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Nino leidet an "dissocitative identity disorder". Immer wieder wird er wach und muss feststellen, dass ihm Stunden, zuweilen auch Tage fehlen, an denen ein aggressiver Teenager namens Lola die Führung seiner Persönlichkeit übernommen hat. Zu seinem Glück hat Nino seit einigen Jahren eine gut bezahlte Stelle als Housesitter einer Luxusvilla an der Côte d'Azur, die von den Eigentümern meist nur ein, zwei Wochen im Jahr besucht wird. So kann er zurückgezogen leben und seine "Ausfälle" als Lola gut verbergen. Doch dann bringen die Hauseigentümer Gäste mit, die Alles bedrohen, was Nino wichtig ist …
Mit "Etwas bleibt immer" hat Edgar Rai erneut einen Roman vorgelegt, der Tiefgründiges mit großer Leichtigkeit eingängig zu erzählen und dabei von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Sein Szenario erinnert diesmal ein wenig an den Film "Swimming Pool" mit Charlotte Rampling. Denn auch auf dem von Nino betreuten Anwesen gibt es einen Pool, der in dem Roman zu einem bedeutsamen Handlungsort wird. Und auch hier geht es um eine gespaltene Persönlichkeit, die jedoch gleich von Anfang an in den Vordergrund gestellt wird. Nach einer Odyssee durch verschiedene Therapien scheint eine vollständige Heilung ausgeschlossen, aber immerhin kann Nino nun einigermaßen damit umgehen. Bis er auf die neuen Gäste der Hauseigentümer trifft.
Der Text durchgehend im Präsens gehalten, wird von Anfang an die Spannung angezogen. Zugleich betont der Autor Ninos Persönlichkeitsmerkmal mit einem Kunstgriff, indem seine Perspektive nicht in Ich- sondern konsequent in Du-Form präsentiert wird. So lautet beispielsweise der erste Satz des Buches:
"Du stehst also auf der Terrasse des Haupthauses, eine Hand an der nachtkühlen Balustrade, und lauschst zur Küstenstraße hinunter."
Auch wenn nach der Lektüre und etwas längerem Überlegen Manches an den Haaren herbeigezogen scheint, so ist das Grundproblem doch treffend angerissen und der Plot in sich plausibel durchdekliniert. Zudem versteht es Rai, neben der Hauptfigur auch noch weitere überzeugende Charaktere anzulegen.
Insgesamt also ein Buch, das von Anfang bis Ende sehr gut unterhält.
Weitere Besprechungen zu Werken von Edgar Rai siehe:
Edgar Rai: Die Gottespartitur (2015)
Edgar Rai: Etwas bleibt immer (2016)