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Andreas Venzke

Zwei Fluchten

Erzählung. Oetinger Verlag, Hamburg 1997, 94 S., ISBN 3-7891-5002-9, >>> Amazon
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Was kann ein Fünfzehnjähriger tun, wenn ihn die Eltern offensichtlich liebhaben, es mit ihren Ratschlägen und Anweisungen nur gut meinen und er sich trotzdem dauernd "irgendwie" genervt fühlt? Arian hat alles, was er braucht: Ein eigenes Zimmer und so viel Taschengeld, daß er sogar in relativ kurzer Zeit mal eben tausend Mark ansparen kann. Die tausend Mark hat er in den Taschen seiner Jeans verteilt, einen Riesenrucksack mit allem Überlebensnotwendigen einschließlich dem Nutellaglas gepackt, und jetzt wartet Arian darauf, daß seine Eltern endlich nach dem gemeinsamen Gekichere und Gestöhne im Schlafzimmer ins Bad gehen und sich endgültig zur Ruhe begeben. Dann ist es soweit, und er findet sich eine Viertelstunde zu früh am verabredeten Treffpunkt. Um halb Drei Uhr nachts würde es losgehen, ab in die weite Welt, wo ihm keiner vorkaut, was er tun und lassen sollte. Rüdiger kommt jedoch zehn Minuten zu spät. Aus einem Heim für Verhaltensauffällige zu entkommen, ist nicht so einfach. Außerdem ist Rüdiger am Arm verletzt und hat in der Zeit ein Moped "organisiert". Arian wird es nun doch ein wenig mulmig. Zu recht, denn die knapp dreißig Kilometer zum Hamburger Hafen ziehen sich ganz schön in die Länge, wenn man so müde ist und stets vor Verfolgern auf der Hut sein muß.
Nach dem Debut-Erfolg von "Veit und ein anderer Tag" liegt mit "Zwei Fluchten" nun das zweite Jugendbuch des gebürtigen Berliners Andreas Venzke vor. Ihm gelang darin sehr überzeugend die gestraffte Variation eines alten Themas. Während Arian für all jene behüteten und umsorgten Jugendlichen steht, denen nicht zuletzt wegen der langjährigen theorielastigen Schulzeit der Kitzel existenzieller Bewährungsproben fehlt, sieht das einstige Findelkind Rüdiger in seiner Flucht die einzige Chance, dem Teufelskreis einer "Heimkarriere" zu entkommen. Es erweist sich, daß Arian trotz seines Geldes und seines dickbepackten Rucksacks für so ein Unternehmen nur unzureichend vorbereitet ist und sich schon bald in einer neuen Abhängigkeit sieht. Anstelle der Eltern ist es nun Rüdiger, der ihm sagt, wo es langzugehen hat. Hie Ängstlichkeit und nur selten belastete Werte des Bildungsbürgertums, da Improvisationstalent und nüchterner Egoismus. Ihre Gegensätze werden Jugendliche einen gemütlichen Lesenachmittag lang mit Vergnügen und Gewinn auskosten, denn Venzke verstand es einmal mehr, ohne jede Moralinsäuernis eine fesselnde Geschichte zu erzählen, die Gelegenheiten für potentielle Situationskomik zu nutzen und die Dialoge zwischen den Jugendlichen authentisch zu gestalten.
Gerade wegen seines knappen Umfangs bietet sich dieses Buch auch sehr gut als gemeinsam zu erschließende Klassenlektüre in der Sekundarstufe I an.

Weitere Besprechungen zu Werken von Andreas Venzke siehe:
Andreas Venzke: Veit und ein anderer Tag (1996)
Andreas Venzke: Zwei Fluchten (1997)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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