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Büchernachlese-Bestenliste 2011

Jan Peter Bremer

Der amerikanische Investor

Roman. Berlin Verlag, Berlin 2011. 158 Seiten. 17,40 Euro. ISBN: 978-3-8270-1035-3, >>> Amazon
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Ein Tag im Leben eines Schriftstellers, dessen Wohnung, insbesondere der Küchenboden abzusinken droht, dessen Frau und zwei gemeinsame Kinder außer Haus sind und ihn unter Zurücklassung des familieneigenen Hundes womöglich bereits verlassen haben, und der last, but not least an einer Schreibblockade leidet, für die es nur einen Schuldigen geben kann - den amerikanischen Investor, der sich seines Wohnhauses bemächtigt hat und es seitdem verkommen lässt.
Jan Peter Bremer wurde bereits vor Erscheinen von "Der amerikanische Investor" für einen Auszug daraus mit dem Alfred-Döblin-Preis 2011 ausgezeichnet - wiewohl dem Inhalt nach die als "Roman" bezeichnete Erzählung kaum mit Alfred Döblins Werken ("Berlin Alexanderplatz") in Verbindung zu bringen ist. Doch auszeichnungswürdig ist dieses inszenierte Umkreisen eines Selbst in jedem Fall!
Wie zu vermuten - und zu hoffen! - ist dieses "Selbst" nicht allzu dicht an der Lebenswirklichkeit Bremers. Da es aber nichtsdestotrotz eine enge Nähe zu ihm evoziert, wird die virtuose Anhäufung von selbst herbeigeführten oder auch nur vermuteten Katastrophen zu einem Musterbeispiel an Selbstironie, wie sie unserem männlichen Geschlechte insgesamt des Öfteren gut anstände. (Nicht zuletzt auch dem Stifter des Preises!)
Und zwischen all dem Aberwitz und der ihm innewohnenden Tragikomik entfaltet Bremer den Wesenskern vieler Geschichtenerzähler. Denn die meisten ihrer Geschichten liegen gar nicht gedruckt vor, sondern spielen sich in ihren Köpfen ab. Dieses Tagträumen führt der Autor auf eine Weise vor, die auch Nur-Lesern einleuchten sollte - all den Kollegen und Kolleginnen aber, gerade auch jenen, die über den Versuch eine Geschichte zu verfassen (noch) nicht hinausgelangt sind, sofort ein "Genauso isses!" entfahren lässt. Wenn sie denn Sinn für Selbstironie haben.
Ansonsten lässt sich selbstverständlich aber auch aus der Distanz trefflich über dieses Lamento eines Schriftstellers lachen. Ein wunderbares, alle angehendes Literaturstück also, dem noch viele Preise und vor allem weite Verbreitung gewünscht sei.

Weitere Besprechungen zu Werken von Jan Peter Bremer siehe:
Jan Peter Bremer: Der Palast im Koffer (1992)
Jan Peter Bremer: Der amerikanische Investor (2011)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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