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In der ersten von 19 illustrierten Episoden, steigt einer im Grand Hotel Krasnopolsky ab und gerät unversehens in ein Zimmer mit einer scheinbar leblosen Figurengruppe. Diese Gruppe starrt ihn erst nur an, bis einer schließlich, Herr Krasnopolsky, dem Eindringling eine Mitteilung macht. Danach weiß man, daß Gott den Menschen zwar nach seinem Bilde geschaffen habe, dies jedoch keine Rückschlüsse auf Seinen Charakter zuließe.
Der in dieser nüchternen Zusammenfassung leider gewiß noch zu kurz kommende Irrwitz - denn gerade bei Herbert Rosendorfer ist ja nicht zuletzt das Wie seiner Geschichten von zwerchfellreizender Bedeutung - erfährt eine an dieser Stelle leider ebensowenig vorzeigbare Steigerung durch das zugehörige, an Illustrationen des 19.Jahrhunderts gemahnende Bild von Fabius von Gugel.
Haftete seinen zuletzt veröffentlichten Geschichten durchweg Diesseitiges an, eröffnen sich in dem kongenialen Zusammenwirken mit den Bildern von Gugels surreale Bezüge, die in engen Spiralen vergangene Jahrhunderte und auch das Jenseits streifen. Eine unheimliche und komische, und damit unheimlich komische Geisterwelt eines lose miteinander verbundenen Personaltableaus, in der Karl Valentin in die Alpträume von Edgar Allen Poe zu schlüpfen vermag und umgekehrt. Hier sind Schöpfungen wie der Schluftmesser oder ein umgehender Rinderschlopp keineswegs fragwürdig und erlauben u.a. wunderbare Attacken gegen einen bigotten Katholizismus, der sich durch den Hang zu seltsamen Heiligen- und Asketenverehrungen auszeichnet. Das lacht einen noch den matschigsten Wintertag hinweg und ist im Gewand eines Taschenbuchs eine mehr als preiswerte Originalausgabe.
Weitere Besprechungen zu Werken von Herbert Rosendorfer siehe:
Herbert Rosendorfer: Absterbende Gemütlichkeit (1999)
Herbert Rosendorfer: Die Schönschreibübungen des Gilbert Hasdrubal (1999)
Herbert Rosendorfer: Der China-Schmitt (1999)
Herbert Rosendorfer: Die Erscheinung im Weißen Hotel (2000)