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Von wegen Zwillinge hätten stets die gleichen Neigungen: Jasper
ist Schurke von Beruf, und seine sieben Söhne heißen Caligula,
Nero, Dschingis, Tarquin, Belsazar, Adolf und Klein Jack. Julian dagegen
ist ein Tugendbold und lebt mit seiner einzigen Tochter Edeltraud am anderen
Ende der Stadt. Beide Väter sind alleinerziehend und nehmen diese
Aufgabe sehr ernst. Jaspers Söhnen werden jedoch in Fächern wie
"Schändlicher Verrat", "Schiere Selbstsucht" und "Korruption"
nur äußerst mangelhafte Noten gegeben - dabei hat Jasper hart
gearbeitet, um seine Kinder auf eine exklusive Schurkenschule schicken
zu können. (Zum Beispiel unzählige Witwen und Waisen geschröpft,
Staatsgeheimnisse verkauft - von den schwersten Körperverletzungen
gar nicht zu reden ...) Aber auch Edeltraud macht ihrem Vater Kummer und
versagt auf der exklusiven Akademie für altmodische Heldinnen, einer
Vegetarischen Töchterschule. In den Hauptfächern "Allgemeine
Wohltätigkeit", "Erhabene Gefühle" sowie "Selbstentsagung
und Zerknirschung" wird sie Klassenletzte beziehungsweise sogar nur
Klassenallerletzte. Von den Leistungen in solchen Fächern wie Lesen
und Elektronik will keiner der beiden Väter etwas wissen.
Die Söhne Jaspers müssen in einen Nachhilfe-Sonderkurs der
Hexen-Selbsthilfegruppe. Dort basteln sie an einer Gemeinschaftsarbeit.
Dank eines neu erlernten Zaubers vermögen sie die Puppe aus Wachs
sogar zum Leben zu erwecken, allerdings hat der kurzsichtige Dschingis
anstelle eines Teelöffels Ekligkeit einen Eßlöffel Edelmut
in sie hineingerührt. Da Jasper sie nun nicht mal mehr geschenkt haben
will, wird sie als Geschenk an Edeltraud geschickt. Zum "Dank" schickt
Edeltraud postwendend einen von ihr konstruierten Roboter, dessen eingeschaltete
Stromkreise die Nadel der Feineinstellung auf "Superschurkenhaft"
jagt.
Die Väter sind hellauf begeistert, entsprechen Puppe und Roboter
doch genau ihren Wünschen an den eigenen Nachwuchs. Vorerst jedenfalls.
Der Nachwuchs aber verschwindet, trifft sich zufällig und nutzt schließlich
gemeinsam seine bis dahin nicht anerkannten Fähigkeiten zum Selbstständigwerden.
Die Neuseeländerin Margret Mahy erzählt in "Rasende Roboter
und ohnmächtige Onkel" ein anarchisches Märchen, das bis zum
chaotischen Happy-End vor Wortwitz und skurrilen Ideen nur so übersprudelt.
Die keineswegs moralinsaure Botschaft an Eltern, Pädagogen und so
weiter: Erstens kommt es anders, als man zweitens denkt. Die Botschaft
an die Kinder: Bleibt gelassen, geht euren eigenen Weg und laßt euch
durch die Erwachsenen nicht verrückt machen. Die Illustrationen von
Tatjana Hauptmann setzen dem Ganzen noch den I-Punkt auf, so daß
selbst die größten Büchermuffel schwach werden sollten.
Weitere Besprechungen zu Werken von Margaret Mahy siehe:
Margaret Mahy: Im Banne der Erinnerung (1988)
Margaret Mahy: Rasende Roboter und ohnmächtige Onkel (1995)