buechernachlese.de
|
In der Sauna des Kopenhagener Men's Club liegt ein toter Großunternehmer. Zwischen der Leiche und der Holzwand ist ein kleiner Junge eingequetscht. Entdeckt werden sie von einem betrunkenen Polizisten, der damit zu einem Verdächtigen wird. Doch im Oktober 1979 wissen seine Kollegen noch, wie man mit so einem Fall umzugehen hat ...
Das Autorenpaar Christian Dorph und Simon Pasternak lassen ihren Krimi "Der deutsche Freund" als ein verwirrendes Delta von Brutalität und Tabubrüchen beginnen. Wie in den Schnittfolgen eines Films prasseln scheinbar nichts miteinander zu tun habende Szenen auf den Leser ein und fordert von ihm gut 40, 50 Seiten Geduld ab, bis die Hauptfäden kenntlich werden und dann durchaus Sogkraft entwickeln. Das Kaleidoskop Ende der 1970er wirft bei den Protagonisten Schlagschatten auf diskriminierte Homosexualität, Gewalt in der Ehe und einer an einem Krebsleiden versterbende Partnerin sowie ihre Suche nach Kinderschändern aus so genannten besten und seit der Nazizeit vernetzten Kreisen - ach ja, Spionage in Osteuropa ist am Ende auch noch dabei.
Wie gesagt, das hat durchaus Sogkraft, aber am Ende möchte man mit Kurt Tucholsky sagen: Haben Sie es nicht auch 'ne Nummer kleiner?
Die neu gestartete Krimireihe des Suhrkamp-Verlags ist noch in der "Try and Error"-Phase - von daher sei ihm dieser wie auch der noch nicht mal besprechenswerte Krimi von Kathryn Winters ("Hang zum Risiko". Aus dem Amerikanischen von Kirsten Riesselmann. 488 Seiten. 9,95 Euro. ISBN: 978-3-518-46090-0, >>> Amazon) nachgesehen und hier stattdessen auf den geglückten Griff des Verlags mit einem Krimi im Surfer-Milieu (Don Winslow: Pacific Private) hingewiesen.