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'Breakfast on Pluto' ist eine Zeile aus dem gleichnamigen Hit Ende der 60er und verklammert nun als neuester Buchtitel des Iren Patrick McCabe die bodenlose Geschichte von Patrick/Pussy Braden.
Gezeugt bei der Vergewaltigung einer jungen Aushilfshaushälterin durch den sie beschäftigenden Priester, wird Patrick kurz nach der Geburt an eine weitaus weniger liebevolle, denn geschäftstüchtige Pflegemutter abgeschoben. Ihre täglichen Sauforgien und Mißhandlungen halten ihm in dem bigotten Irland der 50er und 60er dann auch nur noch Traumwelten offen. Schon als Kind verkleidet er sich gern und flüchtet in die Musik. Als Jugendlicher geht er dann nach England, legt Lippenstift auf und zieht sich Minis an, um sich schließlich sein/ihr Geld als Transvestit auf dem Straßenstrich von Piccadilly zu verdienen. Doch seine irische Herkunft bleibt auch in London nicht unbemerkt, und zu den üblichen Anfeindungen eines Transvestiten kommt der irisch-englische Konflikt hinzu. Doch Patrick bzw. Pussy nimmt letzteres nur am Rande zur Kenntnis, und so ist es ein Wunder, daß er/sie trotz des Bombenterrors der IRA überlebt und dem mittlerweile verschwundenen Therapeuten seine/ihre Geschichte aufschreiben kann.
Was hier ein wenig nach Charles Dickens klingt, wird gebrochen durch die Erzählweise, die auch an die gekonnte Übersetzung große Anforderungen gestellt haben dürfte. Denn all das Leid wird konterkariert von dem Sinn für Absurditäten und einer detailgenauen Tragikomik in 'Transi-Sprech', ohne dabei die immerwährende Sehnsucht nach Zugehörigkeit zu überlagern. So wird hier ein äußerst unterhaltsames Wechselbad der Gefühle eingelassen, das rührt und zugleich das Zwerchfell reizt und am Ende womöglich auch die Augen geöffnet hat.
Weitere Besprechungen zu Werken von Patrick McCabe siehe:
Patrick McCabe: Der Schlächterbursche (1995)
Patrick McCabe: Breakfast on Pluto (2000)
Patrick McCabe: Die heilige Stadt (2012)