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Sein Vorname ist so bekannt, daß er keines Nachnamens bedarf,
um von anderen unterschieden zu werden: JANOSCH steht aber nicht nur über
den Titeln ungezählter Kinderbücher, sondern auch über einigen
für Erwachsene. Ihnen gemeinsam ist ein eigentümlich skurriler
Humor, der Unerträgliches zumindest verlachbar erscheinen läßt.
SCHÄBELS FRAU stellt deshalb auch nicht besagte Frau in den Mittelpunkt,
sondern Bernhard Schäbel, der sich viele seiner Eigenarten erklären
könnte, wenn er wüßte, daß bei seiner Zeugung ein
Hase die Vaterstelle vertreten hatte. Mit wem haben wir es also nun zu
tun? Natürlich mit einem aus der 68iger-Generation, der sich nun langsam
Gedanken machen muß, von was und wie er künftig leben will,
denn das Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung hat Schäbel längst
einkassiert und ausgegeben, aber dafür noch immer keine Doktorarbeit
abgeliefert.
Als Mann ist Schäbel naturgemäß ebenfalls ein Hasenfuß,
der sich nicht festlegen kann. Das eignete ihn zum chauvinistischen Täter,
wäre da nicht auch noch seine sich immer wiederholende "Was-soll's"-Attitüde,
die gerade auch von Schäbels Frau weidlich ausgenutzt wird. Die hat
ihm dann auch den Vorwand für seine neuerliche Flucht gegeben, köstlicherweise
mit dem Argument, Schäbel solle doch endlich sein "Ich" suchen
und finden. Wie Schäbel schließlich fündig wird, sollte
nicht allzu bierernst genommen werden - wiewohl einige lange, rote Hasenohren
bekommen müßten, so trefflich und ohne jede Länge spiegelt
dieses humoristische Kleinod Traum und Wirklichkeit eines manchen Mannes,
der einst "irgendwie" schamlos den Mund mit "Revolution und so"
vollnahm. Vorsichtshalber also besser nicht vor Zeugen lesen!
Weitere Besprechungen zu Werken von Janosch siehe:
Janosch: Schäbels Frau (1992)
Janosch: Gastmahl auf Gomera (1997)
Janosch: Riesenparty für den Tiger (2021, Neuausgabe)