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John Grisham kehrt in "Der Gefangene" zurück zu seinen Anfängen und versucht darin zugleich etwas gänzlich Neues.
Wie in "Die Jury" geht es um ein himmelschreiendes Unrecht. Zwei Frauen werden ermordet, doch anstatt nun dank präziser Polizeiarbeit den Täter aufzuspüren, werden "ins Bild passende" Menschen so lange traktiert, bis sich diese "Verdächtigen" von einer überforderten Geschworenenjury zum Tode verurteilt sehen - und dies scheint noch in jüngster Vergangenheit in den USA kein Ausnahmefall gewesen zu sein. Wenig tröstlich, dass ebenfalls in den USA hierüber derart schonungslos berichtet werden kann, wie dies in dem Buch von John Grisham geschieht. Denn das nun auch als Taschenbuch vorliegende Werk ist kein fiktionaler Thriller, sondern ein … ja, was eigentlich?
Im ausführlichen Nachwort spricht der Autor von seinem ersten Sachbuch - doch hierzulande würde man darunter einen zwischen quellengeschiedenen Fakten und von Kommentierungen klar getrennten Text mit einem entsprechend umfangreichen Anhang verstehen. Grisham dagegen erzählt bzw. berichtet von den "wahren" Hintergründen und Geschehnissen und nutzt dabei, abgesehen von den Opfern, die wirklichen Namen der agierenden Personen. Diese Art einer, sagen wir mal, umfassenden Reportage ist zuweilen durchaus spannend, ja, lässt einem immer wieder auch wie bei einem Thriller die Haare zu Berge stehen - aber so oder so: Weniger wäre hier mehr gewesen! Entweder aus diesem Stoff einen dramaturgisch bis zur letzten Seite packenden Thriller à la "Die Jury" oder Die Kammer zimmern oder mit der Disziplin für ein Sachbuch sich auf das Wesentliche zu beschränken, hätte aus einem "gutgemeinten" ein rundum begeisterndes Werk werden lassen.
Doch immerhin, John Grisham versucht mit diesem nichtsdestotrotz aufklärerischen Buch neue Wege zu gehen - und das ist schon mal aller Achtung wert.
Weitere Besprechungen zu Werken von John Grisham siehe:
Büchernachlese-Extra: John Grisham