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Büchernachlese | Kurzhinweise 2024


Neben den nachfolgenden des aktuellen Erscheinungsjahrs können auch noch siehe Links oben insgesamt 591 Kurzhinweise zu den Jahren 2003 bis 2023 abgerufen werden:

Sortiert nach Genre und dem Alphabet der Autorennamen führen die verlinkten Genrebezeichnungen zum jeweils ersten Kurzhinweis.
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  • Belletristik: Iris Conrad, Tana French
  • Krimis / Thriller: Achilles, Ashley Kalagian Blunt, Andreas Föhr, Harald Gilbers, Judith Gridl, Kästner & Kästner, Clare Mackintosh, Val McDermid, Douglas Preston, Gordon Tyrie, Eva Völler
  • SF / Fantasy / Horror / Mystery: Christian Handel u. Andreas Suchanek, Ray Nayler, Markus Heitz, Anthony Ryan
  • Kinder- & Jugendliteratur (Bilderbücher): Mac Barnett und Shawn Harris, Martin Baltscheit und Anne-Kathrin Behl, Sabine Bohlmann und Kerstin Schoene, Julia Donaldson und Axel Scheffler, Daniel Fehr und Claudia Weikert, Anna Fiske, Dagmar Geisler, Dagmar Geisler, Christine Henkel, Marta Kulesza, Loewe Kreativ, Uticha Marmon und Larisa Maliush, Anne Möller, Fran Pintadera und Ana Sender, Catherine Rayner, Katja Reider und Larisa Lauber, Eliane Reitz und Nora Paehl, Britta Sabbag und Eefje Kuijl, Salla Savolainen, Susanne Straßer
  • Sachbuch:


  • Belletristik

    Ab 1942 beginnen in Berlin die planmäßigen Deportationen der Juden in die KZs. Benjamins Mutter ist noch kurz vor dem Transport gestorben, doch Henriettes Großeltern konnten ihm nicht entgehen. Henriette und Benjamin nunmehr ganz auf sich allein gestellt, werden nur noch wegen ihres Einsatzes für "kriegswichtige" Arbeit verschont - vorerst. Doch alsbald stehen auch sie auf den Listen für den Abtransport. Vor dem Krieg in der Schulzeit einander alles andere als sympathisch, sind Henriette und Benjamin inzwischen Freunde geworden und sich vor allem darin einig, gemeinsam überleben zu wollen. Also werden sie zu "U-Booten", die den Nazis im Berliner Untergrund zu entgehen suchen …
    Unter dem Pseudonym Iris Conrad veröffentlicht Iris Claere Mueller mit Der Glashund einen Roman über zwei Juden, denen das Überleben in der Nazizeit gelang.
    In ihrem Nachwort dazu erläutert sie unter anderem, dass einige unwahrscheinlich wirkende Situationen des Überlebens, wie z.B. als Jude unerkannt einen Jazzclub zu besuchen, in dem auch SS-Offiziere verkehren, auf tatsächlichen Erlebnissen jüdischer Berliner beruhen. Andererseits geht es der Autorin nicht zuletzt auch darum, jene in den Blickpunkt zu rücken, die den Juden in unterschiedlichem Maße und aus ganz unterschiedlichen Motiven zu überleben halfen.
    Für all das beruft sie sich u.a. auf Inge Deutschkron, Cioma Schönhaus ("Der Passfälscher"), Bert Lewyn, Margot Friedländer und Barbara Lovenheim.
    Durchaus mit Sinn für Spannung und Dramatik handelt sie im Roman ab, womit Menschen wie Henriette und Benjamin als Verfolgte in der Nazizeit zurechtkommen mussten, wenn sie überleben wollten. Und das meint auch die Bandbreite menschlicher Verhaltensmuster bei Tätern wie Opfern.
    Nur - das ist alles irgendwie zu viel und wirkt zugleich tendenziös. "Zu viel" deshalb, weil die Autorin offenbar wirklich alles aus den Berichten ihrer aufgeführten Zeugen unterzubringen suchte. "Tendenziös" deshalb, weil ihr wie beim "zu viel" das rechte Maß für die Proportion und die Darstellung u.a. zwischen hilfsbereiten Mitbürgern und bösen Nazis fehlte. Denn hilfsbereite Mitbürger zählten in Nazi-Deutschland nun mal leider zur absoluten Minderheit und machten nicht wie im Roman gefühlt nahezu die Hälfte aller Protagonisten aus. Und es hat schon ein sehr unangenehmes "Geschmäckle", dass der hartnäckigste Verfolger ein in der Jugendzeit abgewiesener Verehrer von Henriette war, der zudem als Angehöriger der Gestapo auch noch jüdische Großeltern zu verheimlichen hatte - während ein hitlertreuer General die von ihm ahnungslos als Betreuerin seiner kleinen Tochter eingestellte Henriette alsbald auf einem Fahndungsblatt erkennt und sie lediglich "völlig irrational" bzw. ohne selbst zu wissen, warum, nicht ausliefert …
    Da es in dem Roman ja auch einige treffende(re) Szenen gibt, sei hier gar nicht böse Absicht, sondern "nur" ziemliche Schludrigkeit unterstellt.
    Dazu passt dann auch die boulevardeske Klappentext-Werbung: "Eine junge Frau mit unbedingtem Lebenswillen und eine Geschichte über das Licht der Hoffnung in dunkelsten Zeiten".
    Angesichts einer solchen Reduktion auf das spannungsgeladene Schicksal zweier adoleszenter Helden kann nur noch von einem verdünnten, wenn nicht gar verfälschten Aufguss der weit überzeugenderen, weil authentischen Lebenszeugnisse der im Nachwort zitierten Überlebenden die Rede sein.
    Deshalb hier auch noch als weit empfehlenswertere Alternative Direkt-Links nach Amazon zu Titeln von Inge Deutschkron, Cioma Schönhaus und Margot Friedländer. Ulrich Karger
    (Iris Conrad: Der Glashund. Roman. Droemer Verlag, München 2024. 352 Seiten. 22,00 Euro. ISBN: 978-3-426-28418-6)
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    Seit Cals Ankunft sind im westirischen Ardnakelty zwei Jahre vergangen. Dieser Sommer ist ungewöhnlich heiß, die Ernten deshalb bedroht und die Farmer entsprechend angespannt. Aber immerhin hat sich Cals Verhältnis zu der inzwischen 15-jährigen Trey stabilisiert. Als er sie damals kennenlernte, traute sie niemandem. Kein Wunder, ihr Vater schon lange von der Bildfläche verschwunden, die Mutter überfordert mit zusätzlich drei jüngeren Kindern, sollte Trey stets nur funktionieren. Dabei hatte sie damals vor allem die Suche nach ihrem älteren Bruder Brendan im Kopf - doch erst der aus den USA umgezogene ehemalige Cop Cal Hooper konnte ihr dabei helfen. Und jetzt auf einmal taucht Treys Vater wieder auf, um zusammen mit einem Fremden das Dorf mit seinen gewinnbringenden Ideen anzustacheln. Cals erster Impuls beim Auftauchen des Vaters, ist Trey vor ihm zu schützen - aber Trey will keinen Schutz, sondern Rache …
    Der Roman Feuerjagd von Tana French schließt an den Vorgängerroman Der Sucher (2021) an, dessen Lektüre zum Verständnis des neuen Romans zwingend ist. Wer bereits (oder dann) den ersten Band gelesen hat, wird (und sollte) sich allerdings die "Feuerjagd" keinesfalls entgehen lassen!
    Denn einmal mehr versteht es Tana French mit ihrer durchgehend eingängigen Sprachregelung sehr überzeugend, die Spannbreite an Geheimnissen und Dynamiken des kleinen irischen Dorfes Ardnakelty mit seinen sehr eigenen Bewohnern und Bewohnerinnen zu entfalten. Das sorgt wiederum dafür, Spannung für ein sich schon bald abzeichnendes, mehrfach verschachteltes Drama aufzubauen. Und das hat es wirklich in sich und mündet in ein allseits erschütterndes, aber letztlich auch befriedigendes Finale.
    Unterhaltung vom Feinsten, die man sehr gern weiterempfiehlt! Ulrich Karger
    (Tana French: Feuerjagd. Roman. Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2024. 525 Seiten. 25,00 Euro. ISBN: 978-3-949465-10-9)
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    Krimis / Thriller

    Peer Pedes ist Ermittler beim Berliner LKA und galt auch mal als begabter Marathonläufer. Doch nachdem ein Kollege seinen polizei-internen Rekord gebrochen hatte, ist sein Ego angekratzt. Doch dann passiert zweierlei: Zuerst trifft Peer die Entscheidung, allen wieder die Hacken zeigen und den nächsten Berlin-Marathon gewinnen zu wollen, und kurz nach dieser Entscheidung läuft er in einem ersten mühsamen Traingslauf auf die Oberbaumbrücke zu, an der eine Leiche hängt, deren Füße die neuesten und besten und damit auch sehr teueren Laufschuhe tragen. Wenngleich eigentlich nicht in der räumlichen Zuständigkeit seiner Mordkommission 8, will Peer unbedingt die Ermittlungen übernehmen - und sie damit zugleich besagtem neuen Rekordinhaber wegschnappen …
    Mit Nur der Tod ist schneller startet die Kriminalroman-Serie Laufende Ermittlungen, für die als Autor das Pseudonym Achilles firmiert. Dahinter verbergen sich der auch aus Funk und Fernsehen bekannte Journalist Hajo Schumacher, der u.a. bereits seit 2006 unter dem Pseudonym Achim Achilles mehrere Titel zum Thema Laufen veröffentlicht hat, sowie Michael Meisheit, der u.a. als Drehbuch- bzw. Chefautor 376 Folgen der Lindenstraße maßgeblich geprägt hat und im Heyne Verlag mit zwei Thrillern vertreten ist.
    Eigentlich mit Laufen um seiner selbst willen - noch dazu auf Marathon-Strecken! - wenig bis gar nichts im Sinn, muss eingeräumt werden, dass das Autoren-Duo hier einen von Anfang bis Ende mitreißenden, weil originell-witzigen und auch spannenden Krimi vorgelegt hat.
    Natürlich ging das nicht ganz ohne Klischees ab (Peer Pedes!), aber z.B. bei der angedachten Konstellation von zwei nicht nur um einen Fall, sondern auch noch um Laufzeiten konkurrierenden Polizisten, war dann immerhin auch noch Raum für eine Entwicklung zum zivilisierte(re)n Umgang miteinander. Und selbst das Werfen mit dem Speck nach der Maus bzw. mit dem Einführen einer taffen Ukrainerin, die als autodidaktisches Laufwunder allen Männern davonläuft, überzeugt hier genauso wie der freundlich beiläufige Umgang mit Menschen aus der queeren Szene - und macht einfach Spaß.
    Rein formal das Ganze in 42,195 Kapiteln abzuhandeln, ist dann auch nicht einfach nur platt, sondern findet tatsächlich - wie die Auflösung des Falls - ein überzeugendes Finale am Ende eines Marathonlaufs.
    Ein weiterer Band dieser Reihe verdient also durchaus weitere Aufmerksamkeit … Ulrich Karger
    (Achilles: Nur der Tod ist schneller - Laufende Ermittlungen. Kriminalroman. Droemer Verlag, München 2024. 399 Seiten. 15,99 Euro. ISBN: 978-3-426-30964-3)
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    Reagan Carsens lebt in Sydney und das ausschließlich offline. Kein Smartphone, keine sozialen Medien. Noch vor ein paar Jahren in ihrer Jugend war das ganz anders. Bis sie gestalkt wurde und sich ein fremder Mann Zutritt in ihr Zimmer verschafft hatte. Seither ist sie einige Male umgezogen und war sehr vorsichtig. Und dann stolpert sie über ein grausig verunstaltetes Mordopfer, das ihr zum Verwechseln ähnlich sieht …
    Ashley Kalagian Blunt legt mit Die Dahlien-Morde einen Psychothriller vor, der nichts für zartbesaitete Gemüter ist.
    Denn das, was Reagan darin erleben muss, beruht auf Tatsachen, wie sie in Sachbüchern über den Frauenhass sogenannter "Incels" beschrieben werden und nicht zuletzt auch auf einem Mord von 1947, der als "Black Dahlia"-Mord zu den bekanntesten ungelösten Mordfällen der amerikanischen Kriminalgeschichte zählt.
    Die Autorin beschreibt ergreifend, wie schwer Frauen es (noch heute!) haben, sich gegen Stalker oder/und gegen Incels zu wehren. Derartige Psychopathen vermögen immer wieder auf das Schamgefühl ihrer Opfer und auf das Unverständnis vieler Polizeibeamter zu setzen. Wie gesagt, als Lektüre vemutlich für viele schwer erträglich, zählt sie gewiss nicht zu einer leichten "Unterhaltung". Aber unter dem Vorzeichen einer Horizonterweiterung der eigenen Empathiefähigkeit bleibt man dennoch bis zum hochdramatischen Finale dran. Ulrich Karger
    (Ashley Kalagian Blunt: Die Dahlien-Morde. Roman. Aus dem Englischen von Alice Jakubeit. Droemer Verlag, München 2024. 384 Seiten. 17,99 Euro. ISBN: 978-3-426-30929-2)
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    Leo Kreuthner sowie der einhändige Johann Lintinger und der 93-jährige Manfred Wallner liegen vor einem Schuppen auf der Lauer. Im Innerem dieses Schuppens betreibt jemand eine Schwarzbrennerei und macht damit Leo erfolgreich Konkurrenz. Ein Unding, gegen das nun mithilfe von Manfreds Kenntnissen der Funktionsweise einer Kanone aus dem 18. Jahrhundert ein nicht mehr ignorierbares Zeichen gesetzt werden soll. Wie so oft bei Leo, geht das wieder nach hinten los und bildet zugleich den Anfang für die Auflösung eines ganz anderen Falls, der mit einer im Wald vergrabenen, nicht mehr identifizierbaren Leiche zusammenhängt …
    Mit Totholz - Was vergraben ist, ist nicht vergessen legt Andreas Föhr nun bereits den elften Krimi um das Ermittlergespann Wallner & Kreuthner vor, der allein schon wegen seiner hier bereits angesprochenen Ouvertüre einen Hochgenuss anarchisch bayerischen Aberwitzes in Bestform bietet!
    Auch der Plot des eigentlichen Kriminalfalls hat es in sich und führt u.a. im Clinch mit einem brutalen Rocker sogar die Selbstgewissheit von Leo Kreuthner an ihre Grenzen. Einmal mehr passt einfach alles, angefangen von der Anlage der Figuren über deren allzu Menschlichen Auseinandersetzungsformen bis hin zu den Lösungsfindungen aller großen und kleinen Erzählstränge.
    Also bitte nur nicht nachlassen und mindestens noch das Dutzend vollmachen! Ulrich Karger
    (Andreas Föhr: Totholz - Was vergraben ist, ist nicht vergessen. Kriminalroman. Knaur Verlag, München 2024. 379 Seiten. 16,99 Euro. ISBN: 978-3-426-22668-1)
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    Erst vermisst gemeldet, wird bereits wenig später eine junge Frau ermordet und ihre Leiche wie eine Heiligenikone inszeniert aufgefunden. Dabei brisant im Berlin von 1950, dass die Tote offenbar eine Affäre mit einem amerikanischen Offizier hatte - was die Motivsuche um einiges erweitert …
    Harald Gilbers legt nach Germania, Odins Söhne, Endzeit, Totenliste, Hungerwinter, Luftbrücke und Trümmertote nun mit Tanzpalast bereits den achten Roman um Kommissar Oppenheimer vor. Spielten die beiden ersten Romane noch im Krieg und der dritte im Übergang zur "Nachkriegszeit", setzten die weiteren Romane jeweils ein Jahr später, also 1946, 1947, 1948 und 1949 ein.
    Auch in diesem Roman weist der Autor nach, dass sein Plot auf im Anhang aufgeführter Sachliteratur zur Historie beruht - diesmal der von 1950. Neben den bereits eingeführten Charakteren um Kommissar Oppenheimer, wie "Fräulein(sic!) Murr" und Kubelik als seine jungen Assistenten, wirkt mit Eugene Peters nun auch ein sehr ambitionierter Zeuge mit, der als US-Bürger afroamerikanischer Herkunft wegen seiner Diskriminierungserfahrungen in der Army einiges an Hintergrundwissen beizutragen weiß. Dass sein Interesse an Fräulein Murr auf Gegenliebe stößt, spielt da natürlich auch noch eine große Rolle.
    Der Fall spitzt sich zudem dramatisch zu, als nach dem Verschwinden der Ehefrau eines zweiten US-Offiziers auch noch die gute und Oppenheimer stets hilfreiche Rita ebenfalls entführt wird. Neben den bereits angedeuteten Ungerechtigkeiten, die US-Bürger wegen ihrer Hautfarbe erleiden müssen, wird auch der 1950 einsetzende Koreakrieg zu einem bedrohlichen Thema im Berlin jener Zeit.
    Diesmal wieder ein starker, weil in sich konsistenter Plot vor dem Hintergrund des damaligen Alltags und sich abzeichnender Weltpolitik, bietet er einmal mehr ein guten Grund, sich mit einem Roman dieser Reihe auf Zeitreise begeben. Ulrich Karger
    (Harald Gilbers: Tanzpalast. Roman. Knaur Verlag, München 2024. 461 Seiten. 12,99 Euro. ISBN: 978-3-426-53014-6)
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    Eine Hochzeitsfeier auf einem Ausflugsschiff vor der deutschen Ostseeküste - doch dann kommt der bereits angekündigte Sturm schneller als gedacht, und es ertrinken trotz sofort eingeleiteter Seenotrettungsdienstmaßnahmen offenbar alle 24 Gäste einer nahegelegenen, kleinen Küstengemeinde. Unter den Toten soll auch der beste Freund der Informatikerin Nina sein, doch glaubt sie, ihn noch nach dem Unglück gesehen zu haben. Zudem hat sich nicht nur ihrer Meinung nach, sondern auch nach Einschätzung von Matthew, dem örtlichen Seenotrettungspiloten, dieser Freund bereits vor dem Unglück seltsam verhalten - aber die Polizei will davon nichts wissen …
    Mit Der tiefste Punkt legt Judith Gridl ein Thriller-Debüt vor, das es wahrlich in sich hat.
    Auf den Erzählstrang um das Unglück auf See folgen im steten Wechsel noch Erzählstränge, die im Verbund mit NASA und ESA auf der ISS im Weltall sowie in Kenia unweit einer Elefantenherde spielen. Da Alles mit Allem (und alles verbindender Software) zu tun hat, lässt sich erahnen, dass es hier um Verstrickungen internationaler Großmächte wie auch des organisierten Verbrechens geht, die einen Wettlauf gegen die Zeit mit schweren Folgen für Viele provozieren.
    Gewiss eine durchaus interessante Vorlage für eine kostenintensive Verfilmung, doch für ein langsameres Lesetempo wirken die Figuren zu holzschnittartig gezeichnet und die verschiedenen Handlungsorte eine ganze Weile wie ein nicht zusammengehörendes und stets nur kurz abgehandeltes Nebeneinander, das eher irritiert als neugierig auf das Weitere macht.
    Wer dennoch durchhält, für den zieht die Autorin dann immerhin auf den letzten etwa 70 Seiten die Fäden gekonnt zusammen und entwickelt bis zum Showdown im Finale einen wirksamen Lese-Sog. Ulrich Karger
    (Judith Gridl: Der tiefste Punkt. Thriller. Knaur Verlag, München 2024. 367 Seiten. 12,99 Euro. ISBN: 978-3-426-44745-1)
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    An den Landungsbrücken im Hamburger Stadtteil St. Pauli wird Dominic Lutteroth erschlagen auf seinem Ausflugsschiff gefunden. Der Tod des Barkassen-Kapitäns sorgt für einige Aufmerksamkeit und setzt Kriminalhauptkommissarin Jonna Jacobi entsprechend unter Druck. Zusammen mit dem Wasserschutzpolizisten Tom Bendixen beginnt sie sofort zu ermitteln, und beide verfolgen alsbald eine Spur, wonach eine Art Krieg unter den Barkassen-Eignern den Hintergrund für diesen Fall bilden könnte. Doch dann verschwindet auf einmal auch noch die Witwe spurlos …
    Hinter der Signatur Kästner & Kästner verbirgt sich das Autoren-Ehepaar Angélique und Andreas Kästner, das mit Tatort Hafen - Tod an den Landungsbrücken ihren ersten Kriminalroman vorlegt.
    Beide um die 60 Jahre alt bringen große Sachkenntnisse auf ganz unterschiedlichen Gebieten ein. So ist die gebürtige Hamburgerin Angélique Kästner promovierte Psychotherapeutin und lernte ihren Ehemann Andreas Kästner bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit im Kriseninterventionsteam des DRK kennen. Andreas Kästner wiederum, geboren in Wismar und aufgewachsen in Rostock, lebt seit seiner Ausbürgerung aus der ehemaligen DDR im Juni 1989 in Hamburg. Er fuhr in der DDR zur See und arbeitete von 1992 bis 2023 als Hauptkommissar der Wasserschutzpolizei im Hamburger Hafen. Beide bringen somit passgenau Erlebnisse und detaillierte Insiderkenntnisse für die mit diesem Roman startende Serie ein.
    Doch so sehr die begeistert ausschraffierte Detailtreue der Ortskenntnisse bestechen und jeder/m Hamburg-Tourismus-Beauftragten die Freudentränen in die Augen treiben, so sehr ist hiervon wie auch von all dem menschelnden Mit-, Unter- und Gegeneinander doch um Einiges zu viel und keineswegs immer plausibel in dem Roman verbraten.
    Diese deutliche Kritik auch und gerade deshalb, weil der so flüssige wie eingängige Schreibstil den Tonfall der Leute im Hamburger Hafen dennoch insgesamt sehr gut trifft und die Handlungsträger:innen der Geschichte durchaus sympathisch rüberkommen.
    Auch die Spannung der Hauptgeschichte vermag am Ende durchaus einen Sog zu entwickeln, der einen bis zum Ende neugierig hält. Ulrich Karger
    (Kästner & Kästner: Tatort Hafen - Tod an den Landungsbrücken. Kriminalroman. Knaur Verlag, München 2024. 308 Seiten. 12,99 Euro. ISBN: 978-3-426-53066-5)
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    In London startet der erste Nonstop-Flug, der vollbesetzt mit etlichen Prominenten und Journalisten in 20 Stunden Sydney erreichen soll. Flugbegleiterin Mina ist für die Business Class zuständig und versucht sich mit ihrer Arbeit von den Problemen mit ihrer 5-jährigen Adoptivtochter Sophia und ihre auseinanderbrechende Ehe abzulenken. Doch dann drückt ihr jemand einen Zettel in die Hand, auf dem es lapidar heißt: Nur wenn dieses Flugzeug dank Minas Hilfe nie in Sydney ankommt, bleibt Sophia am Leben - andernfalls wird sie sterben …
    Nach ihren in Wales spielenden Krimis mit dem Ermittler-Duo Ffion Morgan und Leo Brady hat Clare Mackintosh mit Freier Fall nun einen Thriller in einem ganz anderen Milieu vorgelegt.
    Erneut spielt die Autorin ihre Stärke aus, auch für ihre unter den Fluggästen hervorgehobenen Nebenfiguren glaubhafte und zuweilen auch anrührende Biografien zu skizzieren. Was den Plot als Ganzes angeht, vermag er gestrafft auf ein Drehbuch für einen Blockbuster mit Starbesetzung wahrscheinlich durchaus mitzureißen - doch als Buchlektüre nimmt er - auch wegen der vielen eingeführten Fluggast-Biografien - erst sehr spät Fahrt auf, um dann auf den letzten Seiten auf einmal ratzfatz alles aufzulösen. Dass noch in einem Epilog der 5-jährigen Adoptivtochter Sophia Raum für einen allerletzten Twist gegeben wird, überrascht dann zwar sehr, wirkt aber nicht glaubwürdig genug, um eine von besser duchdeklinierten Thrillern verwöhnte Leserschaft das Buch wirklich zufrieden zuklappen zu lassen. Ulrich Karger
    (Clare Mackintosh: Freier Fall. Thriller. Aus dem Englischen von Sabine Schilasky. Knaur Verlag, München 2024. 427 Seiten. 11,99 Euro. ISBN: 978-3-426-52777-1)
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    Von der seit Jahren aus Edinburgh verschwundenen Studentin Lara Hardie gab es weder eine Leiche noch brauchbare Spuren noch sonstige Hinweise. Doch dann erhält DCI Karen Pirie den Anruf einer Bibliothekarin, die im Nachlass eines kürzlich verstorbenen Schriftstellers ein Manuskript gefunden hat, dessen Handlung erschreckende Ähnlichkeit mit dem Cold Case der vermissten Studentin aufweist …
    Val McDermid legt nach Das Grab im Moor und Ein Bild der Niedertracht mit Die Gabe der Lüge den siebten "Cold Case" für DCI Karen Pirie vor, der ihr wie auch den Kolleg:innen Jason alias "Minzdrops" und Daisy Mortimer auf erschreckende Weise allzu menschliche Abgründe vor Augen führt - noch dazu kurz nach Ausbruch von Covid-19 und zudem nach wie vor unter den gehässig missgünstigen Augen ihrer aller Chefin Ann "Hundekuchen" Markie.
    Auch wenn für Krimikenner spätestens "schon" nach zwei Dritteln klar ist, wer den Mord begangen haben muss, bleibt das kaum noch möglich erscheinende Überwinden und zugleich Einhalten der gesetzlichen Hürden bis zum Nachweis der Tat spannend. Dem Ausleuchten hier vorgestellter Autoren und ihren Eitelkeiten als Nachweis ihrer Selbstüberschätzung stellt McDermid zudem auch wieder eine ganz andere Menschengruppe gegenüber, die per se ganz andere, weit existenziellere Probleme hat.
    Über all dem standen seinerzeit (2020) die sehr strengen Regeln in Schottland, um die Infektionen mit Covid-19 einzugrenzen, was ja seinerzeit nicht zuletzt die privaten Spielräume sehr einschränkte. All das hat Val McDermid in bewährter Manier sehr überzeugend ineinandergefügt und einmal mehr zu einem empfehlenswert spannenden Ganzen entwickelt! Ulrich Karger
    (Val McDermid: Die Gabe der Lüge. Ein Fall für Karen Pirie. Aus dem Englischen von Karin Diemerling. Droemer Verlag, München 2024. 480 Seiten. 17,99 Euro. ISBN: 978-3-426-44801-4)
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    Das Ferienresort Erebus in den Rocky Mountains erlaubt betuchten Gästen dank modernster Gentechnik Tiere aus der Vorzeit - wie Mammuts und Riesenfaultiere - hautnah in einem entsprechend angepassten Habitat zu erleben. Als an einem abgelegenen Platz des Resorts am Zelt von einem Millionärssohn und seiner Frau nur noch ein großer Blutfleck gefunden wird, gerät eine Gruppe von gewaltbereiten Öko-Terroristen in Verdacht, die beiden entführt oder gleich an Ort und Stelle getötet zu haben. Für CBI-Agentin Frances Cash wird es zum ersten Fall als leitende Agentin und der mit der Region gut vertraute Sheriff James Colcord soll sie dabei unterstützen. Doch nachdem auch noch mehrere, eindeutig als Mordopfer erkennbare Leichen gefunden werden und die zwei Ermittler zu dem Schluss kommen, dass der 400 Quadratkilometer umfassende Ferienort unbedingt und sofort zu evakuieren wäre, wird ihr Anliegen dennoch behindert und verzögert. Die dadurch bedingte Einschränkung ihrer Untersuchungen zeitigt nur wenig später fürchterliche Folgen …
    Douglas Preston legt mit Extinction - Wenn das Böse erwacht mal wieder einen Solo-Thriller ohne seinen sonstigen Autorenpartner Lincoln Child vor. Und dieser Thriller hat es wirklich in sich!
    Abgesehen von einigen unnötigen Redundanzen bei den ansonsten durchaus interessant beschriebenen Details der Polizeiarbeit zu Anfang, entwickelt Prestons Thriller-Plot mit SF-Elementen alsbald einen zugkräftigen Sog, der bis zur letzten Seite mitreißt.
    Was die SF-Elemente angeht, werden sie auch noch einmal in einem Nachwort plausibel als gar nicht mehr so weit entfernte Zukunftsvision auf bereits anerkannter naturwissenschaftlicher Basis vorgestellt. Ohne zu spoilern, reicht für die Auflösung dieses Thrillers die oft nicht nur zu menschlichen Katastrophen führende Erkenntnis: "Wenn irgendetwas gemacht werden kann, dann wird es auch gemacht - ganz egal, wie gefährlich es ist."
    Zusammen mit den sympathisch gezeichneten Ermittlern lässt man sich das gern vor Augen führen und dabei trotz des furiosen Finales nicht die Hoffnung verlieren, dass die Zeit doch noch reicht, die Menschheit als Ganzes würde vielleicht die richtigen Schlüsse aus derartigen Szenarios ziehen lernen … Ulrich Karger
    (Douglas Preston: Extinction - Wenn das Böse erwacht. Thriller. Aus dem amerikanischen Englisch von Kerstin Fricke. Knaur Verlag, München 2024. 473 Seiten. 18,99 Euro. ISBN: 978-3-426-44900-4)
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    Der Ex-Auftragskiller Hynch will unter dem Alias "Howard" auf der Hebriden-Insel Insel Mull eigentlich nur noch in Ruhe seine Eiskrem verkaufen und mit dem Hochlandrind Thin Lizzy abhängen. Doch dann hat ihn der Teufel geritten und nach Dates Ausschau lassen. So verabredet er sich schließlich mit der zuweilen auch für die Polizei tätige Grafologin Frances - und die bittet ihn prompt um Hilfe, mit ihr zusammen die seltsamen Begleitumstände des scheinbaren Suizids eines Immobilienhai unter die Lupe zu nehmen. Doch da mit den "Bampots" auch die drei schlechtesten Polizisten Schottlands ihre Finger im Spiel haben, hätte das ohne Thin Lizzy sehr schief gehen können …
    Nach Todesströmung, Schottensterben und Schottenkomplott legt Thomas Kastura unter seinem Pseudonym Gordon Tyrie mit Schottenschuss den vierten auf einer Hebriden-Insel spielenden Roman vor.
    Ein Krimi, der auch wieder viel von einer Posse hat, die (insbesondere mit Thin Lizzie!) selten dickschädelige Sturköpfe aneinandergeraten lässt. Dies allerdings kombiniert mit sehr viel schwarzem Humor seiner Protagonisten, die auch große Freizügigkeit im Aushalten von Andersartigen beweisen - solange es nicht die eignen Kreise stört. Und da auch der Plot durchaus für Spannung sorgt, ergibt das insgesamt eine unterhaltsame Lektüre, der auch echte Schotten etwas abgewinnen können sollten. Ulrich Karger
    (Gordon Tyrie: Schottenschuss. Ein Hebriden-Krimi. Droemer Verlag, München 2024. 336 Seiten. 16,99 Euro. ISBN: 978-3-426-30948-3)
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    1949 wurde in Essen der Richter Dr. Vahrendonk Opfer eines Giftmords. Bereits die ersten Ermittlungen von Kriminalinspektor Carl Bruns ergeben, dass der Tote im Privatleben ein wahrer Tyrann war und bis zuletzt seine junge Ehefrau misshandelt hatte. Und dann tauchen auch noch plötzlich als Anklageschriften formulierte, schwerwiegende Vorwürfe über die Urteile Vahrendonks während der Nazizeit auf. So soll wegen ihm ein Vater seine Tochter, ein Sohn seinen Vater und ein jüdischer Anwalt seine ganze Familie verloren haben. Sie alle hätten ein Motiv für den Mord …
    Mit Alte Taten, neuer Zorn legt Eva Völler den zweiten Band ihrer historischen Krimireihe aus dem Essen der Nachkriegszeit mit Kriminalinspektor Carl Bruns vor.
    Auch in Unkenntnis des ersten Bandes kann man sehr schnell in die damaligen Lebensumstände in Essen eintauchen, die die Autorin sehr detailliert samt Dialogen mit kleinen Sentenzen im Essener Regiolekt des Ruhrdeutschen zu beschreiben vermag.
    Etwas mehr hätte man allerdings gern über die Vorgeschichte von Kriminalinspektor Carl Bruns erfahren, der als Enkel eines jüdischen Großvaters wohl schon Mitte der 1930er aus dem Polizeidienst entlassen wurde und bis Kriegsende als Kumpel in den "Pütt" einfahren - aber nicht an die Front musste. Vielleicht wurde das ja im ersten Band geleistet, sollte aber dennoch auch in den Folgebänden für das Verständnis dieser Figur wiederholt etwas weitgehender beschrieben werden - insbesondere, wenn ihr wie in diesem zweiten Band die besagte Familiengeschichte von einem Staatsanwalt alles andere als subtil vorgehalten wird.
    Doch davon abgesehen bildet dieser Roman bzw. diese Reihe ein interessantes, weil ergänzendes Gegenüber der Reihe von Harald Gilbers, der seinen jüdischen Kommissar Richard Oppenheimer in Berlin bereits seit 2015 ab 1944 und 1945 noch versteckt und ohne Amt und in der Nachkriegszeit wieder offiziell in West-Berlin agieren lässt (der achte Band s.o. von 2024 mittlerweile im Jahr 1950). Ulrich Karger
    (Eva Völler: Alte Taten, neuer Zorn. Kriminalroman. Droemer Verlag, München 2024. 400 Seiten. 16,99 Euro. ISBN: 978-3-426-30946-9)
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    SF / Fantasy / Mystery

    Max landet nach seiner Flucht aus der Spiegelstadt in einem dritten Berlin, das jedoch alles andere als eine Verbesserung seiner Situation bietet. Noch schlimmer: Die Portale zwischen den einzelnen Welten lassen sich nicht mehr öffnen. Und neben der Suche nach einem anderen Weg, dieser Welt zu entkommen, gilt es noch Robin zu retten und eine Lösung dafür zu finden, wie sein Geliebter Lenyo aus den Fängen der Feen-Herrscherin Tamyra zu befreien ist. Ganz davon abgesehen, dass Tamyra das magische Gewebe zwischen den Welten zu zerreißen und damit sie alle drei zu zerstören droht …
    Christian Handel und Andreas Suchanek haben mit Spiegelstadt 2 - Gefangen in Purpur und Schatten nun den einmal mehr gelungenen, finalen zweiten Teil ihrer Spiegelstadt-Fantasy vorgelegt. Da es darin ansatzlos weitergeht, wo der erste Band Spiegelstadt - Tränen aus Gold und Silber geendet hat, ist dessen Kenntnis für den zweiten Band zwingende Voraussetzung.
    Dann aber fängt einen der spannende und abwechslungsreiche Plot bald wieder ein und entwickelt mit vielen Wendungen erneut einen Sog, der bis zum hochdramatischen Finale anhält. Ulrich Karger
    (Christian Handel, Andreas Suchanek: Spiegelstadt 2 - Gefangen in Purpur und Schatten. Roman. Knaur Verlag, München 2024. 315 Seiten. 16,99 Euro. ISBN: 978-3-426-44643-0)
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    Nachdem Dsôn Khamateion untergangen ist und nur noch Ruinen davon geblieben sind, haben sich die Albae als die früheren Herrscher über Dsôn Khamateion nach Brandenwall zurückgezogen. Und selbst in Brandenwall müssen sie nun im Untergrund hausen und sich insbesondere vor den Zwergen verstecken. Während der Künstler Amânoras die toten Albae heimlich mit Denkmälern ehren und deren rastlose Geister zu beruhigen sucht, gehen die junge Albin Sajùtoria und der als Botschafter auftretende Elb Telìnâs in die Offensive und versuchen die Machtspiele zugunsten der Albae zu drehen und ihre einstige Vorherrschaft wiederherzustellen …
    Mit Die Legenden der Albae - Dunkles Erbe legt Markus Heitz den 5. Band des eigenständigen Romanzyklus um die Albae vor, die wie die Helden seines mehrbändigen und höchst erfolgreichen Zwergenzyklus gemeinsam das "Geborgene Land" bevölkern.
    Die Albae sind als Dunkelelben mit den Elben verwandt, zeichnen sich aber durch Augen aus, die bei Tageslicht schwarz werden. Und auch ihre Magie wie auch ihr Kunstverständnis schöpfen aus dunklen, geheimen Quellen. Das hat durchaus seinen Reiz, allerdings weniger, wenn der Autor im ersten von drei Teilen dieses Buchs seinen Künstler Amânoras in einer exaltierten Redeweise zum Sprechen bringt, die alsbald ins Alberne und zuweilen auch unfreiwillig Komische abdriftet. Immerhin werden in diesem Teil aber anschaulich die Sorgen, Nöte und Fähigkeiten der Albae anhand des Künstlers und seiner Familie durchaus interesseweckend veranschaulicht.
    Die beiden sich anschließenden Teile lassen den Künstler dann zum Glück hinter sich und bieten den beiden anderen genannten Helden Sajùtoria und Telìnâs den Raum, um für Intrigen und spannungsgeladene Machtspiele zu sorgen. Nichtzuletzt hier geraten die Albae dann auch mit Zwergen in immer heftiger werdende Konflikte.
    Wiewohl in sich abgeschlossen, schadet die Vorkenntnis von früheren Zwergen- oder/und Albae-Romane gewiss nicht, um sich in diesem Albae-Band einmal mehr von den fantasievollen Erzählsträngen des Markus Heitz unterhalten zu lassen. Und wer sich wie der Autor zu den "Schwarzträgern" und "Alt-Gruftis" zählt, wird an dieser Fantasy-Variante sowieso gewiss sein Vergnügen finden. Ulrich Karger
    (Markus Heitz: Die Legenden der Albae - Dunkles Erbe. Band 5 Roman. Knaur Verlag, München 2024. 510 Seiten. 18,00 Euro. ISBN: 978-3-426-22817-3)
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    Innerhalb des abgelegenen Archipels Con Dao wurde eine Krakenart entdeckt, die über intelligente Kommunikationsmöglichkeiten verfügt und eine sehr eigene Kultur entwickelt hat. Während ein Team von Wissenschaftlern mit der Meeresbiologin Dr. Ha Nguyen an der Spitze noch kaum fassen kann, welche Schlussfolgerungen sich aus dieser Entdeckung ergeben könnten, sieht der Technologiekonzern DIANIMA als Eigner des Archipels darin zuallererst die Möglichkeit für lukrative Geschäfte. Beide Seiten vergessen und unterschätzen dabei jedoch die Kraken, die nur ein Ziel haben, nämlich dass die Menschheit endlich verschwindet …
    Von Ray Nayler wurde mit Die Stimme der Kraken sein nunmehr auch ins Deutsche übersetzte Roman-Debüt vorgelegt, das im Original bereits als "Öko-Thriller" gefeiert und mit dem Locus Award ausgezeichnet wurde.
    Die einzelnen Aspekte der Frage, wie intelligentes Leben zu definieren sei, bilden aus den unterschiedlichen Perspektiven von verschiedenen Menschen, Kraken und auch noch der KI des weltweit ersten Androiden den roten Faden dieses Romans. Und das ist für sich durchaus interessant und spannend, nicht zuletzt da es dabei ja auch um nicht weniger als den Erhalt einer Welt mit oder ohne Menschen geht.
    Doch wiewohl jedes Kapitel kurz gehalten ist, folgt darauf dann doch wieder nur eine weitere Erörterung der Funktionsweisen des menschlichen Gehirns oder der Körper von Kraken oder philosophisch angehauchte Abhandlungen über die Bedeutung von Verstand oder die Existenz von Seelen. Für einen Roman viel zu überfrachtet, bildet das mit jeder Erörterung mehr immer zähflüssigere Längen …
    Einzige fortlaufende Handlungsebene bilden dann und wann die Ereignisse auf einem vollautomatisierten, auf den Fischfang ausgelegten Schiffstrawler, dessen menschliche Besatzung aus entführten Sklaven besteht. Diesen Sklaven gelingt zwar eine Revolte gegen ihre menschlichen Bewacher, nicht aber gegen die KI gesteuerten Automatismen des Schiffes …
    Ein Mehr an solchen Handlungselementen im Tausch gegen einige der angesprochenen Erörterungen hätten bei entsprechender Strukturierung das Ganze zu einem Roman mit einem akzeptablen Spannungsbogen erheben können.
    So aber bleibt das Prädikat "Öko-Thriller" reine Behauptung, die wohl leider nur für wenige nachvollziehbar ist … Ulrich Karger
    (Ray Nayler: Die Stimme der Kraken. Roman. Aus dem kanadischen Englisch von Benjamin Mildner. Tropen (Klett-Cotta Verlag), Stuttgart 2024. 461 Seiten. 16,00 Euro. ISBN: 978-3-608-50013-4)
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    Alwyn Scribe hat sich vom allseits verfolgten Gesetzlosen zum Beschützer von Lady Evadine Courlain gewandelt. Ihre Visionen einer dämonischen Apokalypse werden stoßen immer mehr auf die fanatische Ergebenheit der Gläubigen - allerdings bringt ihr wachsender Ruhm sie in gleichem Maße in Konflikt mit der Krone und dem Bund. Ein weiterer Baustein, der im Königreich zu gefährlichen Unruhen führt …
    Mit Der Märtyrer hat Anthony Ryan den zweiten Band seiner Trilogie Der Stählerne Bund vorgelegt.
    Wiewohl im Vergleich zum ersten Band Der Paria nun schon nahezu privilegiert, muss Alwyn seine Rolle immer wieder neu überdenken. Erst Dieb, dann Schreiber hat er sich jetzt sogar als Hauptmann zu beweisen, der seine Soldaten in Kriegsschlachten führt, deren Schilderungen an die der Ilias gemahnen. Ein echter Alptraum für ihn. Und dazu noch Intrigen und Ränkespiele, die mit langem Atem ausgetragen werden und dann punktgenau für eine brutal durchgesetzte Neuordnung sorgen sollen. Zwischendurch verschlägt es Alwyn zudem noch hinter die Berge in ein caeritisches Dorf, deren Bewohner sich mit ihren magischen Kräften bislang aus alldem herauszuhalten suchten, Alwyn dann aber dennoch nicht geringe Hilfe und Erkenntnisse angedeihen lassen …
    In dem immer schlüssigeren Fantasy-Szenario folgt man einmal mehr sehr gern den Abenteuern von Alwyn und seiner reflektierten, durchaus auch selbstironischen Innenschau - und ist schon sehr gespannt auf den Abschlussband dieser Trilogie! Ulrich Karger
    (Anthony Ryan: Der Märtyrer. Der Stählerne Bund. Bd.2. SF-Roman. Aus dem Englischen von Sara Riffel. Hobbit Presse (Klett-Cotta Verlag), Stuttgart 2024. 669 Seiten. 26,00 Euro. ISBN: 978-3-608-98762-1)
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    Kinder- & Jugendliteratur (Bilderbücher)

    Ein leeres, weißes Blatt. Wirklich? Denn da steht: "Da ist ein Eisbär im Schnee".
    Und tatsächlich, auf den nächsten Seiten erkennt man zuerst seine schnuppernde Nase, dann auch die geöffneten Augen und dann die ganze Silhouette von der Seite und wie sich der Eisbär auf den Weg macht …
    Mac Barnett legt mit Ein Eisbär im Schnee den Text zu einem Bilderbuch vor, der sehr knapp gehalten ist und vor allem Fragen stellt, die die Phantasie der Betrachtenden anregt und zudem das Hauptaugenmerk auf die geradezu künstlerischen und somit Kinder wie Erwachsene ansprechenden Illustrationen von Shawn Harris lenkt. Harris nutzt dafür unterschiedlich gefärbte Papiere in Beige für den Bären und das Eis sowie helle Türkis- und Blautöne für das Wasser unter dem Eis. Die Schatten wurden offenbar (auch) durch Schnitte und entsprechende Beleuchtung gesetzt.
    Mit dem Eisenbären als Thema wird bei den Kinder so auf sehr geschickte Weise zum genaueren Hinsehen ermuntert und das hierzulande ja immer seltener werdende Phänomen Schnee dokumentiert. Sehr empfehlenswert! Ulrich Karger
    (Mac Barnett: Ein Eisbär im Schnee. Bilderbuch. Illustrationen: Shawn Harris. Aus dem Englischen von Ebi Naumann. Aladin Verlag, Stuttgart 2024. 40 Seiten. 17,00 Euro. ISBN: 978-3-8489-0230-9)
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    Wie sehr Kinder anders als Erwachsene sind, macht sich nicht zuletzt an dem (noch) sehr unterschiedlich ausgeprägten Ekelempfinden deutlich. Während Erwachsene meist nur sehr verschämt und möglichst ohne jede Öffentlichkeit in der Nase bohren, zeigen sich da Kinder in der Pups-Kacke-Popel-Phase in der Regel schmerzfrei.
    Und nur so ist zu erklären, dass ein Pappbilderbuch wie Popel, mein Popel überhaupt veröffentlicht wird und Martin Baltscheit darin u.a. reimt:
    "Egal wie er aussieht, grün, gelb oder gold,
    kaum ist er draußen, wird er gerollt.
    Es kugeln sich Schnodder, Glibber und Knarz,
    Daumen und Finger machen ihn schwarz …"

    Immerhin sind die Illustrationen von Anne-Kathrin Behl im Gegensatz dazu trotz und gerade wegen ihrer Farbigkeit wirklich sehr niedlich - dennoch: wahre Liebe von Vorlesenden sollte vorher gut prüfen und überlegen, wann und wem dieses Werk dargebracht werden kann .. oder nicht … Ulrich Karger
    (Martin Baltscheit (Text), Anne-Kathrin Behl (Bild): Popel, mein Popel. Pappbilderbuch. Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim 2024. 22 Seiten. 12,00 Euro. Ab 2 Jahren. ISBN: 978-3-407-75872-9)
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    An einem Tag, an dem alles schief geht, ist auch mit dem Schlimmsten zu rechnen. Als sich der kleine Siebenschläfer nach einer kleinen Pechserie mit seiner Schnuffeldecke trösten wollte, war die auch noch verschwunden. So eine Katastrophe! Aber zum Glück machen sich sofort alle Freunde mit ihm auf die Suche danach. Aber es dauert eine ganze Weile, bis klar ist, dass die Schnuffeldecke gar nicht im Wald verloren gegangen, sondern von Siebenschläfermama gewaschen worden ist. Und wieder sind es die Freunde, die der Schnuffeldecke nicht nur wieder den richtigen Schnuffeldecken-Duft angedeihen lassen, sondern ihn auch noch um den besten Schnuffeldeckengeruch der ganzen Welt ergänzen …
    Sabine Bohlmann und Kerstin Schoene legen Die Geschichte vom kleinen Siebenschläfer der seine Schnuffeldecke verloren hatte als preiswerten, siebten Pappbilderbuch-Band über den kleinen Siebenschläfer vor - und man kann erneut nur darauf hoffen, dass es nicht der letzte ist!
    Denn auch hierin trifft der Text von Sabine Bohlmann sehr gut die Sprechweise kleiner Kinder. Und wie Kerstin Schoene den kleinen Siebenschläfer und auch all die anderen kleinen Tiere im Wald samt der Schnuffeldecke in ihren Illustrationen ausgestaltet, ist einfach wieder zauberhaft und sehr niedlich.
    Kinder ab 3 Jahre, insbesondere jene, die ebenfalls Schnuffeldecken vermissen könnten, werden dieses Pappbilderbuch lieben. Ulrich Karger
    (Sabine Bohlmann (Text), Kerstin Schoene (Bilder): Die Geschichte vom kleinen Siebenschläfer, der seine Schnuffeldecke verloren hatte. Pappbilderbuch. Thienemann Verlag, Stuttgart 2022. 28 Seiten. 11,00 Euro. Ab 3 Jahren. ISBN: 978-3-522-46064-4) >>> Amazon

    Dieses Jahr feiert die erste Geschichte vom Grüffelo bereits den 25. Geburtstag - und seither gab es schon viele neue Geschichten und sogar einen Film mit dem Grüffelo.
    Ein neues Pappbilderbuch dazu ist nun unter dem Titel Grüffelo, wo bist du? als Fühlbuch mit Filzlappen erschienen, das auch bereits schon Anderthalbjährige gewiss lieben werden. Denn hier wird auf fünf Doppelseiten gefragt, wo Grüffelo denn nun ist - und auf jeder Doppelseite verbirgt sich hinter jeweils passend gestalteter Filzklappe einer der Lieblingscharaktere aus der berühmten Geschichte: nämlich die Maus, der Fuchs, die Eule, die Schlange und zuletzt (natürlich!) der Grüffelo.
    Ein weiteres Pappbilderbuch aus der Feder des berühmten Erzähler- und Zeichnergespanns vom Grüffelo erweitert ihre Reihe "Geschichten aus dem Eichenwald".
    Überschrieben ist es mit Liz Haselmaus ist heute krank, denn ihre Nase läuft und es kratzt im Hals. Aber drei Tage Pause und die Lutschpastillen von Doktor Wiesel helfen weiter. Und besonders hilft auch, dass Liz von ihren Freunden besucht wird. Auf jeder der sieben Doppelseite gibt es eine Klappe, hinter denen sich z.B. die Geschenke bzw. Mitbringsel der Freunde verbergen.
    Mit den Reimen von Julia Donaldson (sehr flüssig und mit Witz übersetzt von Anu Stohner) und den stets auf den Punkt gebrachten, lustigen Illustrationen von Axel Scheffler wieder ein echter Lesespaß, der hier als stabiles vierfarbiges Pappbilderbuch mit Klappen vorgelegt wird.
    Vor dem Vorlesen sollten die Vorleser:innen aber unbedingt in aller Ruhe und sehr vorsichtig - am besten mit einem passenden, nicht allzu scharfen Hilfsmittel - die Klappen das erste Mal öffnen, damit der Lesefluss nicht gestört oder/und gar die Klappen beschädigt werden. Ulrich Karger
    (Julia Donaldson und Axel Scheffler: Grüffelo, wo bist du?. Vierfarbiges Fühl- bzw. Pappbilderbuch mit Filzlappen. Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim-Basel 2024. 10 Seiten. 10,00 Euro. Ab 2 Jahren. ISBN: 978-3-407-75925-2)
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    (Julia Donaldson und Axel Scheffler: Liz Haselmaus ist heute krank. Vierfarbiges Pappbilderbuch mit Klappen. Aus dem Englischen von Anu Stohner. Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim-Basel 2024. 14 Seiten. 10,00 Euro. Ab 2 Jahren. ISBN: 978-3-407-75926-9)
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    Lia soll ins Bett. Das Licht geht aus. Da, ein Schatten - was ist das? Licht an: Eine kleine Schildkröte, die noch Milch trinken muss. Wieder geht das Licht aus: Noch ein Schatten. Wieder Licht an: Diesmal ist es ein Pferd, das noch aufs Töpfchen muss. Und so geht das Seite für Seite weiter bis am Ende alle Kuscheltiere von Lia in ihrem Bett sind und nach einer vorgelesenen Geschichte endlich ganz bestimmt schlafen werden …
    Das Pappbilderbuch Rate mal, wer ist denn da? trifft mit dem Text von Daniel Fehr und den Illustrationen von Claudia Weikert genau den Humor von Kindern ab 2 Jahren, um sie kurz vor dem Schlafengehen noch mal zum Lachen zu bringen und am Ende zufrieden einschlafen zu lassen. Ulrich Karger
    (Daniel Fehr (Text), Claudia Weikert (Bild): Rate mal, wer ist denn da?. Pappbilderbuch. Beltt & Gelberg Verlag, Weinheim 2024. 22 Seiten. 12,00 Euro. Ab 2 Jahre. ISBN: 978-3-407-75705-0)
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    Menschliche Körper sind sehr vielfältig - und verändern sich andauernd. Das interessiert auch schon kleine Kinder: z.B. wie die verschiedenen Körperteile heißen, wie unsere Körper je nach Wetter und beim Spielen am besten zu schützen sind, was wir alles für tolle Sachen mit unserem Körper machen können usw..
    2019 bereits ein Bestseller unter den Bilderbüchern, liegt Alle haben einen Po von Anna Fiske nun als kompaktes Pappbilderbuch vor, dem gewiss auch schon drei-, wenn nicht sogar schon zweijährige sehr viel abgewinnen werden können.
    Anne Fiske hat ja für dieses Bilderbuch nicht nur den Text verfasst, der von Ina Kronenburger kongenial ins Deutsche übersetzt wurde, sondern es auch selber illustriert. Sie zeichnet in einer sehr eigenwilligen Form des Ligne-claire-Stils, der weniger durch eine exakt-harmonische als durch eine punkig-skurrile Linienführung besticht und gerade deshalb das Diverse, keineswegs immer perfekt Geformte an uns Menschen sehr gut veranschaulicht.
    Alle möglichen Aspekte unserer Körper wie ihr Vorder- und Rückseiten, ihr Größe, ihre Formen, von sehr jung bis sehr alt, Geschlechtsmerkmale, (keine) Haare (auch an Beinen!) und Bärte werden genauso dargestellt wie auch die Pflege und Säuberung unserer Körper, das Essen und Trinken wie auch das Ausscheiden von Essen und Trinken, die unterschiedlichen Geräusche, (Fort-)Bewegungsformen, Schlafbedürfnis und last, but not least, der Hinweis darauf, dass jeder selbst bestimmen kann, wer den eigenen Körper berührt und wie schön es ist, das es jeden einzelnen von uns gibt, egal wie sie oder er aussieht …
    Fazit: Ein Pappbilderbuch, das in keiner Kinderzimmerbibliothek fehlen sollte! Ulrich Karger
    (Anna Fiske: Alle haben einen Po. Pappbilderbuch. Aus dem Norwegischen von Ina Kronenburger. Hanser Verlag, München 2024. 24 Seiten. 12,00 Euro. Ab 2 Jahre. ISBN: 978-3-446-27973-5)
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    Der Titel des von Dagmar Geisler treffend bebilderten und flott gereimten Pappbilderbuchs enthält bereits nahezu eine komplette Inhaltsangabe: Weinen, lachen, wütend sein, dafür bin ich nicht zu klein!
    Auf der ersten Doppelseite zeigt sich das Kindergesicht lustig, wütend, weinend, jammernd, froh, lachend und kichernd - dazu wird der Leserschaft buchstäblich ein kleiner Spiegel vorgehalten mit der Aufforderung: "Wie ist das bei dir? Guck doch mal hier!"
    Auf der zweiten Doppelseite geht es um das alleine Einschlafen, das zum Weinen führt, doch die hier integrierte Klapptür zeigt, "Die Mama ist ja nebenan, ich bin gar nicht alleine."
    Auf der dritten Doppelseite werden Spielsituationen vorgestellt, mal mit einem anderen Kind, mit dem man sich nach einem Wutanfall wieder vertragen kann, dann um den Stolz, dass ein Klötzchenturm noch nicht umgekippt ist und dass man ein trauriges Plüschtier nicht alleine traurig sein lässt.
    Auf der vierten Doppelseite geht es um Trotz, der die Mama seufzen lässt, aber wenn der Trotz vorbei ist, zeigt das hier aufgeklappte Bild, wie Mama einen Kuss kriegt. Und auf der fünften und letzten Doppelseite geht es ums Küssen, was ganz unterschiedlich sein kann sowie um das, was das Kind im Bilderbuch von allem hier noch einmal aufgezählten am allerliebsten macht - nämlich "lachen, dass es kracht!"
    Für Kinder ab 2 Jahren also ein perfektes Buch zur Visualisierung von Gefühlen, was unter dem Motto "Gefühle sind immer richtig!" dann auch zum über sie sprechen einlädt. Ulrich Karger
    (Dagmar Geisler: Weinen, lachen, wütend sein, dafür bin ich nicht zu klein! Pappbilderbuch. Loewe Verlag, Bindlach 2024. 10 Seiten. 10,00 Euro. Ab 2 Jahren. ISBN: 978-3-7432-1828-4)
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    Lu und Mama gehen in die Stadt, um Brot und Bananen sowie rot-weiße Ringelsocken für Lu zu kaufen. Auf dem Marktplatz ist heute eine Menge los. Und plötzlich sieht Lu nur noch Beine, aber keine Mama mehr …
    Dagmar Geisler erzählt mit Wenn ich verloren gehe eine dramaturgisch so altersgemäß wie geschickt erzählte Geschichte zu einem ganz wichtigem Alltagsthema.
    Denn Lu gerät im Gegensatz zu dem schon kurz zuvor verloren gegangenen Roberto gar nicht erst in Panik, sondern hält sich an für so einen Fall sechs bewährte Regeln. Die hat sie offenbar schon vorher mit ihrer Mama verabredet.
    Neben der Geschichte überzeugt die Autorin nicht zuletzt einmal mehr mit ihren zauberhaften Illustrationen dazu. Auf den letzten beiden Seiten werden die sechs Regeln für die Kinder noch einmal zusammengefasst bzw. aufgezählt und für die Eltern schließen sich daran noch erläuternde Ergänzungen zum Einüben dieser Regeln an.
    Alles zusammen bietet ein wertvolles und zugleich sehr unterhaltsames Lesevergnügen, nach dem Kinder ab 3 Jahre trotz (oder gerade wegen) seines brisanten Themas gewiss immer wieder gern verlangen werden. Ulrich Karger
    (Dagmar Geisler: Wenn ich verloren gehe. Bilderbuch. Loewe Verlag, Bindlach 2024. 32 Seiten. 15,00 Euro. Ab 3 Jahren. ISBN: 978-3-7432-1890-1)
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    Wimmelbücher sind bei Kindern ja eine besonders beliebte Form der Bilderbücher, da sie zum Suchen, Finden und Entdecken einladen.
    Das Riesen-Tiere-Wimmelbuch von Christine Henkel hat sich einerseits, wie der Titel schon verrät, auf Tiere spezialisiert und andererseits für seine Seiten das außergewöhnliche Format von 40 x 60,4 cm gewählt.
    Somit sind darin auf 6 Doppelseiten à 80(!) x 60,4 cm "Tiere im Wald", "Auf dem Bauernhof", "Tiere am Wasser", "Tiere in der Nacht", "Tiere in Afrika" und "Tiere am Nordpol" in wunderbar detailgenauen und farbenprächtigen Darstellungen zu bestaunen. Und darüber hinaus ist jede Doppelseite ganz rechts mit einer Bild-Wort-Leiste ausgestattet, die das Finden und Benennen der einzelnen Tiere anregt bzw. erleichtert.
    Dank dieses Riesenformats können bei einer aufgeschlagenen Doppelseite mehrere Kinder gleichzeitig auf Entdeckungsreise gehen - somit auch interessant für den Einsatz im Kindergarten oder in der Grundschule. Ulrich Karger
    (Christine Henkel: Das Riesen-Tiere-Wimmelbuch. Esslinger Verlag, Stuttgart 2024. 12 Seiten à 400 x 604 mm. 25,00 Euro. Ab 2 Jahre. ISBN: 978-3-480-23939-9)
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    Das Wimmelbuch Ein ganzes Jahr bei uns zu Hause von Marta Kulesza zeigt im Titel eine schöne Ausgangsidee an, die trotz des sichtlichen Talents der Illustratorin leider nicht überzeugend entfaltet wurde.
    So sind zwar zwölf Doppelseiten für jeden Monat eines Jahres gestaltet, davon vier auf einem Platz vor dem Mietshaus in der Anna-Gasse 7, von dem auf den anderen acht Seiten das Innenleben bzw. der Querschnitt von jeweils vier Wohnungen dargestellt werden. Was gleich ins Auge fällt: die in Pastellfarben gestalteten Bilder haben wie das Design der Wohnungseinrichtungen eine 1950er-Jahre-Anmutung, die neben Lampen, Herd und Kühlschrank kein weiteres elektrisch betriebenes Gerät aufweisen. Das könnte vernachlässigt werden, würden die Kinder neben den vielen Erwachsenen nicht meist nur Statistenrollen einnehmen und lediglich im schneebedeckten Februarbild etwas lebhafter auch untereinander interagieren.
    So ist ein im Juli dargestelltes abendliches Grillfest gewiss eine feine Sache, aber nirgends wird auch nur angedeutet, dass die Kinder in einem der Sommermonate z.B. auch ins Freibad gehen wollen oder ein Planschbecken für sie im Hof aufgestellt würde. Und das wiewohl die meisten Kinder in den Bildern wohl zwischen 5 und 8 Jahre alt sein dürften - dies ergibt sich auch aus den auf der Doppelseite ganz zu Anfang mit Kürzestvita vorgestellten 12 Erwachsenen neben 8 Kindern, von denen höchstens zwei der Beschreibung von 3-jährigen entsprechen. Ganz davon abgesehen, dass diese Art der Einführung dem ansonsten ja bewusst wortlosen Prinzip eines Wimmelbuchs widerspricht, hat es etwas eher Eng- als Weiterführendes - was allerdings gerade auch an den jüngsten Rezipienten dieses Buches gänzlich vorbeigehen dürfte. Ulrich Karger
    (Marta Kulesza: Ein ganzes Jahr bei uns zu Hause. Wimmelbuch. Aus dem Polnischen von Marlena Breuer. Esslinger Verlag, Stuttgart 2024. 32 Seiten. 16,00 Euro. Ab 3 Jahre. ISBN: 978-3-480-23936-8)
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    Wer sagt, dass Bücher nur zum Lesen sind? Man kann sie nämlich auch buchstäblich auseinandernehmen und sogar zerschneiden.
    Das von Loewe Kreativ herausgegebene Buch dazu wird unter dem Titel Ich lerne schneiden angeboten und enthält acht Vorlagen mit zunehmend sich steigernden Schwierigkeitsgraden sowie auch noch eine Kinderschere. (Motive der Vorlagen sind: Lokomotive, Mond und Sterne, Schildkröte und Blumen, Kind mit Mütze, Eule, Segelboot, Haus und Wiese, Apfelbaum mit Eichhörnchen.)
    Einfach die jeweils zwei Blätter eines Motivs heraustrennen, dann nach Vorgabe ausschneiden (und ggf. auch falten) und wie in der Vorschau auf dem Schneidebogen auf die jeweils erste Seite kleben - fertig ist ein buntes Bild im Din-A4-Format, das auf der Rückseite zudem ein Feld mit drei Zeilen z.B. für einen Gruß an Beschenkte des Bildes enthält.
    Für Kinder wiederum bestimmt ein anregendes Geschenk, das Feinmotorik und Konzentrationsfähigkeit fördern hilft. Ulrich Karger
    (Loewe Kreativ (Hrsg.): Ich lerne schneiden. Loewe Verlag, Bindlach 2024. 32 Seiten. 10,95 Euro. Ab 4 Jahren. ISBN: 978-3-7432-1756-0)
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    Das kleine Wasserschwein Orson ist schüchtern und spricht, wenn überhaupt, nur sehr leise. Als seine Familie an einen Fluss zieht, finden seine Geschwister sehr schnell Anschluss, während Orson nur zuschaut. Dabei bemerkt es als einziger, dass das kleine Krokodil Piri Hilfe braucht - Unterstützung findet es dafür bei drei noch kleineren Tieren als Orson selbst …
    Das Bilderbuch Du bist nicht allein! Auch ein Wasserschwein darf schüchtern sein von Uticha Marmon mit den Illustrationen von Larisa Maliush hat eigentlich alles, was ein gutes Bilderbuch benötigt, um Mut im Sinne der Selbstbehauptung zu feiern: Farbenfrohe und mit viel Witz gestaltete Illustrationen und einen Text, der sich sehr gut vorlesen ließe - wenn, ja wenn der Inhalt des Textes spätestens zum Ende hin wie auch das Schlussbild nicht völlig unreflektiert in die Irre führen würde.
    Denn dass ein kleines Wasserschwein auf dem Rücken eines kleinen, aber zwei bis drei mal so großen Krokodils liegend unbeschadet durch den Fluss treiben könnte, ist hier durch nichts begründet und deshalb schlicht unplausibel.
    An Wasserstellen bzw. Flüssen kommen naturgemäß viele Tierarten zusammen - aber nicht um sich mit anderen Tierarten anzufreunden. Und ausgewachsene Krokodile haben per se keine Freunde, denn sie jagen lt. Wikipedia "sehr unspezifisch jede Art von Beute, die sie mit ihrer Größe überwältigen können." Sehr junge Krokodile können allerdings Opfer von Nesträubern werden, wie Waschbären und Schweinen … Ulrich Karger
    (Uticha Marmon und Larisa Maliush: Du bist nicht allein! Auch ein Wasserschwein darf schüchtern sein. Bilderbuch. Aus dem. Esslinger Verlag, Stuttgart 2024. 32 Seiten. 15,00 Euro. Ab 3 Jahre. ISBN: 978-3-480-23940-5)
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    Von einer Weide lösen sich während eines Herbststurms zehn Blätter. Sie landen im Wasser oder auf die Erde und finden überall einen neuen Zweck - eines nicht zuletzt auch den, von einem Regenwurm verspeist und wieder als Dünger ausgeschieden zu werden, der wiederum der Weide hilft im Frühling neue Blätter sprießen zu lassen.
    Diese kleine, aber sehr beeindruckende Geschichte hat Anne Möller unter dem Titel Zehn Blätter fliegen davon bereits in einer Ausgabe von 2008 mit Wort und Bild in eine poetische Form gebracht, die auch schon bei Kindern ab 3 Jahren nachzuhallen vermag und zur wiederholten Lektüre einlädt. Schön, dass dieses Bilderbuch nun in einer preiswerten TB-Ausgabe wieder vorliegt. Ulrich Karger
    (Anne Möller: Zehn Blätter fliegen davon. Bilderbuch-TB (Minimax-Format). Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim - Basel 2024. 32 Seiten. 6,50 Euro. Ab 3 Jahren. ISBN: 978-3-407-76274-0)
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    Es donnert laut, und überall geht das Licht aus. Nachdem Papa eine Kerze angezündet hat, fragt ihn der kleine Max: "Papa, hast du schon mal Angst gehabt?" und Papa antwortet nach kurzem Überlegen mit einem "Ja" und dass wir alle manchmal Ängste haben, die z.B. erst als kleine Angst nur in unserem Kopf existiert, sich dann aber riesengroß machen kann …
    In dem Bilderbuch Was uns Angst macht dient der Illustratorin Ana Sender vor durchgehend pastellartiger Farbigkeit u.a. ein schwarzes Ei als zeichenhaftes Symbol für die Angst - oder auch gleich mehrere davon. Denn der Autor Fran Pintadera lässt den Papa von Max nahezu wirklich alles aufzählen, was Angst machen kann - und schießt (nicht nur) damit angesichts einer von Verlagsseite eingeordneten Zielgruppe für 4- bis 6-jährige arg übers Ziel hinaus bzw. gleich ganz daneben.
    So folgen auf Labyrinth, Dunkelheit, bösen Worten und Mobbing auch noch Bomben abwerfende Flugzeuge (oder Vögel?), die auf der Doppelseite lapidar kommentiert werden mit "Manchmal haben wir Angst, weil die wahren Monster nicht unter unserem Bett lauern."
    Ähm, richtig - dazu würde dann auch der Gedankensprung passen, dass man einem Kind mit starken Zahnschmerzen das Schmerzmittel verweigern sollte, weil der Schmerz ja zum Heilungsprozess gehört.
    Danach geht es "nur" noch weiter mit Ängsten vor dem Verlust dessen, "was wir lieben" (dargestellt an einem sich von der Leine eines Kindes losreißenden Pferd und um den Hinweis ergänzt: "An solchen Tagen vergessen wir, dass man das Wichtigste im Leben nicht besitzen kann" - wie gesagt, das soll sich auch an vier- bis sechsjährige richten!), vor der Freiheit (dito!), vor der Zukunft (echt jetzt?!?), davor, nicht auf der Höhe zu sein (???), vor der Höhe selbst (naja, okay), davor "nicht mehr zu sein" (OMG!) - sofern das überhaupt ein Lektorat durchgelesen hat, dann offenbar im Blindflug …
    Nach diesem letzten Klops bzw. schwarzen Ei wird es wieder etwas kindgemäßer, wenn ein Kind, um sich nicht bloßzustellen, seine Angst hinter Stacheln zu verbergen sucht. Dann allerdings heißt es wieder in einem Satz doppeldeutig, eine Angst kann so stark sein, dass wir keinen Schritt mehr gehen können, und eine andere Angst warnt uns wiederum ("hell wie ein Leuchtturm") vor Gefahren.
    Getoppt wird dieser gedankliche Salto mit dem sich gleich anschließenden Kalenderspruch: "In beiden Fällen, lieber Max, wartet der Weg auf uns." Weh dem armen Max, der diese Wege mit so einem Vater gehen muss.
    Erst die letzten beiden Doppelseiten lassen Max wieder selber zu Wort kommen. Denn das Licht ist wieder angegangen, aber Max will weiterhin die Kerze brennen lassen und gern noch eine Geschichte hören. Und als er sich auf Nachfrage schließlich explizit eine Gruselgeschichte wünscht, hätte das für ein anderes Bilderbuch eine wunderbar abschließende Pointe sein können. Doch bei diesem Bilderbuch geht es da noch zum Abschluss auf zwei Seiten im Kleindruck weiter mit vielen Ratschlägen in poetisch phrasierter Küchenpsychologie, die …
    Dieses Bilderbuch ist jenseits jeder Erzählkunst und schon gar nicht altersgerecht, und wer darin pädagogisch Wertvolles sucht, wird hier alsbald jedes Verständnis für Methodik und last, but not least Kinderpsychologie vermissen. Im Vergleich zum Text heben sich die Illustrationen zwar qualitativ ab, vermögen das Buch aber dennoch nicht lesenswert zu machen …
    Natürlich sollen und können auch in dieser Altersgruppe Ängste ein Thema sein, aber eben keineswegs wie hier umfassend deskriptiv, sondern lösungsorientiert - so wie z.B. bereits 2001 im "Mutterverlagshaus" Thienemann das Duo Edith Schreiber-Wicke und Carola Holland in ihrem leider inzwischen vergriffenen Bilderbuch "Kai träumt Monster" der Angst davor mit einem Traumfreund zu begegnen wusste (gebraucht noch bei >>> Amazon erhältlich) …
    Und auch im Imprint Gabriel Verlag ist bislang ja meist sehr ansprechende Kinderliteratur erschienen - aber okay, Ausrutscher können vorkommen. Aber bitte nicht allzu oft! Ulrich Karger
    (Fran Pintadera: Was uns Angst macht. Bilderbuch. Mit Illustrationen von Ana Sender. Aus dem Spanischen von Ilse Layer. Gabriel Verlag, Stuttgart 2024. 40 Seiten. 17,00 Euro. Ab 4 Jahre. ISBN: 978-3-522-30651-5)
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    Ein Bär spaziert so vor sich hin, da entdeckt er einen zweiten Bären, den er noch nie zuvor gesehen hat und der auch ganz anders aussieht, als er selbst. Dieser Bär sagt "Hallo" zu ihm, wünscht ihm einen guten Tag und geht weiter. Und der erste Bär folgt ihm in seinem eigenen Tempo mit seinen eigenen Gedanken. Alsbald treffen sie einen dritten Bären, dem sie gemeinsam einen schönen Tag wünschen und der ihnen dann ebenfalls folgt. Und zusammen treffen sie dann auch noch einen vierten und fünften Bären und fragen sich am Ende alle miteinander, warum sie sich zusammen trotz ihrer unterschiedlichen Eigenheiten nun glücklicher als je zuvor fühlten - die Antwort darauf lautete unisono: "Wir mögen uns einfach gerne!"
    Dieser auf das Wesentliche reduzierte Austausch in Fünf Bären - Eine Freunde-Geschichte von Catherine Rayner entwickelt bis zu besagter Schlussfolgerung in aller Freundlichkeit sehr viel Charme - der sich nicht zuletzt auch in den wunderbar auf den Punkt gebrachten Illustrationen widerspiegelt. (Der Rezensent erkennt von den Bären mit einiger Gewissheit Pandabär, Braunbär und Eisbär und mutmaßt bei den beiden zu Anfang Malaienbär und Lippenbär.)
    Kinder ab 3 Jahren bekommen anhand dieses Umgangs der Bären untereinander vorgeführt, was ihnen auch selbst noch meist ganz selbstverständlich ist, aber dennoch bekräftigt werden sollte, damit dieses Selbstverständnis mit der Offenheit fürs Unterschiedliche möglichst lange anhält.
    Ein schönes Bilderbuch, das das Zeug zum Klassiker hat! Ulrich Karger
    (Catherine Rayner: Fünf Bären - Eine Freunde-Geschichte. Bilderbuch. Aus dem Englischen von Sylvia Tress. Esslinger Verlag, Stuttgart 2024. 40 Seiten. 15,00 Euro. Ab 3 Jahre. ISBN: 978-3-480-23867-5)
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    In Ida Igel kann das schon! werden von Katja Reider fünf in sich abgeschlossene Geschichten erzählt, die von Larisa Lauber sehr ansprechend illustriert wurden.
    Die Überschriften lauten: Ida geht Geburtstag feiern, Ida auf dem Spielplatz, Ida im Garten, Ida ist krank und Ida sucht Teddy.
    In den Geschichten werden von den Erwachsenen unaufdringlich zeitgemäß Rollenvorbilder repräsentiert, die u.a. Papa ganz selbstverständlich z.B. in die Krankenpflege integrieren. Und wie die Überschriften schon zeigen, ist Ida ein Igelmädchen, von dessen Erlebnissen gewiss auch Igeljungs hören wollen. Und in jeder Geschichte ist mindestens eine kleine Mitmach-Aufgabe eingebaut, die alle Kinder sehr leicht und gern lösen können. Ulrich Karger
    (Katja Reider (Text), Larisa Lauber (Bild): Ida Igel kann das schon!. Bilderbuch. Esslinger Verlag, Stuttgart 2024. 48 Seiten. 10,00 Euro. Ab 2 Jahren. ISBN: 978-3-480-23894-1)
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    Im Familiennest der Eichhörnchen ist es zwar wunderbar kuschelig, doch die Nächte mit dem kleinen Eichhörnchen Strubbel sind unruhig. Insbesondere für seine Mama und seinen Papa, die deshalb auch tagsüber sehr müde sind. Und dann kommt auch noch der Kuckuck vorbeigeflogen und erteilt ihnen ungebetenen Rat - ob das wirklich weiterhelfen kann?
    Die als systemische Elternberaterin bekannt gewordene Eliane Retz hat mit Kleiner Strubbel ihren ersten Bilderbuchtext vorgelegt, dessen Bewerbung bereits einiges Interesse geweckt haben dürfte.
    Doch Eliane Retz, die auf dem Cover als "Dr. Eliane Retz" und "Spiegel Bestsellerautorin" vorgestellt wird, versucht in ihrem Text die Quadratur des Kreises, in dem sie als systemische Beraterin offenbar auch hier die ganze Familie ansprechen will. Von wegen "Das Bilderbuch für alle Familien, die ruhige Nächte lieben".
    So gibt es in dem Bilderbuch auch in der Hauptsache an Eltern gerichtete Überlegungen, die als Beschreibungen, Erläuterungen und Ansprachen verbraten werden, und dann nur noch einige inhaltlich nachrangig gehaltene Abschnitte, in denen sich bilderbuchgemäß Strubbel mit seinen Freunden austauscht. Als der Kuckuck dann "Schwarze Pädagogik" verbreitet, indem er Strubbel als "verwöhnt" bezeichnet und meint, er hätte längst in einem eigenen Nest allein zu liegen - wird das für die nächste Nacht prompt umgesetzt und damit einen heulender Strubbel provoziert. Auf der nächsten Seite aber wechseln sich die Eltern wieder besuchsweise ab, bis Mama endlich zur weisen Eule geht, die Kuckucks Ratschläge zu Dummheiten erklärt und dann rät: "Baut euch ein großes Familiennest. Baut euch viele Nester. Schlaft zusammen. Wechselt euch als Eltern ab. Und habt Vertrauen, dass Strubbel euch jeden Tag ein bisschen weniger braucht."
    Weise Worte, die Mama da zu hören bekommt - doch ob alle menschlichen Eltern darauf hören und ihr Schlafzimmer entsprechend erweitern können? Und wieso sollen sich das zwei- bis vierjährige Kinder vorlesen lassen?
    Nur weil Strubbel dann zur großen Überraschungsparty einlädt und anschließend all seine Freunde im riesigen Nest mit übernachten dürfen? Das ist zwar nett, aber genauso realitätsfern wie Strubbels Verbindung als Eichhörnchen zu Freunden wie Malou Maus, Oskar Otter, Igor Igel und Nike Nachtigall. Und ob in der Tierwelt die Tiereltern nach der Geburt oder dem Schlüpfen ihrer Tierkinder gemeinsam mit ihnen in einem Nest verbringen, ist fraglich - Eichhörnchen sind abgesehen von der Paarungszeit meist Einzelgänger …
    Sollen also all die schiefen Metaphern in nicht kompatiblen Tierwelten unter Märchenwelt abgehakt werden? So gesehen erscheinen in diesem Bilderbuch eigentlich nur noch die Illustrationen von Nora Paehl einigermaßen in sich plausibel zu sein, weil halt durch den Text vorgegeben - auch wenn darin alle Tiere nach Comic-Art überaus zuckersüß niedlich gestaltet sind und dem Strubbel u.a. auch noch ein Kuschelstofftierhase sowie ein Kuschelstoffschweinchen ins Nest gelegt wurden.
    Schade, hier wurde eindeutig ein Thema nicht nur verfehlt, sondern damit völlig falsch an der kindlichen Zielgruppe vorbeigedacht. Und als Elternteil wollte ich mich auch nicht auf diese Weise zu einer Erkenntnis führen bzw. derart mit Banalem veralbern lassen! Ulrich Karger
    (Eliane Reitz: Kleiner Strubbel. Bilderbuch. Illustrationen: Nora Paehl. Schneiderbuch Verlag, Hamburg 2024. 32 Seiten. 15,00 Euro. Ab 2 Jahre. ISBN: 978-3-505-15216-0)
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    Die Freundschaft zwischen Bär und Biber ist stark wie ein Baum und tief wie seine Wurzeln - doch eines Tages sagt Biber etwas, das Bär gar nicht gefällt. Und darauf erwidert Bär etwas, das Biber ganz und gar nicht gefällt. Beide verstehen nicht, warum der jeweils andere so fies und sauer ist - beide haben es doch eigentlich gar nicht so gemeint. Aber sich entschuldigen ist gar nicht so einfach …
    Britta Sabbag hat zusammen mit der Illustratorin Eefje Kuijl das Bilderbuch Übermorgen vertragen wir uns wieder vorgelegt, das ganz wunderbar die scheinbar hohen Hürden vor einer Entschuldigung aufzeigt und wie wichtig es ist, sich davon nicht abschrecken zu lassen.
    Hier stimmt einfach alles: Text und Handlung greifen mit viel Witz kindgerecht das Thema auf und die Illustrationen zu den beiden Helden lassen sie groß und klein gleich ins Herz schließen. Und deshalb ist dieses Bilderbuch für alle Kinder ab 3 Jahren, die sich zuweilen auch mit ihren besten Freunden verkrachen müssen, ganz dringend zu empfehlen! Ulrich Karger
    (Britta Sabbag: Übermorgen vertragen wir uns wieder. Bilderbuch. Illustrationen: Eefje Kuijl. Schneiderbuch Verlag, Hamburg 2024. 28 Seiten. 14,00 Euro. Ab 3 Jahre. ISBN: 978-3-505-15169-9)
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    Zusammen mit Lkw-Fahrer Jarno und seinem Hund Julle werden Vorlesende wie Mitkucker in dem Bilderbuch Asphalt! Wir bauen eine Straße von Salla Savolainen mitgenommen und ihnen haarklein und in detailreichen Illustrationen erklärt, was alles dazu gehört, eine Straße zu bauen. Egal ob Fahrzeuge, Maschinen, Werkzeuge, Berufe oder Arbeitsabläufe - in diesem ungewöhnlichen Sachbilderbuch wird wirklich alles gezeigt und erklärt, was mit Asphalt zu tun hat.
    Und zwar durchaus auch mit den Vorlesenden vermutlich nicht immer geläufigen Fachbegriffen.
    Aber das ist ja nichts Neues: Unzählig die Kleinkinder, die sämtliche Dinosaurierarten aufzählen und beschreiben können. Und Trecker und Baustellenfahrzeuge mit Baggern und Kränen faszinieren schon Zweijährige. Doch vor dem vierten Lebensjahr sollte das Buch nicht präsentiert werden - und dann vielleicht erst mal nur kucken und staunen, und erst auf Nachfrage auch die Erläuterungen dazu vorlesen … Ulrich Karger
    (Salla Savolainen: Asphalt! Wir bauen eine Straße. Bilderbuch. Aus dem Finnischen von Elina Kritzokat. Hanser Verlag, München 2024. 40 Seiten. 16,00 Euro. Ab 4 Jahre. ISBN: 978-3-446-28114-1)
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    Susanne Straßer vermittelt in ihrem Bilderbuch So leicht so schwer bereits für Kinder ab 2 Jahren mit sehr viel (Wort-)Witz und anschaulichen Illustrationen ein erstes physikalisches Verständnis für das (Un-)Gleichgewicht auf einer Wippe.
    Sitzt zuerst der der Elefant auf der einen Seite, hopsen, springen und klettern nach und nach ein Tier nach dem anderen auf die andere Seite. Doch selbst zusammen mit dem Nilpferd funktioniert das noch nicht mit dem Wippen. Aber dann kommt ein Kind und sorgt für eine lustige Überraschung …
    Im Original bereits 2016 erschienen, liegt dieses Bilderbuch nun zum Glück wieder in einer preiswerten TB-Ausgabe vor! Ulrich Karger
    (Susanne Straßer: So leicht so schwer. Bilderbuch-TB (Minimax-Format). Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim - Basel 2024. Seiten. 7,50 Euro. Ab 2 Jahren. ISBN: 978-3-407-76276-4)
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    Sachbuch





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