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Alex Adler ist Dozent für aramäische Sprachen an der Universität Heidelberg und Patenonkel von Lisa. Lisa fällt in letzter Zeit immer öfter überfallartig bei ihrem Onkel ein. Ihre Eltern sind dabei sich zu trennen und Alex soll nun ihr Wohlbefinden wieder etwas steigern. Und das erreicht er unerwarteterweise mit seiner Leidenschaft für das Leben im Heiligen Land, was am Ende sogar zu einer Begegnung mit einem Geist aus der Vergangenheit führt.
Gregor Bauer gelingt mit "Das Rätsel von Hagalil" ein eigentlich unmöglicher Tanz auf dem Drahtseil zwischen mehreren Stühlen.
Angelegt ist seine "Reise in die Welt der Bibel" als Wechselspiel von zwei Erzählfäden, die sich im zweiten Teil zu einem verbinden und auf einen fulminanten Höhepunkt zulaufen. Der eine Erzählfaden entspinnt ohne großen Vorlauf einen Dialog zwischen den Klischees eines schrulligen Professors und einer pubertär egozentrischen Göre - nur um diese Klischees alsbald immer wieder zu durchbrechen. Denn welche mode- und preisbewusste 16 Jahre junge Frau würde stets aufs Neue bei einem "alten Fossil" nachhaken, um Antworten auf die Hintergründe jüdischer und christlicher Religionen zu erhalten? Sich an diesem scheinbaren Widerspruch nicht aufhalten zu müssen, verdankt sich einer ebenso witzig-spritzigen wie dennoch tiefschürfenden Sprachregelung der beiden. So werden aus den Klischees bald Protagonisten, die einerseits für diszipliniert erworbenes Wissen und andererseits für ein unverdorben intuitives auf den Punkt bringen wollen, für ein sich Verstecken hinter nachweisbaren Fakten und dem sich Auswirken sollen im Hier und Jetzt eintreten.
Der Parallelfaden spielt in der Zeit Jesu. Saul ist Bauer und hat sehr unter der Besatzungsmacht der Römer zu leiden. Zudem steht er in dem Zwiespalt, wie er die strengen Gebote der Tora einhalten soll, ohne seine Familie dem Hunger preiszugeben. Als Zöllner für die Römer zu arbeiten, würde der materiellen Not ein Ende setzen, aber zugleich auch dem Zusammenhalt der Familie und seinem Ansehen in der Dorf- und Glaubensgemeinschaft.
Gregor Bauer (Jahrgang 1961) studierte Germanistik und Latein in Bamberg und unterrichtete Deutsch als Fremdsprache am Goethe-Institut in Prag. Später arbeitete er als Texter in der freien Wirtschaft. Woher er den Antrieb für dieses Buch hernimmt, lässt sich daraus nicht ablesen, aber die Literaturliste am Ende des Buches weist ihn als fundierten Kenner realkundlicher Bezüge in der Bibel aus, und auch die Fragen und Antworten seiner Handlungsträger sind so aufgeklärt wie ernsthaft und bedenkenswert, so dass dahinter nur jahrelange Auseinandersetzung mit der Thematik stehen kann.
Wie Bauer zudem im zweiten Teil des Buches nach der Kreuzigung Jesu die beiden Handlungsstränge ohne Glaubwürdigkeitsverluste ineinander zu verweben weiß, lässt sein literarisches Hasardeurspiel endgültig zum Nachweis schriftstellerischen Könnens drehen.
Die Sortimenter werden sich mit dem Buch wieder schwer tun, obwohl es doch eigentlich ganz einfach ist: Für Menschen ab 14, 15 Jahren, d.h. für Jugendliche genauso wie für junge Erwachsene und altgewordene "68-er" wird hier auf unterhaltsame und erhellende Weise ein Horizont eröffnet, der das Verständnis für biblische Lebens- und Glaubensbedingungen zu erweitern und Bezüge zur Gegenwart mit all ihren Zweifeln daran herzustellen vermag.
Weitere Besprechungen zu Werken von Gregor Bauer siehe:
Gregor Bauer: Das Rätsel von Hagalil (2008)
Gregor Bauer: Der Weise und sein Schatten (2014)
Gregor Bauer: Das Übernatürliche - Fakt oder Fake (2021)