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Ein Semester vor Ende ihres Jurastudiums an der Foggy Bottom müssen sich Mark, Todd und Zola eingestehen, dass sie keine Chance haben, die externe Abschlussprüfung zu bestehen. Und so geht es den meisten, die diese private Hochschule mit bestenfalls mittelmäßigem Lehrpersonal besuchen und dafür auf Grundlage völlig unrealistischer Versprechungen, was Prüfungschancen und Jobangebote angeht, über die Jahre immense Kredite aufgenommen haben. Als ein gesundheitlich angeschlagener Freund der drei das perfide Geschäftsfeld zwar weitgehend entlarvt, doch wegen der Ausweglosigkeit seiner Situation Selbstmord begeht, beginnen sie einen Ausweg zu suchen. Wenn sie dabei es den Verantwortlichen dieses sogar mit Bundesgeldern unterstützten Geschäftsfeldes mit gleicher Münze zurückzahlen können, umso besser …
John Grisham legt mit "Forderung" nach einigen Ausflügen in andere Genres erneut einen Justizthriller vor. Die gewählte Fallhöhe seines David-gegen-Goliath-Plots ist hoch, und weitere Spannung wird im Klappentext auch durch die Andeutung erzeugt, dass die drei tatsächlich die Hochschul-Kreditbanken-Allianz zur Rechenschaft ziehen können.
Und ja, das Ganze liest sich in Einem weg - doch nicht erst am Ende kommt ein schales Gefühl auf, das noch durch das Eingeständnis des Autors, bis auf die Existenz solcher betrügerischer Hochschulen seien sämtliche juristische Aspekte in dem Roman "fiktiv", verstärkt wird.
Spätestens dann überlegt man, inwieweit drei Studierende, die solange brauchen, um einen derartigen Betrug an sich aufzudecken, auch nur ansatzweise all das mitbringen können, um sich erfolgreich gegen einen solchen Goliath zu wehren. Denn sie waren ja nicht etwa unterschätzt in ihren Fähigkeiten, sondern schlicht nicht in der Lage, die entscheidende Punktzahl für seriöse Unis zu bewältigen und bei Vertragsunterzeichnung die nötigen Kreditsummen zu addieren.
So feiert, gepaart mit angesichts ihrer Not unverhofft einsetzender Frechheit der Protagonisten, gleich eine ganze Heerschar von deus ex machina fröhliche Urständ, nur unterbrochen von den um Einiges glaubhafter geschilderten Umständen der Abschiebung von Zolas Eltern in den Senegal - wobei diese ansonsten völlig themafremde Abschweifung lediglich als Baustein zur Anbahnung eines reichlich unglaubwürdigen Happy Ends dient.
Wie Grisham einen ähnlich gelagerten David-gegen-Goliath-Plot auch überzeugend unter Einsatz seiner Kompetenz als ehedem praktizierender Anwalt zu entfalten wusste, lässt sich an einem seiner früheren Justizthriller Der Regenmacher nachlesen - der lohnt, was Plausibilität und Unterhaltsamkeit angeht, noch heute die Lektüre.
Weitere Besprechungen zu Werken von John Grisham siehe:
Büchernachlese-Extra: John Grisham