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Sein Bruder hat das elterliche Haus verlassen und bittet Paul in einem Brief, den noch nicht winterfest gemachten Wasserhahn zu versorgen. Paul legt trotz Schneetreibens und einer heftigen Erkältung die 300 Kilometer zurück, um dieser Bitte nachzukommen ...
Nach „Meine Krönung“ legt Vèronique Bizot mit „Eine Zukunft“ erneut einen schmalen Roman vor, der aus der Innenperspektive eines Protagonisten dem Bewegt-werden nachgeht - diesmal nicht angestoßen durch eine große Auszeichnung, sondern durch einen banalen Wasserhahn. Angesichts der Um- und Widerstände wirkt es eine ganze Weile nur wenig bis gar nicht plausibel, dass Paul diesem Anstoß augenblicklich nachgibt. Doch dann wird deutlich, dass an dem Wasserhahn der Ballast eines Hauses samt Erinnerungen hängt, von dem es den verschwundenen Bruder zu befreien gilt.
Doch so schön der Grundgedanke ist, dass einer im wetterbedingten Nachvollziehen-müssen der Lebensbedingungen seines Bruders auch mit einem Mal die Familiengeschichte durchdringt und am Ende Verantwortung zeigen will, so wenig glaubhaft scheint der Weg dahin. Insofern teilt „Eine Zukunft“ trotz sprachlich virtuos ausgestalteter Sequenzen das Schicksal so mancher Nachfolgewerke auf einen großen und gerade auch durch seinen Charme mitreißenden Wurf und unterschreitet dessen Messlatte - wenn auch auf hohem Niveau.
Weitere Besprechungen zu Werken von Vèronique Bizot siehe:
Vèronique Bizot: Meine Krönung (2011)
Vèronique Bizot: Eine Zukunft (2012)
Vèronique Bizot: Die Heimsucher (2015)
Vèronique Bizot: Menschenseele (2016)
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