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Büchernachlese-Extra: Kabarett-Autoren

Claire Waldoff

Weeste noch …? Aus meinen Erinnerungen

Autobiografie. L.S.D. im Steidl Verlag, Göttingen 2013. 191 Seiten. 18,00 Euro. ISBN: 978-3-86930-613-1, >>> Amazon >>> Lehmanns Media

Claire Waldoff (1884 - 1957) wurde zum Inbegriff der "Berliner Schnauze mit Herz", wiewohl sie als das elfte von sechzehn Kindern aus Gelsenkirchen im Ruhrgebiet stammte. Mit zwölf kam sie zu Pflegeeltern nach Hannover, die gerade kurz vor der Geburt ihres leiblichen Sohnes Theo Lingen standen. In Hannover kam sie zum ersten Mal mit der Bühne in Berührung und erlangte 1903 nach dem Abitur das erste Engagement am fürstlichen Sommertheater in Pyrmont. Einige Stationen weiter ging sie 1906 nach Berlin, um zuerst noch in kleineren Rollen in Paul-Scheerbart-Stücken und schließlich 1907 an Rudolf Nelsons Kabaretttheater "Roland von Berlin" zum "Stern von Berlin" aufzusteigen - hierfür hatte ihr der noch junge Walter Kollo das Lied vom "Schmackeduzchen" geschrieben.
Als Claire Waldoff 1953 ihre Autobiografie "Weeste noch …? Aus meinen Erinnerungen" vorlegte, lebte sie bereits seit 14 Jahren mit ihrer Lebensgefährtin Olga von Roeder in dem oberbayerischen Grenzort Bayrisch Gmain.
Das Buch enthält zahlreiche Schwarz-Weiß-Zeichnungen und Fotos, ein Grußwort von Peter Sachse sowie Zitate aus ihrer Zeitungsmappe, die ihre Anfänge, u.a. durch Alfred Kerr und Joseph Roth, und auch noch Hommagen an sie zu Anfang der 1950er spiegeln. Sie selbst meldet sich nur etwa in zwei Dritteln dieses Buches zu Wort. Doch das tut dieser liebevoll ausgestatteten Neuausgabe keinen Abbruch. Im Gegenteil. Der Begrenzung auf das ihr Wesentliche und Wichtige, wie z.B. die Dankbarkeit gegenüber ihrer Mutter und den ersten Schauspielkollegen, die sie unterstützten, steht wiederum ihre unprätentiöse Darstellung der Stationen ihres wachsenden Ruhmes und der im Gegenzug daraus ganz selbstverständlich abgeleiteten Großzügigkeit anderen gegenüber. Und natürlich schreibt sie auch von ihrer Verehrung Heinrich Zilles, dem sie über den Tod hinaus mit ihrem Lied "Sein Milljöh" ein noch heute bekanntes Denkmal setzte. Vergleichsweise kurz dagegen ihre Einlassungen zur "langsam aber sicher politisch unruhig gewordenen Zeit" - und das, obwohl sie sich selbst von einem Goebbels nicht hatte den Schneid abkaufen lassen, was wiederum alsbald mit Auftrittsverboten für sie einherging.
Nach der bereits von Valeska Gert vorgelegten Autobiografie ist Karl Lagerfeld für diese Neuauflage Claire Waldoffs Schrift gewordener "oral history" einmal mehr zu danken. Bleibt zu hoffen, dass sein L.S.D. Imprint des Steidl Verlags noch weitere solche kostbaren Perlen aus dem Kabarett-"Milljöh" wieder zugänglich macht ...

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