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Bei Smiley hatte Mick es vergleichsweise lange ausgehalten, aber dann wollte er doch wieder los. Mick lebt seit Langem auf der Straße. Schon ein ganzes Stück weiter, hört er ein Auto hinter sich und will gerade den Daumen zum Trampen rausstrecken - da wird er angefahren und über den Straßengraben geschleudert. Der Fahrer eines schwarzen Jaguars kehrt zurück, bringt aber Mick nicht ins Krankenhaus sondern zu sich nach Hause. Um Aufsehen zu vermeiden und weil er angetrunken ist, ruft der Industrielle Jake Linder einen befreundeten Arzt. Und nur wenige Tage später wacht Mick neben der ermordeten Frau von Linder auf …
Die Schweizer Autorin Alice Gabathuler legt mit "no_way_out" einen Thriller für Jugendliche vor, der wie schon ihre vorangegangenen (siehe auch Matchbox Boy) das Spannungsfeld im Umgang mit Außenseitern auslotet. Das angenehm Überraschende dabei: Sie gewinnt dem Thema tatsächlich immer wieder neue Facetten ab, die ein allzu schnell durchschaubares Muster vermeiden helfen. Auch wenn die meisten Charaktere der Zielgruppe und dem Genre gemäß meist nur skizziert sind, entfaltet sie bei den "Helden" ihrer Geschichte durchaus komplette Figuren, die in angemessener Dosis auch glaubhafte Wandlungen zu vollziehen in der Lage sind.
Das gilt auch für Mick und Edy, der von Mick in seiner Verzweiflung entführten Tochter der Ermordeten. Denn erst nach und nach stellen beide fest, dass trotz der "Klassenunterschiede" bereits in ihrer Kindheit die Weichen von der gleichen Person verstellt worden sind.
Als Prolog wird dem Buch eine wahre Begebenheit vorangestellt: Am 26. Februar 2012 wurde in den USA ein Jugendlicher von einem Mann erschossen, der sich anschließend auf das "Stand-your-ground"-Gesetz berief. Das Tragen eines Kapuzenpullovers sowie eine Tüte mit Süßigkeiten und eine Dose Eistee wären ihm verdächtig vorgekommen. Nur auf Druck der Medien und vieler Demonstranten wurde der Mann überhaupt erst angeklagt, doch im Sommer 2013 - und damit bereits nach Drucklegung des Buches - von einer ersten Gerichtskammer freigesprochen. Dies wiederum findet in dem Buch seine Entsprechung mit einer hier von einer bestimmten Interessengruppe gezielt aufgeladenen Stimmungsmache gegen alle Jugendlichen, die sich nicht den Normen der Schweizer Mehrheitsgesellschaft unterordnen.
Ähnlich wie amerikanische Autoren versteht es Gabathuler, ihren Mick in eigentlich immer aussichtslosere Situationen zu verstricken. Für das ersehnte Happy End wird mit zeitgemäßer Technik dann nicht zuletzt das zeitlose Prinzip der Solidarität wirksam.
Insgesamt also ein bis zur letzten Seite mit Spannung aufgeladenes Buch, das nicht zuletzt auch die brutalen Mechanismen fremdbestimmter "Vorurteile" aufschlüsselt.
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