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Der erste Tag ihrer Anstellung im renommierten Londoner Peverell Press
Verlag beginnt für die Aushilfsschreibkraft Mandy Price mit der Entdeckung
einer Leiche. Die Spukgerüchte, die dem Sitz des Verlages mit dem
nachgerade sarkastisch anmutenden Namen Innocent House anhaften, scheinen
sich drastisch zu bestätigen. Denn innerhalb weniger Tage sterben
zwei weitere Menschen: Der Geschäftsführer sowie eine Autorin,
deren letztes Buch nach 30-jähriger Zusammenarbeit höchst unsensibel
abgelehnt worden war. Handelte es sich im ersten Fall vermutlich noch um
Selbstmord, deutete nun alles auf Mord. Trotz der besonderen Auswahl seiner
Mitarbeiter und seiner eigenen deduktiven Begabung scheint sich der Commander
Adam Dalgliesh diesmal die Zähne auszubeißen. Das ist kein Wunder,
die Morde waren immerhin über Jahrzehnte hinweg geplant und trotz
aller emotionalen Beweggründe von großer Präzision geleitet,
als es um ihre Ausführung ging ...
Nach ihrem gelungenen Ausflug in die Science-Fiction (Im Land der leeren
Häuser) hat sich P.D.James wieder dem klassischen Detektivroman zugewendet.
Klassisch allerdings nur insofern, als die Autorität des Commanders
zwar allseits anerkannt, aber ohne Omnipotenzgehabe auskommen muß
bzw. kann. Klassisch auch das Upperclass-Millieu, das aber im Gegensatz
zu Agatha Christie sehr fundiert durch die Welt der "Normalsterblichen"
konterkariert wird. Tatsächlich hat P.D. James mit ihrem neuen Roman
WER SEIN HAUS AUF SÜNDEN BAUT Agatha Christie weit hinter sich gelassen.
Jeder von ihr eingeführten Figur wurde ein ausführliches Portrait
gewidmet, keine zur stereotypen Staffage degradiert. Der Handlungsablauf
ist mit einer kaum glaublichen Anzahl von überraschenden Volten gespickt
und sorgt gerade deswegen für hohe Authentizität. En passent
stößt sie dabei das hehre Bild kunstbeflissener Verlage vom
Sockel und reduziert es auf das Wesentliche: Ein Warenlager verkäuflicher
oder nicht verkäuflicher Produkte. Die Motive von Täter und Opfer
reichen weit zurück, und sind damit alles andere als Bestandteil "zufälliger
Umstände". Darüberhinaus gelingen ihr sehr stimmungsvolle
Betrachtungen über den Fluß, der wie kein anderer das Stadtbild
Londons prägt: Die Themse.
Weitere Besprechungen zu Werken von P.D. James siehe:
Büchernachlese-Extra: P.D. James