ende zwar nur ein kleiner, aber doch entscheidender Fortschritt möglich wird.
In der wunderbar suggestiven Übersetzung von Barbara Heller, deren melancholisch nüchterner Tonfall an Joseph Roth erinnert, breitet der britisch-indische Autor Rana Dasgupta in "Solo" gleich zwei faszinierende Lebensentwürfe aus, die einen von der ersten bis zur letzten Zeile in ihren Bann ziehen. Die Doppelkonstruktion lässt diesen Roman zu etwas gänzlich Neuem werden und die Geschichten anderer 100-jähriger, wie z.B. selbst die Rebellenwitwe von Allan Gurganus, vergleichsweise alt aussehen.
1971 in London geboren, Studium in Oxford, lebt Dasgupta inzwischen in Delhi. Somit im besten Sinne multikulturell vorgebildet, inszeniert er auf dem scheinbar abwegigen "Terrain" Bulgariens sowie für den zweiten Entwurf in New York ein faszinierendes Kaleidoskop historischer Bedingungsgefüge und sich miteinander verwebende oder auch unglücklich auseinander laufende Beziehungsnetzwerke.
Die Entwicklung Bulgariens vom Königreich zum plattenbaubewehrten sozialistischen Bruderstaat, damit einhergehend die bürgerliche Existenz von Ulrich und seiner Familie als dann herabqualifizierter Teil dieses neuen, sehr befremdlichen und nach 1990 nur sehr bedingt "abgewickelten" Systems, hat als Gegenüber ein gegenwärtiges New York, dessen so kreative wie vorwärts treibenden Mechanismen wiederum erstaunlich zahlreiche Anknüpfungspunkte an die vergangenen Entwicklungen dieser doch angeblich so ganz anderen "alten Welt" aufweisen.
Vor diesem Hintergrund stellt Ulrich die letztlich keineswegs akademische Frage, ob nicht jeder Mensch ein verborgenes Wissen in sich trägt, das der Welt von Nutzen sein könnte - sucht und findet hierauf doch jedes Lebensalter andere Antworten.
Ein erstaunliches, ein fesselndes Lesevergnügen, das, bereits mit dem "Commonwealth Writers' Prize" ausgezeichnet, nicht nur weitere Auszeichnungen verdient sondern gewiss vielen, vielen Lesern eine sie rundum beglückende Lektüre bietet.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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