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Die für Anfang Juni 1944 geplante Invasion durch die Alliierten in die Normandie könnte sehr leicht scheitern, wenn Felicity 'Flick' Clairet, eine junge Majorin des britischen SOE-Geheimdienstes, eine waghalsige Mission nicht erfolreich zu Ende bringt. Innerhalb von zehn Tagen muss sie ein Team von sechs Frauen rekrutieren, das wiederum unterstützt durch die Résistance eine wichtige Telefonzentrale der deutschen Besatzer zerstören soll. Als französische Putzkolonne hoffen sie unbemerkt in das Chateau eindringen und gezielt den Sprengstoff anbringen zu können. Doch bereits das Rekrutieren der Frauen ist sehr schwierig. Am Ende ist Flick schon froh, eine verurteilte Mörderin, eine schießwütige Aristokratin, eine pathologische Lügnerin, eine Geldschrankknackerin und einen Transvestiten an ihrer Seite zu haben. Fatalerweise hat sie zudem in Major Dieter Franck einen versierten Gegenspieler, der als Meister psychologischer Kriegsführung vieles von der selbstzerstörerischen Brutalität der Gestapo-Schergen wieder wettmacht. So vermag er auch Flicks untreuen Ehemann als einen Verbündeten wider Willen aufzustellen.
Nach Ken Folletts Ausflügen in mittelalterliche Fantasywelten und in die Gegenwart spielt die 'Die Leopardin' wieder in der jüngeren Vergangenheit seines allerersten Welterfolgs 'Die Nadel' - und vermag auch qualitativ wieder mit ihm mitzuhalten. Brillant konterkariert er mit seinen Heldinnen den Krieg als Männerdomäne und stützt sich dabei auf historische Vorbilder, denen jedoch nach dem Krieg viel zu wenig Beachtung geschenkt worden ist. So wie es auf der britischen Seite intrigante Strömungen gibt, wird die deutsche Gegenseite nicht als das Böse schlechthin verzerrt, sondern in ihren jeweiligen Antrieben offengelegt - das ist zwar dennoch nicht immer schmeichelhaft, erlaubt Flick aber immerhin den Gedanken, dass um den von ihr gerade in Notwehr getöteten Soldaten vielleicht auch Frau und Kinder trauern werden. Umgekehrt erkennt Dieter Franck durchaus die fintenreichen Ausweichmanöver seiner Gegnerin an. Und was wäre so ein Thriller ohne Liebesgeschichten - auf beiden Seiten sind sie immanenter Teil des Motivationscocktails, der die Leser genauso fesselt wie die Aktionen um das Chateau herum. Ein mitreißendes Unterhaltungsvergnügen, das einen bis zuletzt nicht unter Niveau gespannt sein lässt.
Weitere Besprechungen zu Werken von Ken Follett siehe:
Ken Follett: Der dritte Zwilling (1997)
Ken Follett: Die Kinder von Eden (1999)
Ken Follett: Die Leopardin (2002)
Ken Follett: Die Tore der Welt (2008)