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Im Jahr 29 gelingt es dem Händler Demetrios wider Erwarten, günstig Waren zu erwerben und vom arabischen Adane aus eine Karawane Richtung Judäa zu planen. Doch nahezu alle, die nach und nach um Aufnahme in die Karawanengesellschaft bitten, gedenken insgeheim ein doppeltes Spiel zu spielen. Denn unweit des Sees Gennesar liegt Ao Hiddis, der Sitz eines gegen Rom rebellierenden Räuberfürsten.
Mit seiner Zeitreise an die Ränder des römischen Reiches zeichnet sich Gisbert Haefs erneut als überragend kenntnisreicher und sprachgewandter Autor dieses Genres aus.
Das Jahr und der Titel "Die Geliebte des Pilatus" weisen auf eine weit weltbewegendere Geschichte hin, und sie klingt in diesem Roman auch an - aber eben nur am Rande eines mitreißend ausgesponnenen Intrigengeflechts. Und genau diese Herangehensweise Haefs dürfte dem Nachempfinden der historischen Realität seinerzeit sehr nahe kommen. Denn die Kreuzigung Jesu, historisch gültig allein von Flavius bezeugt, spielte in den aberwitzig verzweigten Ränkeschmieden des römischen Multikulti-Weltreichs erst mal kaum eine Rolle.
Vordergründig eine fesselnde Abenteuergeschichte wird hier zwischen den Protagonisten höchst unterschiedlicher Herkunft ein Teppich sarkastisch geistreicher Dialoge gewebt, der das immer wieder aufflackernde Sehnen nach friedevollem Miteinander an der scheinbar alles bestimmenden Durchsetzungskraft der Mächtigen reiben lässt. Nach wie vor gültige Dialoge, die auch dem Heute mit seinen jämmerlichen Intrigenspielen oder dem Irrwitz blutrünstiger Evangelienverfilmungen entgegenstehen.
Weitere Besprechungen zu Werken von Gisbert Haefs siehe:
Gisbert Haefs: Beowulf
Gisbert Haefs: Die Geliebte des Pilatus
Gisbert Haefs: Raja