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Pavel Kohout

Ich schneie

Roman. Albrecht Knaus, München 1992, 381 S., ISBN: 3-8135-0097-7, >>> Amazon
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Nach der "sanften Revolution" kehrt der Ökonomieprofessor Viktor Král aus dem Exil zurück und wird Regierungsberater. Er ist nach wie vor die große Liebe der Pragerin Petra Márová. Die üblichen Ablösungsprobleme mit ihrer mittlerweile 17-jährigen Tochter sowie die bis dahin gesammelten Männerbekanntschaften stehen einer Erneuerung dieser leidenschaftlichen Beziehung nicht im Wege - schon eher die Ehe Viktors mit einer wesentlich jüngeren Frau und deren gemeinsames kleines Kind. Aber auch damit hätte Petra Márová gut umgehen können, wäre da nicht ein neuerlicher Schatten aus der Vergangenheit aufgetaucht: Viktors Name wird im Agentenregister des alten Regimes gefunden.
Ein anderer Verehrer von Petra war Major der Staatssicherheit, der früher Dissidenten geschützt haben will. Er gesteht, Viktor ohne sein Wissen in das Register eingetragen zu haben, um ihm die Ausreise zu ermöglichen. Später behauptet er sogar, Viktor sei tatsächlich ein geheimer Informant gewesen. Einer der beiden Männer lügt, aber wer?
Mit Petra Márová hat Pavel Kohout eine nicht nur in ihrer Lebens-und Liebeslust üppige Figur geschaffen. Diese spontane und ihre Spontanität verfluchende Ich-Erzählerin erscheint von der ersten Zeile an glaubhaft. Als Rivalin ganz Frau, mit gesundem Menschenverstand und einem ungetrübten Verhältnis zur Sexualität ausgezeichnet, kämpft sie jeden Tag aufs Neue gegen ihre eigenen Widersprüche und Unzulänglichkeiten an. Sie hat Prinzipien, aber diese hat sie als (hervorragend übersetzte) Tschechin, die vor den Prinzipien zuallererst ihr Herz sprechen läßt. So könnte sie sich durchaus Situationen vorstellen, in denen ihr Viktor der Staatsicherheit gegenüber hätte schwach werden dürfen, ohne daß sie ihm deshalb ihre Liebe versagt hätte. Aber dafür verlangt sie auch lieber früher als später rückhaltlose Offenheit. Auf Dauer mit einer Lüge leben, das kann Petra Márová nicht.
Pavel Kohout hat einen furiosen Liebesthriller geschaffen, der in seiner kurzweiligen (Selbst-)Ironie eine hilfreiche Übersetzung des sperrigen Begriffes "Vergangenheitsbewältigung jüngster Geschichte" zu leisten vermag und eine/n jede/n berühren müßte.

Weitere Besprechungen zu Werken von Pavel Kohout siehe:
Pavel Kohout: Ich schneie (1992)
Pavel Kohout: Sternstunde der Mörder (1995)
Pavel Kohout: Meine Frau und ihr Mann (1998)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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