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Gerhard Schweizer bereist seit längerem den "Nahen Osten"
und bringt uns Abendländern nun in seinem neuesten Buch "SYRIEN" näher.
Zufallsbekanntschaften auf syrischen Straßen erweisen sich stets
als freundlich zugewandt und interessiert an Gesprächen. Zu Politischem
will sich jedoch keiner so recht äußern, ein umfassendes Spitzelnetz
läßt hierzu jeden verstummen. So wurden 1982 in Hama 30000 Menschen
getötet, weil dort die Hochburg der oppositionellen Muslim-Bruderschaft
war. Andererseits finden hier die unterschiedlichsten Religionen und andernorts
verfolgte Abspaltungen dieser Religionen Herberge, scheinen Moscheen und
Kirchen eine friedliche Koexistenz eingehen zu können - reine Willkür
des Diktators Assad?
Erst der einfühlsam, kenntnisreich und fesselnd veranschaulichte
Blick Schweizers auf die mehr als 4000-jährige politische und religiöse
Geschichte Syriens gibt den aktuellen Hakenschlägen eine gewisse Plausibilität.
Er macht zudem deutlich: Gegenüber der einstigen Hochburg des Christentums,
dem späteren Kernland des Islam und Schauplatz der Kreuzzüge
verbietet sich jede westliche Arroganz - das Abendland trägt bis in
die jüngste Zeit hinein eine hohes Maß an Mitverantwortung für
diesen stets schwelenden Krisenherd im "Nahen Osten".
Weitere Besprechungen zu Werken von Gerhard Schweizer siehe:
Gerhard Schweizer: Ungläubig sind immer die Anderen (1990)
Gerhard Schweizer: Indien (1995)
Gerhard Schweizer: Syrien (1998)