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Richard Wagner

Lisas geheimes Buch

Roman. DVA Verlag, Stuttgart 1996, 229 S., ISBN: 3-421-05057-0, >>> Amazon
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Lisa hat drei Kinder, nach der Wende reicht das Geld für die neuen Freiheiten hinten und vorne nicht - also geht sie anschaffen. In Berlin. Franck ist Journalist und läßt sich von ihrem Alltag erzählen. Es entsteht zwischen beiden allerdings nur eine scheinbare Nähe. Jeder ist des anderen Folie, auf die unausgesprochene Wünsche und Gedanken projeziert werden. Franck hat zudem gerade eine Beziehung hinter sich. Anja hatte ihm vorgeworfen, alles nur noch in Schlagzeilen zu sehen. Und mit einem Mal muß er immer wieder an einen nicht gefaßten Serienmörder denken ...
Richard Wagners erneute Auseinandersetzung mit dem Geschlechterkampf spielt sehr subtil mit den Erwartungen der Leser. Laut Klappentext handelt es sich bei LISAS GEHEIMES BUCH um einen authentischen Dokumentarroman. Möglich daß der Autor tatsächlich Gespräche mit einer Prostituierten aufgenommen hat, aber er hat dann das Erfahrene auf eine derart stilistisch kunstvolle Weise umgearbeitet, daß daraus alles andere als typische Betroffenheitsliteratur ins Kraut geschossen ist.
Kurze Sätze legen ein schnelles Tempo vor, aus der Menge abspritzender Schwänze wird so ein monotones Einerlei - würden die Aussagen Lisas nicht stets auch mit den Hintergedanken Francks korrespondieren. Aus Rollenklischees werden nun persönliche Geschichten, scheinbar Glattes wird gebrochen. Und zwischen den Zeilen lesen wir von einer konsumorientierten Welt, die Ost und West nur noch auf einen Nenner zu bringen weiß: Geld. Die überraschende Volte zum Schluß ist dann eigentlich gar nicht mehr so überraschend. Aber da hat sich der Blick auf das Millieu, auf Berlin, auf Ost und West schon längst erweitert.

Weitere Besprechungen zu Werken von Richard Wagner siehe:
Richard Wagner: Der Mann, der Erdrutsche sammelte (1994)
Richard Wagner: In der Hand der Frauen (1995)
Richard Wagner: Lisas geheimes Buch (1996)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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