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DER MEDICUS von Noah Gordon dürfte eines der wenigen Bücher
sein, das in den letzten fünf Jahren nicht nur millionenfach gekauft,
sondern tatsächlich auch mit großer Begeisterung millionenfach
gelesen wurde.
DER SCHAMANE erzählt nun von zwei Nachfahren des Robert Jeremy
Cole, die 800 Jahre nach ihm als Pioniere Nordamerikas leben und wirken.
Neben der Tradition, dem ältesten Sohn stets den Rufnahmen Robert
zu geben und zur Unterscheidung vom Vater lediglich den zweiten mit "J"
beginnenden Vornahmen zu variieren, hat sich in ihnen auch die Gabe erhalten, die sie für den Arztberuf prädistiniert: Sie spüren
mit ihren Händen, wenn ein Patient todgeweiht und nicht mehr zu retten
ist. Und als Ärzte kommen sie mit Menschlichem und Allzumenschlichem
in Berührung: Von der dörflichen Intrige bis zum Haß gegen
alles, was anders ist.
So recherchierte Gordon nicht nur im medizinischem Bereich die Irrtümer,
Entdeckungen und Beschränkungen von damals, sondern auch aus Sicht
der unzähligen Opfer die verheerenden Folgen engstirniger Dummheit
auf sozialen und politischem Gebiet, die schließlich zur Ausrottung
der Indianer und in den berühmt-berüchtigten Bürgerkrieg
führen sollten. Das läßt selbst das Monument eines Abraham
Lincoln nicht unangetastet.
Die Coles aber könnten Menschen wie du und ich sein, wäre
in ihnen nicht noch dieser sture Hang zur Vernunft und zum Pazifismus,
der sie als beispielgebende Romanfiguren auszeichnet.
Der zweite Roman über die Coles ist zeitraubend wie der erste,
am besten hebt man sich ihn für den Urlaub oder ein langes Wochenende
auf, um ihn in einem verschlingen zu können. Ist dieser brilliante
Schmöker dann fürs erste verdaut, gibt es nur einen Trost: Gordon
sitzt bereits am Abschlußband seiner MEDICUS-Trilogie.
Weitere Besprechungen zu Werken von Noah Gordon siehe:
Noah Gordon: Der Diamant des Salomon (1993)
Noah Gordon: Der Medicus von Saragossa (1999)
Medicus-Trilogie
Noah Gordon: Der Medicus (1987)
Noah Gordon: Der Schamane (1992)
Noah Gordon: Die Erben des Medicus (1995)