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Büchernachlese-Bestenliste 2009

John Ajvide Lindqvist

Menschenhafen

Roman. Aus dem Schwedischen von Paul Berf. Lübbe Verlag, Bergisch-Gladbach 2009. 556 Seiten. 14,95 Euro. ISBN: 978-3-7857-6006-2, >>> Amazon
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An einem sonnigen Wintertag entdeckt Maja etwas Außergewöhnliches auf dem Eis, das die Förde bedeckt. Anders, ihr Vater, erlaubt der sechsjährigen nachzusehen. Das Eis ist weit zu überblicken, einen halben Meter dick und dürfte keine Gefahren bergen. Doch dann ist Maja mit einem Mal verschwunden, wiewohl kein Riss noch sonst irgendetwas auf dem Eis zu sehen ist ...
John Ajvide Lindqvist erzählt in "Menschenhafen" von der Trauer um den Verlust eines geliebten Kindes und der andauernden Suche nach ihm, wiewohl sie doch völlig aussichtslos scheint. Eingebettet wird diese über Jahre hinaus unbewältigte Trauer des Vaters in die Geschichte um eine fiktive Insel in den südlichen Schären von Roslagen und das sie umgebende Meer, das bei Lindqvist zu einer eigenen unheimlichen Wesenheit wird. Oberthema ist, wie schon im vorangegangenen Roman "So ruhet in Frieden" (Ueb. Paul Berf. Bastei-Lübbe Verlag, Bergisch-Gladbach 2008. 446 Seiten. 8,95 Euro. ISBN: 978-3-404-15913-0, >>> Amazon), das Ausmalen einer Wiederkehr von Toten, die jedoch nichts mit den in D-Movies nur stumpf agierenden Zombies zu tun haben. Was wäre, wenn? Was wäre, wenn die gerufenen Geister tatsächlich kommen, wenn das so sehnsüchtig vermisste Kind wieder in den Arm zu nehmen wäre? Gerade weil der schwedische Autor neben der Sehnsucht des Vaters u.a. die Dynamik eines Dorfes und die Liebe zweier 80-jähriger überzeugend darzustellen weiß, nimmt man ihm auch das Andere ab, das der Autor noch mit der letzten Zeile als eine erschreckend mögliche Wirklichkeit vorstellt und nicht als Traum oder Halluzination wegerklärt.
Wozu hier noch einen Vergleich mit Stephen King bemühen - Lindqvist hat sich auf dem Feld der nur einen kleinen Schritt neben der Realität angesiedelten Schauergeschichte, neudeutsch: Mystery-Horror, endgültig etabliert und ist zur eigenen unverwechselbaren Marke geworden. Nachzulesen und zu genießen in einem weiteren Buch gewordenen, unter die Haut gehenden Schrecken.

Weitere Besprechungen zu Werken von John Ajvide Lindqvist siehe:
John Ajvide Lindqvist: So finster die Nacht (2007)
John Ajvide Lindqvist: Menschenhafen (2009)
John Ajvide Lindqvist: Im Verborgenen (2010)
John Ajvide Lindqvist: Wolfskinder (2011)

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