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Thomas Berger hat eigentlich nur eine Sorge, nämlich in ein Internat
abgeschoben zu werden. Er hat einem verhaßten Lehrer das Auto zerkratzt
und ist verpetzt worden. Tommy kommt jedoch nicht ins Internat, sondern
muß nur die Schule wechseln. Dort trifft er auf Sven Beulecke, genannt
Beule, weil der allen, die ihm doof kommen, schnell eins auf die Nase gibt.
Tommy und Beule freunden sich an. Beide sind Einzelgänger, das verbindet.
Nun gerät Beule aber durch Tommy unbeabsichtigt in Zugzwang. Für
Tommy spielt Geld überhaupt keine Rolle, und es bereitet ihm große
Freude, seinem neuen Freund großzügig dies und das zu spendieren.
Immerhin lassen ihn dank Beules Eingreifen die Erpresser aus der nächst
höheren Klasse in Ruhe. Beule aber möchte sich unbedingt an Tommys
Geburtstag revanchieren. Er klaut deshalb Marions Geldbeutel, um Tommy
ein Computerspiel kaufen zu können. Nach seiner Entlarvung als Dieb
versteckt sich Beule. Tommy versorgt ihn erst noch mit Lebensmitteln, aber
dann kommt es zum Streit und Beule verschwindet völlig von der Bildfläche.
TOMMY UND BEULE entstand nach einem Drehbuch, das Wolfgang Bittner
für das ZDF geschrieben hat und für die Reihe "Achterbahn" verfilmt
worden ist. Der Autor selbst ist in jüngster Zeit auch durch seine
Kritik an den öffentlich-rechtlichen Fördermitteln für Konsalik-Verfilmungen
bekannt geworden. Die Geschichte von den beiden unterschiedlichen Jungen
hat er in seinem Buch nun sehr geradlinig nacherzählt. In schnörkellosen,
altersgemäßen Sätzen skizziert er sehr treffend ihre Herkunft-Millieus.
Die Erwachsenen sind nicht schlicht die "natürlichen" Gegner der Kinder,
sondern unterliegen zumeist selbstgewählten Zwängen, die ihnen
wiederum das nötige Verständnis erschweren. Immerhin hält
der Klassenlehrer von vorneherein zu Beule und plädiert bei den aufgebrachten
Mitschülern für Aussöhnung anstatt Ausgrenzung. Am Ende
legen alle zusammen, um Beule in einer Zeitungsanzeige zur Rückkehr
aufzufordern. Der Aufbau dieses Buches mit seinen nicht von ungefähr
filmschnittartigen Kapiteln läßt sich spannend an. Phänomene
wie Erpressung auf dem Schulhof werden als längst selbstverständliche
Realität nur kurz und gerade deswegen überzeugend gestreift.
Der Schluß der Geschichte verläuft dann allerdings ein wenig
allzu schnell im harmonischen Sande. Da wäre zuvor noch eine Menge
Platz gewesen, um den einen oder anderen Erzählfaden weiterzuspinnen.
Weitere Besprechungen zu Werken von Wolfgang Bittner siehe:
Wolfgang Bittner: Tommy und Beule (1997)
Vorlesetipps zu den drei Titeln:
Wolfgang Bittner: Grizzly Gruzzly Bären (1996)
Wolfgang Bittner: Felix, Kemal und der Nikolaus (1996)
Wolfgang Bittner: Der schwarze Scheitan (1998)
Mitherausgeber und Bearbeiter der Friedrich Gerstäcker Werkausgabe
Friedrich Gerstäcker: Die Regulatoren von Arkansas (1988)
Friedrich Gerstäcker: Tahiti (1988)
Friedrich Gerstäcker: Die Flußpiraten am Mississippi (1989)