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Über das Sterben gibt es für Kinder einige sehr anschauliche und zugleich anrührende Geschichten, die u.a. das Abschiednehmen von einem Großelternteil thematisieren. Aber sonst?
Allein wie (und ob überhaupt) Menschen mit dem Tod als Thema umgehen, ist ja sehr unterschiedlich. Einige von ihnen - und nicht zuletzt auch Kinder - haben jedenfalls dazu viele Fragen, die man beantworten kann oder nicht - oder über die man zumindest nachdenken kann.
Anna Fiske geht in "Wie spricht man eigentlich über den Tod?" sehr überzeugend auf diese Fragen ein, nämlich so warmherzig wie unerschrocken und zugleich sehr sachlich.
In der kongenialen Übersetzung von Ina Kronenburger beginnt sie in konkreten Beispielen zu beschreiben, wie der Tod ein Teil des Lebens ist bzw. alles einen Anfang und ein Ende hat, und wie auch in der Natur Neues entsteht und anderes vergeht. Darauf folgt ein Eingehen auf das Traurigsein und wie auch dieses Gefühl wieder vergeht.
Und so wechseln sich immer wieder Erkenntnisse mit Überlegungen und Beschreibungen von Gefühlen ab, z.B. auf
"alle Tiere und Menschen sind verschieden und einzigartig" folgt, dass es auf der Erde sehr eng würde, wenn niemand sterben würde, um dann wieder einen Bogen zu den sehr unterschiedlichen Gefühlslagen zu schlagen, die ein Abschied ganz allgemein oder der Tod im Besonderen auslösen kann.
Zusammen mit den Illustrationen in ihrer bekannten, weil eigenwilligen Form des Ligne-Claire-Stils, der weniger durch eine exakt-harmonische als durch eine punkig-skurrile Linienführung besticht, vermag Anna Fiske sehr gut Sachkundliches wie frühere und heutige samt (nicht) religionsgemeinschaftlichen Beerdigungsformen zu veranschaulichen sowie auch unterschiedliche Vorstellungen davon, was nach dem Tod sein könnte - oder nicht.
Und das ist noch längst nicht alles, aber alles kann hier nicht verraten werden, sondern nur noch das Ende dieses Bilderbuches. Denn vor dem Tod leben wir ja, und dazu gehören nicht zuletzt bei Kindern ja auch ganz unterschiedliche Lebensträume. Und nach deren beispielhafter Aufzählung heißt es zuletzt: "Wenn wir an den Tod denken, denken wir auch an die Liebe und wie viel Leben es auf der Welt gibt. Wie viele Menschen wir lieb haben. Wie viele Menschen uns lieb haben. Wie viele Menschen dich lieb haben."
Ob dieses Bilderbuch, wie vom Verlag vorgeschlagen, bereits für Kinder ab 4 Jahren geeignet ist, erscheint allein schon wegen des Umfangs von 74 Seiten im DinA4-Format sowie der korrekten Sprachregelung für einige unvermeidliche Fachbegriffe fraglich.
Aber situationsbedingt resp. mit entsprechender Fragehaltung eines Kindes ist dieses Bilderbuch ab 6 Jahren unbedingt zu empfehlen. Und nicht nur zu Hause, sondern ggf. auch für einen Einsatz im Hort und in der Schule, z.B. in Fächern wie Ethik oder/und Religion.
Weitere Besprechungen zu Werken von Anna Fiske siehe:
Anna Fiske: Alle haben einen Po (Kurzhinweise 2024)
Anna Fiske: Wie spricht man eigentlich über den Tod? (2024)