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Peter Ustinov

Der alte Mann und Mr. Smith

Roman. Econ, Düsseldorf 1991, 320 S., ISBN: 3-430-19278-1, >>> Amazon
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Peter Ustinovs Nebenbeschäftigungen erinnern an den Slogan homöopathischer Arzneien: Helfen sie nicht, so schaden sie wenigstens keinem. Ein durchaus ehrenwerter Gegensatz zum Schauspielerkollegen Ronald Reagan, der in seinem Fach nie den ins Lächerliche überzogenen Größenwahn eines Nero oder Agatha Christies Hercule Poirot hätte ausfüllen können, dafür aber dann Präsident der USA wurde.
Das neueste Ergebnis von Ustinovs Nebenbeschäftigungen ist dagegen der Roman DER ALTE MANN UND MR.SMITH, in dem die im Titel genannten Protagonisten, nämlich Gott und Teufel, die Erde besuchen, um die Gründe ihrer schwindenden Wirksamkeit zu erforschen.
Aus der VIP-Lounge-Perspektive des Autoren geraten die beiden von einer slapstickhaften Situation in die andere, um sich am Ende wider Willen nahezu befreundet zu haben und in diametral entgegengesetzter Richtung wieder auseinanderzugehen.
Nicht sie, sondern der Mensch in seiner korumpierbaren Kleinkariertheit ist das "unbekannte Wesen", das ihnen ein kräftezehrendes Rätsel nach dem anderen aufgegeben hatte.
Die Sprache des Autoren ist wie in seinen Interviews oder den Dialogen seiner Filme nur schlecht aus dem Kontext zu reißen. Immerhin darf es doch erstaunen, wenn er z.B. von "bösartig grünlichem Wasser" schreibt oder eine Erkenntnis von fast Marcel Reich-Ranickischem Format zum Besten gibt:
"Weiß verlangt nach Schwarz, wie eine Frau nach einem Spiegel verlangt."
Es würde dem Roman nicht gerecht, wollte man erörtern, was diese Travestie einer frömmelnden Heiligenlegende an Tiefsinn nicht leistet oder daß jeder orthodoxe Gläubige gleichwelcher Religion schon nach den ersten Zeilen "Blasphemie!" zetern würde.
Sir Peter Ustinov setzt mit seinen siebzig Jahren völlig zurecht auf seine stärkste Waffe, dem Charme eines Plauderers, der vieles gesehen und das Gesehene in ein durchaus plausibles Muster zu verarbeiten weiß. Da keiner alles sehen kann, sind seine Ansichten und Zuordnungen über das Gute und Böse "nur" subjektiv, aber in vielen seiner konservativ-liberalen Schlußfolgerungen diskutierbar und in seinen Betrachtungen über Kriege, Hunger und Elend auch nachvollziehbar.
Wer ein Fan von Peter Ustinov ist, zudem Ablenkung in "vergnüglicher" Literatur sucht, kommt mit diesem Roman ganz bestimmt auf seine Kosten, denn Ustinov befolgt immerhin strikt die Hauptforderung unseres deutschen Literaturpapstes: Er langweilt nicht!

Weitere Besprechungen zu Werken von Peter Ustinov siehe:
Peter Ustinov: Der alte Mann und Mr. Smith (1991)
Peter Ustinov: Ustinovs kleines Welttheater (1999)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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