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Büchernachlese-Extra: Kabarett-Autoren

Gerhard Polt

Circus Maximus

Das gesammelte Werk. Kein & Aber Verlag, Zürich 2002. 828 Seiten. 29,80 Euro. ISBN: 3-0369-5101-6, >>> Amazon
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Gerhard Polt ist der Philosoph unter den Kabarettisten und damit das genaue Gegenteil sich selbst beweihräuchernder Sloterfranskis. Wenn einst Sokrates auf dem Markt sein Forum suchte, so lauscht auch Polt die Mono- wie Dialoge seiner Figuren vor Ort ab und transzendiert deren Qualität zu allgemeingültigen Wahrheiten - auf gut deutsch: Wer noch immer auszieht, das Fürchten zu lernen, wird bei diesem Autor und besten Interpreten seiner selbst gewiss nicht enttäuscht. In welch tiefschwarze Abgründe z.B. ein urdeutsches Begriffspaar wie Gemüt und Gemütlichkeit durchdekliniert werden kann, zeigte u.a. bereits vor bald einem Vierteljahrhundert seine Vorstellung 'Der Hundebesitzer' - und die läßt einen heute noch erschauern. Hier wird kein Monster vorgeführt, sondern das allgegenwärtig Monströse unter der mehr oder weniger dünnen Tünche angeblich zivilisierten Menschseins.
Sieht man Interviews mit ihm, wirkt Polt wie ein wortkarger Eigenbrödler, eher auf Distanz bedacht, denn auf herzliche Annäherung. Dieser Eindruck scheint dann auch sehr gut mit seiner 'eingestandenen' Vorbildung als Skandinavist zu korrespondieren - doch all dem widerspricht das Talent, sich mit genau den richtigen, d.h ihn kongenial ergänzenden Künstlern freundschaftlich zu umgeben, wie es u.a. Bayerns zünftigste Band Biermösl Blosn, die Schauspielerin Gisela Schneeberger und der Regisseur und teilweise Co-Autor Hans Christian Müller sind.
Gerhard Polts 60. Geburtstag wird nun mit dem gesammelten Werk seiner Kurz- und Rollenprosa sowie einigen Gedichten geehrt - wunderschön in Leinen gebunden, mit Lesebändchen und einem hilfreichen Register ausgestattet. Wer die einzelnen Titel (noch) nicht so gut kennt, kann sich aber auch anhand der 19 Kapitelüberschriften zurechtfinden, beginnend mit 'Grundwerte und historische Dimension' über 'Savoir-Vivre' bis hin zu 'Zukunft'.
Nur eines noch: Das Schlußwort ist doch bitteschön nicht zukunftsweisend, von wegen 'Ich - sag überhaupt nichts mehr'. So voluminös der 'Circus Maximus' auch ist, sollte er doch nur eine Zwischenbillanz sein, die noch auf einiges mehr an Ergänzung hoffen darf.

(Im selben Verlag ist übrigens auch zusammen mit Gisela Schneeberger und der Biermösl Blosn 'Der unbekannte Valentin' auf CD vorgelegt worden - wenn überhaupt jemand Karl Valentin adäquat interpretieren kann, dann dieses bayerische Satire-Triumvirat!)

Weitere Besprechungen zu Werken von Gerhard Polt siehe:
Gerhard Polt: Circus Maximus (2002)
Gerhard Polt: Dr. Arnulf Schmitz-Zceiszyk (2022)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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