buechernachlese.de
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50 Jahre Staat Israel, 100 Jahre Zionismus und keine Lösung des Nahost-Konflikts in Sicht. Die immer neuen Hiobsbotschaften aus dieser Region lassen einen nur noch hilflos mit der Schulter zucken. Wegschauen können wir nicht, dazu ist das Schicksal dieses Staates zu unglückselig mit dem unseren verwoben. Es war nicht zuletzt der Holocaust, der Israel die einstige Rechtfertigung für seine Staatsgründung gab. Dennoch (oder eben deswegen) wissen in Deutschland vermutlich nur wenige, welche Unzahl von Faktoren den Konflikt so dauerhaft am Kochen hält - ein weiterer Grund, die Nachrichten lediglich zur Kenntnis zu nehmen und sie tunlichst nicht zu kommentieren.
Als kenntnisreicher Vermittler versucht sich nun ein Polemiker von Rang. Henryk M. Broder arbeitet seit Jahren als Publizist wechselweise in Jerusalem und in Berlin. Während er seine Glossen über Deutschland harsch, mit wenig Neigung zur Differenzierung ausgießt, zielt Broder auf DIE IRREN VON ZION zwar ebenfalls mit treffsicheren Pointen, aber er läßt zudem in zahlreichen, durchaus respektvoll geführten Interviews viele Protagonisten des Nahost-Konflikts selbst zu Wort kommen - und bringt damit einmal mehr die Absurdidät zum Glänzen und den Leser zum Erschauern. Auf die Zurschaustellung des alltäglichen Wahnsinns folgen in einer wohlabgestimmten Dramaturgie noch versöhnlich denkende Gesprächspartner (u.a. Joram Kaniuk und der Palästinenser Jamil Hamad), die neben der messerscharfen Analyse sogar auf pragmatische Lösungsansätze hinweisen - allerdings wiederum mit durchdringend resignativen Beigeschmack.
Weitere Besprechungen zu Werken von Henryk M. Broder siehe:
Henryk M. Broder: Volk und Wahn (1996)
Henryk M. Broder: Die Irren von Zion (1998)