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Wieder einmal sind seine prominenten Eltern umgezogen, wieder einmal muss Arthur Penhaligon eine neue Schule besuchen. Als der strenge Sportlehrer die Anweisung zu einem Geländelauf gibt, will Arthur nicht gleich negativ auffallen. Dabei leidet er an einer sehr ausgeprägten Form von Asthma, und die Geschichte hätte jetzt schon mit dem Tod Arthurs ihr Ende finden können - wenn, ja, wenn nicht buchstäblich aus dem Nichts eigenartige Wesen aufgetaucht wären, die Arthur einen Schlüssel in der Form eines Minutenzeigers übergeben - nur um diesen Schlüssel anschließend gleich wieder einzufordern. Offenbar sind diese Wesen aus einer anderen Dimension, in der ein irrsinniger Machtkampf ausgetragen wird und die Zeit eine gewichtige Rolle spielt. Um den Schlüssel zurückzugewinnen, würden diese Wesen sogar bedenkenlos Arthurs Welt vernichten. Doch ihre kaum weniger absonderlichen Gegenspieler locken Arthur samt Schlüssel in ihre Dimension, damit er dort auf ihrer Seite für ein "Vermächtnis" kämpft. Mit dem Schlüssel erstmals seit Langem ohne Atemnot, vermag sich Arthur schließlich in ein nur ihm sichtbares Haus zu retten. Ein waghalsiger Schritt, der ihm jedoch die Geheimnisse des Schlüssels zu enthüllen und seine eigene Bestimmung zu erkennen helfen wird. Denn das Haus ist das Königreich aller Realität und birgt das Archiv aller Dinge.
Schon die ersten Seiten dieses auf sieben Bände angelegten Science-Fiction-Abenteuers von Garth Nix führen in eine äußerst skurrile Welt ein, die sich ähnlich wie "Alice im Wunderland" auf den ersten Blick jeder bisher gekannten Lebenswirklichkeit zu entziehen scheint.
Der australische Autor, der hierzulande bereits mit seiner Sabriel-Trilogie auf viel Gegenliebe gestoßen ist, hinterfragt in "Schwarzer Montag" nicht weniger als die Schöpfung unserer Welt und scheint dabei von einer keineswegs tröstlichen Vorstellung auszugehen. Wie schon bei den alten Griechen ist es die Zeit bzw. ihre "Architektin", die unsere Welt samt ihren Lebewesen wie nebenbei ins Spiel gebracht hat, um sie fortan zu ihren "sekundären Reichen" zu zählen. In jener Dimension, in der um das "Vermächtnis" gekämpft wird, ist neben der Zeit aber vor allem Papier das alles beherrschende Medium und wird zur Metapher für das keineswegs nur menschliche Gedächtnis aller Welten. Auch die meisten Wesen dieser Dimension sind letztlich nur aus beschriebenem Papier. Einzig bedroht durch die sie zersetzenden Bibliophagen, sind sie ansonsten nahezu unsterblich und durchaus kraftvoll. Das Vermächtnis selbst ist auf sieben Schnipsel über Äonen hinweg verteilt und muss von Arthur wieder zusammengesetzt werden. Am Ende hat Arthur den ersten Schnipsel, der den Montag repräsentiert, wieder ins Recht gesetzt und soll nun selbst diesen Teil des Reiches beherrschen. Aber sekundär oder nicht - seine eigene Welt ist ihm wichtiger und Arthur kehrt bis zum nächsten Band zu ihr zurück.
Erschwert wird der Zugang zu dieser Lektüre leider durch eine Übersetzung, die gerade zu Anfang unter holpriger Wortwörtlichkeit leidet und alle Liebhaber der Sabriel-Trilogie enttäuschen wird - aber nach ca. 40 Seiten kommt die Geschichte nichtsdestotrotz in Schwung, reißt einen mit und das Holprige wird einfach überlesen, nein, überflogen. Der geheimnisvolle Plot, die sehr eigenen Charaktere und die irrwitzigen Abenteuer erzeugen schließlich mit ihren offensichtlichen Querbezügen zu antiken Mythen und alten Märchen einen wunderbaren Schmöker-Sog, der einen am Ende - wie schon bei Sabriel - dem Folgeband entgegenfiebern lässt.
Weitere Besprechungen zu Werken von Garth Nix siehe:
Altes Königreich
Garth Nix: Sabriel Bd.1/3 (2004)
Garth Nix: Lirael Bd.2/3 (2005)
Garth Nix: Abhorsen Bd.3/3 (2005)
Arthur Penhaligon - Die Schlüssel zum Königreich
Garth Nix: Schwarzer Montag Bd.1/7 (2006)
Garth Nix: Grimmiger Dienstag Bd.2/7 (2007)
Garth Nix: Goldener Sonntag Bd.7/7 (2010)