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Friedrich Gerstäcker Werkausgabe

Die Regulatoren von Arkansas

Hg. Wolfgang Bittner & Thomas Ostwald, bearbeitet von Wolfgang Bittner. Stuttgart, Union Verlag, 1988. 594 Seiten. ISBN: 3-8139-560-4, >>> Amazon
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Mitte des 19. Jhdts wurde Friedrich Gerstäcker (=F.G.) zu einem Vorläufer heutiger Abenteuerliteratur und so bekannt wie später Karl May, der allerdings seitenweise von F.G. abgeschrieben hatte. Jahrzehntelang nahezu vergessen sind nun die zwei ersten Bände einer authorisierten Werkausgabe im Union Verlag erschienen. Die Herausgeber Wolfgang Bittner und Thomas Ostwald haben diese Bände behutsam in eine Sprache übertragen, die uns heute ein müheloses Lesen erlaubt, andererseits der originalen Sprachregelung noch nah genug verhaftet ist, um nicht zuletzt auch in ihr den damaligen Sinn für's Exotische spürbar werden zu lassen. Im Gegensatz zu den vergleichsweise glatten Phantasien Karl Mays resultieren die Romane F.Gs aus dessen eigener Anschauung und Recherche vor Ort, was die Sprachstudien der von ihm besuchten Naturvölker (u.a. in Nordamerika und der Südsee) einschloß. Die Protagonisten seiner Romane sind also vom Leben abgeschaute Typen, die in einer fiktiven aber wahrscheinlichen Geschichte auftreten. Bei den REGULATOREN VON ARKANSAS ist es u.a. der skurrile Hinterwäldler Harper, der mit seinen köstlichen Flunkergeschichten das penetrante 'Wenn ich nicht irre' eines Sam Hawkins um Längen an Witz übertrifft. Der Indianer Assowaum mit dem silberbeschlagenen Gewehr bleibt sich treu und wird nicht zum verkappten Christen stilisiert, vielmehr wird zuletzt der von ihm gestellte Mörder seiner Squaw auch gebührend zu Tode gemartert. Einzig die Dialoge im Herzschlag einer Courths-Mahler zwischen Bill Brown, dem jungen Freund Assowaums und späteren Regulatorenführer, und seiner geliebten Marion Roberts zwingen des Öfteren zur unfreiwilligen Anspannung des Zwerchfells. Das bremst die spannend vorwärtsgetriebene Mörderjagd aber nur geringfügig, genauso wie die liebevollen Beschreibungen der allgemeinen Lebensbedingungen unaufdringlich über Eßgewohnheiten, Familienfeste, Wohnverhältnisse etc. der Haupt-und Nebenpersonen(von damals) informieren.
Der Aufklärung verschrieben, ist die Haltung F.G's. die eines Freidenkers, der fern vom feudalen Europa (zu Zeiten Goethes!) erfahren hatte, daß Andersartigkeit positive Aspekte haben und von der Norm abweichendes Verhalten moralisch gerechtfertigt sein kann. In diesem Roman (wie auch in TAHITI) sind es dann auch Mitglieder des Klerus, die mit ihrer Bigotterie Gift in die an sich harmonischen Gesellschaften verspritzen.
Neben seinem literarischen Handwerk ist es aber vor allem die Einstellung zu seinen Sujets, die F.G. so herausragend und nach wie vor aktuell sein läßt. Der Union Verlag hat alles getan, um diesem Werk nun eine würdige Wiedergeburt zu ermöglichen. Solide Leinenbindung und lesefreundlicher Druck verstanden sich dabei fast von selbst, aber den Illustrationen wurde ebenfalls ein beachtlicher Raum zugebilligt. Nach langen Verhandlungen wurde dafür ein Meister seines Faches, nämlich Uwe Häntsch aus der DDR verpflichtet, und so ist diese Werkausgabe die zweite (neben der Brechtausgabe), die in Coproduktion mit einem DDR-Verlag (NEUES LEBEN für die Ausstattung) entstanden ist.
Zum Schluß also das hymnische Finale: Eine spannende, authentische, im historischen und aufklärerischen Sinne bildende Lektüre, die in ihrer bibliophilen Ausstattung hoffentlich nicht mehr langer als Rarität gehandelt werden muß.

Die Friedrich Gerstäcker Werkausgabe:
Friedrich Gerstäcker: Die Regulatoren von Arkansas (1988)
Friedrich Gerstäcker: Tahiti (1988)
Friedrich Gerstäcker: Die Flußpiraten am Mississippi (1989)

Weitere Besprechungen zu Werken von Wolfgang Bittner siehe:
Wolfgang Bittner: Tommy und Beule (1997)
Vorlesetipps zu den drei Titeln:
Wolfgang Bittner: Grizzly Gruzzly Bären (1996)
Wolfgang Bittner: Felix, Kemal und der Nikolaus (1996)
Wolfgang Bittner: Der schwarze Scheitan (1998)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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