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Friedrich Gerstäcker (=F.G.) war ein Pionier der Abenteuerliteratur
und zu seiner Zeit so bekannt wie Karl May, der seitenweise von F.G. abgeschrieben
hatte.
Der Union-Verlag legt nun in Zusammenarbeit mit dem DDR-Verlag
NEUES LEBEN den 3. Band der einzig authorisierten Werkausgabe Gerstäckers
vor.
DIE FLUßPIRATEN DES MISSISSIPPI schließen zeitlich und
räumlich an die REGULATOREN VON ARKANSAS an, indem F.G. einen Gangster
vom einen in den nächsten Roman entfliehen läßt. Auch die
offenbar sehr authentische Konstruktion eines ehrenwerten Honoratioren
mit doppeltem Boden fand hier seine Entsprechung in ... Nein, das
soll nicht verraten werden, denn da gibt es doch einen wesentlichen
Unterschied. Zwar werden Land und Lebensbedingungen der Leute detailliert
beschrieben, jedoch nicht mit der akribischen Gewichtigkeit wie noch in
den REGULATOREN. Vielmehr setzte F.G. die Kenntnisse des ersten Bandes
vorraus und verspann dafür mehr Garn in ein engmaschiges, tragfähigeres
Spannungsnetz für den Handlungsablauf. Aber selbst dieses Garn
entlieh er (im Gegensatz zu Karl May) seinen vor Ort gemachten Aufzeichnungen.
So hat es seiner Zeit auf dem Mississippi tatsächlich eine Insel
gegeben, die sich eine Verbrecherbande zu einem Flucht-und Räubernest
ausgebaut hatte und auch die handelnden Personen sind so oder so ähnlich
F.G. auch wirklich über den Weg gelaufen. Was das Doppelbödige
der Honoratioren betrifft erübrigt sich wohl jeder Kommentar...
Im Roman jedenfalls wird die stets merkwürdig gut über den
Wert der Bootsladungen unterrichtete Bande nach vielen Verwicklungen am
Ende gefaßt und der Anführer entlarvt.
85 Jahre nach seinem Tod (1957) wurde F.G. Ehrenbürger von Arkansas,
und die Genauigkeit seiner Beschreibungen dient noch heute dem Quellenstudium
amerikanischer Historiker.
Dank der souveränen Bearbeitung von Wolfgang Bittner und nicht
zuletzt auch wegen der vorzüglichen Illustrationen von Uwe Häntsch (DDR)
ist der 1847 ertmals erschienene Band gerade auch heute ein Lesegenuß.
Insbesondere für all jene, die (ich wiederhole mich s.Bd 1+2) eine
spannende, authentische, im historischen und aufklärerischen Sinne
bildende Lektüre zu schätzen wissen. Den i-Punkt setzt eine bibliophile
Ausstattung, die den empfohlenen Ladenpreis zum Sonderangebot werden läßt.
Die Friedrich Gerstäcker Werkausgabe:
Friedrich Gerstäcker: Die Regulatoren von Arkansas (1988)
Friedrich Gerstäcker: Tahiti (1988)
Friedrich Gerstäcker: Die Flußpiraten am Mississippi (1989)
Weitere Besprechungen zu Werken von Wolfgang Bittner siehe:
Wolfgang Bittner: Tommy und Beule (1997)
Vorlesetipps zu den drei Titeln:
Wolfgang Bittner: Grizzly Gruzzly Bären (1996)
Wolfgang Bittner: Felix, Kemal und der Nikolaus (1996)
Wolfgang Bittner: Der schwarze Scheitan (1998)