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Lara Schützsack

Tilda, ich und der geklaute Dracula

Erzählung mit Vignetten von Regina Kehn. FISCHER Sauerländer, Frankfurt a. M. 2019. 254 Seiten. 12,00 EUR. Ab 9 Jahren. ISBN: 978-3-7373-5650-3, >>> Amazon
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Oda und Tilda besuchen nicht nur gemeinsam eine vierte Klasse, sondern wohnen auch noch im selben Haus. Sie sind beste Freundinnen und passen laut Oda gerade wegen ihrer Gegensätzlichkeit perfekt zusammen wie Legosteine. Oda ist quirlig und hat so viele Ideen, dass sie die eine oder andere auch wieder aus den Augen verliert. Wenn sie sich allerdings ärgert, kann sich ihr "Getöse" bis zu einem "markerschütternden" Brüllen steigern. Tilda hingegen ist die Ruhe selbst und manchmal so langsam wie ihre drei geliebten Achatschnecken. Ihre Tierliebe ist so groß, dass sie für Igel auch trotz einer ungeduldig wartenden Oda plattgetretene Kaugummis vom Boden kratzt, damit sie daran keinen Schaden nehmen. Tilda hat zudem ein Elefantengedächtnis und vertilgt Süßigkeiten noch schneller als Oda. Als aus ihrem Haus ein kleiner Hund mit bemerkenswertem Unterbiss verschwindet, erkennt Oda darin sofort den Tatbestand einer Entführung. Klar, dass sie und Tilda als bestes Detektiv-Team Dracula retten müssen - außerdem sind 250 Euro Finderlohn ausgesetzt. Das reicht für 500 kleine "süße Tüten" vom Kiosk …
Ein halbes Jahr nach Sonne, Moon und Sterne hat Lara Schützsack mit "Tilda, ich und der geklaute Dracula" ein weiteres Kinderbuch vorgelegt.
Als Erzählerin fungiert das sprunghafte "Ich" von Oda mit einer ihr entsprechenden Erzählweise. So lebt die Suche nach Dracula weniger von systematischen Überlegungen als von altersgemäß spontanen Mutmaßungen und sich zum Glück stets alsbald widerlegenden Vorurteilen. Das Detektiv-Spiel wird immerhin bis zum Ende durchgehalten und findet eine überraschende Auflösung. Aber eigentlich bildet es nur den Rahmen, um Oda und Tilda wie auch ihren Umgang mit anderen ihnen wichtigen Personen kennen zu lernen.
So sieht Oda ihre Freundschaft zu Tilda zwar nicht durch ihre sich stets verzögernde Teilhabe an dem Detektiv-Spiel bedroht, dafür umso mehr durch Tildas Besuch einer Geburtstagsparty, zu der Oda nicht eingeladen war. Außerdem ist da noch Tildas ein Jahr jüngerer, aber sehr cooler Bruder Anton, der bei Oda bislang unbekannte Gefühle auslöst. Überhaupt findet Oda es spannend, dass Tilda noch vier Geschwister hat, während sie selbst ein die Eltern dominierendes Einzelkind ist. Und sie verbreitet eben nicht nur Getöse, sondern behebt mit ihren Ideen auch mal so eben zwischendurch die Geschäftsflaute eines befreundeten Pizzeria-Inhabers. Dank Tildas Elefantengedächtnis hingegen wird der Kiosk-Inhaber Helmut nach vielen Jahren seine schmerzlich vermisste Roswitha wieder finden.
Die Autorin legt ihrer Ich-Erzählerin treffend witzige Formulierungen in den Mund, wie z.B. ein "Nachmittag, der sich anfühlt wie ein zu lang durchgekautes Kaugummi", und treibt damit die Geschichte in hohem Tempo voran. Die für die Geschichte wichtigen Charaktere sind gelungen aufgeschlüsselt und beweisen, dass es sich lohnt, nicht allein von einem ersten Eindruck auszugehen. Jedem Kapitel sind auch noch passgenaue Vignetten von Regina Kehn vorangestellt, so hat Langeweile bei diesem Buch keine Chance.

Weitere Besprechungen zu Werken von Lara Schützsack siehe:
Lara Schützsack: Sonne, Moon und Sterne (2019)
Lara Schützsack: Tilda, ich und der geklaute Dracula (2019)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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