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Vilém Rosol hatte sich niemals gegen die strenge und bigotte
Erziehung seiner Eltern aufgelehnt. Sein dadurch äußerst scheu
und keusch geratenes Wesen sah sich unverhofft einer Frau mit "Vergangenheit"
ausgeliefert, die ihr Leben als Helikonspielerin in einer Damenkapelle
verdingte. Auch Liliane bewies eine schier überwältigende Dominanz
und spricht sogar bei der überstürzten Vermählung für
Vilém das Ja-Wort. Er schien jedoch nun im siebten Himmel zu sein ...
Pavel Kohout zieht mit seinen 70 Jahren noch einmal richtig vom Leder.
Die Beichte von Vilém Rosol über "MEINE FRAU UND IHR MANN"
ist eine messerscharfe Satire in zwei Teilen. Der Anfang wurde noch vor
Kohouts Ausbürgerung verfaßt und ist von jener augenzwinkernden
Leichtigkeit, die ein wenig an die alte Schule eines Schweijk erinnert.
Vor einem halben Jahr fertiggestellt, weist der zweite Teil formal keinen
Bruch zum ersten auf, zieht jedoch in seinen Volten um einiges an und mündet
schließlich in einem hochexplosiven Finale. Anfangs noch als privates
Idyll mißzuverstehen, werden die Anspielungen auf die neue tschechischen
Republik bald unübersehbar. Satire darf alles - ein Hoch auf die Demokratie,
die soviel schwarzhumorige Nabelschau und bitterböse Hoffnungslosigkeit
erträgt!
Weitere Besprechungen zu Werken von Pavel Kohout siehe:
Pavel Kohout: Ich schneie (1992)
Pavel Kohout: Sternstunde der Mörder (1995)
Pavel Kohout: Meine Frau und ihr Mann (1998)