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Allan Gurganus ist seit seinem Bestseller-Roman-Debut DIE ÄLTESTE
NOCH LEBENDE REBELLENWITWE ERZÄHLT zumindest für den Buchhandel
zu einer literarischen Größe geworden. Folgerichtig liegt nun
also auch schon sein zweites Buch mit dem Titel LETZTE SICHERHEIT vor.
Die Handlung lebt wie beim ersten Buch von der Kommunikation zwischen einem
Weißen und einer Schwarzen. Diesmal erzählt allerdings der weiße
Jerry von seiner Zeit als Kassierer von Sterbeversicherungen in den 40igern.
Sein Boss erklärte ihm: "...für alle Afrikaner sind Begräbnisse
total wichtig. Damit zeigen die Stammesangehörigen nämlich allen,
wieviel Respekt sie in ihrem nächsten Leben verdienen, klar? (..)
- ich erklär dir nur, wieso jemand, der sich nicht mal ein Essen leisten
kann, jeden Samstag zwischen einem halben und drei Dollar springen läßt,
für nichts als einen schicken Sarg und eine letzte Party."
Ein wunderbarer Plot sollte man meinen, und tatsächlich brilliert
der Autor mit ihm in zwei Dritteln seiner Erzählung. Z.B. wenn der
mittellose Jerry bei der überlebenstüchtigen 90jährigen
Vesta Lotte Battle die Beiträge einzufordern sucht und schließlich
doch immer selber zahlt, damit ihre Police nicht verfällt. Zuletzt
aber ist Jerry nur ein mittlerweile 60jähriger, erfolgreicher Geschäftsmann,
der Vesta Lotte Battle später doch verraten und sich das von der Seele
reden mußte. Aus etwas, was eine scharfzüngige Satire oder wenigstens
eine Glosse hätte werden können, entwickelte sich eine "moralische
Erzählung" kraft rührseligen Geschwätzes. Selbst die
im Gegensatz zum ersten Buch wohltuende Kürze dieses Bandes erweist
sich wieder um unnötige Längen gestreckt, als ob altgewordene
Protagonisten unbedingt zu schwafeln hätten.
Schade, daß die gute Absicht, den Irritationen zwischen uns unterschiedlichen
Menschen auf die Spur zu kommen, einmal mehr knapp verfehlt wurde.
Weitere Besprechungen zu Werken von Allan Gurganus siehe:
Allan Gurganus: Die älteste noch lebende Rebellenwitwe erzählt (1992)
Allan Gurganus: Letzte Sicherheit (1993)
Allan Gurganus: Muriels Lachen (1997)